Dass sich die US-Notenbank für ihre nächste Zinsentscheidung im September noch nicht fest gelegt hat, wurde von den Investoren begrüßt. Ich hatte dieses Szenario ja ebenfalls im Blog vom Montag als wünschenswert bezeichnet. Das Problem der Zinskeule ist, dass es kein filigranes Instrument ist – es kann Monate dauern, bis die Auswirkungen sichtbar sind. Insofern sich der Preisauftrieb bis dahin ein wenig beruhigt, der wichtigste Wert bleibt die Kerninflation, ist es zumindest denkbar, dass die Notenbank wieder zu Trippelschritten zurück kehrt. Da Powell betonte, dass er keine Rezession sähe und „eigentlich“ auch nicht erwarte, beflügelte seine Zuversicht Aktien und Rohstoffe. Trotzdem, die Rezession könnte noch kommen - und dieses Mal würde die FED nicht wie sonst üblich unterstützend eingreifen. Denn solange die Inflation ihr dabei im Wege steht, ist sie ja der Auslöser und zudem schlimmstenfalls Brandbeschleuniger. Deshalb war der Verzicht auf eine weitere falkenhafte Ankündigung so wichtig. Nachbörslich goss Meta (Facebook (NASDAQ:META)) ein wenig Wasser in den Wein: wie befürchtet fiel das Zahlenwerk erneut schlecht aus. Die Reaktion mit -5% ist jedoch moderat vor dem Hintergrund, dass die Aktie gestern stark zugelegt hatte: aktuell nur -2% ggü. vorgestern Abend. Heute Abend kommen Apple (NASDAQ:AAPL), Amazon (NASDAQ:AMZN) und Intel (NASDAQ:INTC) mit ihrem Zahlenwerk. Morgan Stanley´s oberster Aktienstratege traut dem Kursanstieg nicht, meint, es sei eine Falle. Er geht von einem weiter aggressiven Kurs der FED aus. Freilich war er einer der größten Bären mit einem S&P-Kursziel von temporär 3000. Insofern kann es auch trotziger Pessimismus sein. Jedoch steht ihm ein Argument zur Seite: Powell verwies gestern auf die hauseigene FED-Schätzung über die Zinsentwicklung. Stand Mitte Juni sahen die Notenbanker den Gipfel erst in 2023 und zudem auf einem deutlich höheren Plateau, als es der Markt derzeit einpreist. Asiens Börsen nahmen die gute Stimmung aus den USA nicht auf. In China legten Immobilienentwickler zu – Ursache s.a. hier meinen Blog vom Montag. Im Sog ziehen global Rohstoffwerte deutlich an. Erneuerbare Energie erneut fest: ein lange umkämpftes Ausgabenpaket für ein Energie- und Klimaprogramm in den USA steht vor der Verabschiedung. Europas Börsen heute tief zerrissen: Zykliker (NYSE:XLY) freundlich, defensive Sektoren schwach. Der apano-Stimmungsindex verliert 4 Punkte wegen schwachen italienischen Staatsanleihen und festem Goldpreis und gewinnt 3 wegen relevant fallender Creditspreads. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.