Die Aktienmärkte eröffnen den Handel am Freitag verhalten im Vorfeld einer Reihe wichtiger Daten. So werden heute die Verbraucherpreise in den USA veröffentlicht. Am Wochenende steht die erste Runde der Parlamentswahlen in Frankreich an, deren Ausgang für die europäischen Kapitalmärkte brisant ist. Investoren haben sich massiv gegen französische Anleihen und Banken positioniert, da ihrer Meinung nach sowohl ein Sieg der Rechten als auch der Linken eine enorme Belastung für den französischen Staatshaushalt darstellen könnte. Hier scheint vielleicht ein Blick nach Italien angebracht, wo sich die schlimmsten Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Wahlsieg von Giorgia Melonis Fratelli d’Italia in Italien nicht bewahrheitet haben.
Das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer Donald Trump ist, glaubt man den Reaktionen an den Wettbörsen, zugunsten von Ex-Präsident Trump ausgegangen zu sein. Der erkältete Biden stolperte regelrecht durch die Wortwechsel. Bei den Demokraten wächst damit die Sorge, ob ihr betagter Kandidat den Republikaner Trump im November schlagen kann.
Bis zu den US-Preisdaten am Nachmittag dürfte sich eine gewisse Zurückhaltung einstellen. Zum heutigen Halbjahresultimo an den Börsen ist mit einigen Zielquotenanpassungen großer institutioneller Portfolios zu rechnen. Goldman Sachs (NYSE:GS) rechnet in diesem Zusammenhang in den USA mit Aktienverkäufen durch Pensionskassen in Höhe von elf Milliarden US-Dollar. Die Zinsen haben sich kaum verändert, zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren bei 4,31 Prozent, deutsche Bundesanleihen bei 2,45 Prozent.
Auf der Agenda stehen heute die Umfrage der EZB zu den Verbrauchererwartungen, Inflationsdaten aus Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien sowie Arbeitslosenzahlen aus Deutschland und Norwegen. Von den Notenbankern werden Villeroy von der EZB, Bunge (NYSE:BG) von der Riksbank und Barkin von der Fed sprechen.
Die asiatischen Börsen profitierten von den Vorgaben der Wall Street. Dort legten die Indizes moderat zu, während am Anleihemarkt die Renditen fielen. In Japan nennen Marktteilnehmer weiterhin den auf ein neues 37-Jahrestief gefallenen Yen als stützenden Faktor für den Aktienmarkt. Zudem stieg die japanische Industrieproduktion im Mai stärker als erwartet. Der japanische Finanzminister Shunichi Suzuki (TYO:7269) kündigte an, die Regierung werde geeignete Maßnahmen ergreifen, um eine zu starke Abwertung des Yen zu verhindern. Suzuki wollte sich jedoch nicht dazu äußern, ob er die jüngste Abwertung des Yen für übertrieben hält.
Indien dürfte weitere Milliarden Dollar an Kapitalzuflüssen anlocken, da JPMorgan (NYSE:JPM) die Staatsanleihen des Landes ab Freitag in seinen Schwellenländerindex aufnehmen wird.
In den USA griffen Händler, die sich auf den von der Fed bevorzugten Inflationsindikator vorbereiteten, am Donnerstag bei Staatsanleihen zu, da mehrere Daten auf eine Verlangsamung des Wachstums im Zusammenhang mit der "Higher-for-Longer"-Politik der Fed hindeuteten. So wurde im ersten Quartal ein Rückgang der privaten Konsumausgaben auf annualisiert 1,5 Prozent verzeichnet. Weitere Veröffentlichungen zeigten Rückgänge bei den Aufträgen und Lieferungen von Investitionsgütern, eine Schwäche auf dem Arbeitsmarkt und einen Rückgang bei den Hauskäufen.
Von Unternehmensseite gab es einige negative Meldungen. Die Aktien von Nike (NYSE:NKE) fielen, nachdem der weltgrößte Sportbekleidungshersteller einen Ausblick für das Gesamtjahr gegeben hatte, der hinter den Erwartungen zurückblieb. In Europa rechnet L'Oréal (EPA:OREP) nach den Worten seines Vorstandsvorsitzenden in diesem Jahr mit einem langsameren Wachstum desgesamten Kosmetikmarktes, da die Schwäche in China nach Jahren rasanten Wachstums die Umsätze belastet.
Der apano-Börsen-Stimmungsindex verliert am Freitag zwei Punkte aufgrund des stagnierenden Stoxx-600-Index und stellt sich damit auf immer noch neutrale 14 Punkte ein.