Im gestrigen Späthandel konnte dank einer plötzlichen Rallye der Techwerte ein bis dahin schwach verlaufener US-Börsentag in ein positives Ende gedreht werden. Laut Bloomberg war das einem positiven Statement des US-Präsidenten zur Förderung der AI-Technologie zu verdanken. CNN veröffentlichte Bidens Aussagen um 19:32 MEZ. Das Schwergewicht Nvidia (NASDAQ:NVDA) zog nach anfänglichen Abgaben dann zwischen 20:15 und 21:15 MEZ um 2,4% an. Meta (NASDAQ:META) erholte sich sogar um 4,5%, was aber auch an den positiv aufgenommenen Aussagen von Zuckerberg und Cox auf der Firmenkonferenz Meta Connect lag. Stark performten erneut die Energiewerte (NYSE:XLE), nachdem ein gemeldeter deutlicher Rückgang der Rohöllagerbestände (-2,2 Mio Barrel in der Vorwoche) den Ölpreis weiter anfeuerte. Freilich hat dies etliche Branchen und auch defensive Titel ausgebremst. Denn unter Beobachtern gilt das „schwarze Gold“ derzeit als einer der wichtigsten Gründe, warum die weltweiten Renditen immer weiter klettern - wegen der zu erwartenden Auswirkungen auf die Entwicklung der globalen Inflation. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen sprang im Gleichschritt mit den Ölpreisen auf ein neues Zyklushoch und stoppte erst bei 4,63% (aktuell 4,64%). Diese Frage wird für US-Anleger immer drängender: brauche ich bei diesen Renditen Aktien? Lediglich Unternehmen mit mäßiger Verschuldung und zugleich überdurchschnittlichen Wachstumserwartungen scheinen noch eine echte Alternative zu sein. Aktuell warten die US-Investoren auf Daten zum Arbeitsmarkt und ein Update, wie sich das BIP in Q2 entwickelt hat. Die wichtigste Zahl kommt aber erst morgen: die persönlichen Konsumausgaben (PCE), das favorisierte Inflationsmaß der US-Notenbank.
In Europa warten die Anleger auf die Veröffentlichung der September - Verbraucherpreise in Deutschland. Prognostiziert ist eine deutliche Beruhigung der Jahresveränderung von 6,1% im August auf nun 4,6%. Der vorhin veröffentlichte Wert für Spanien belief sich auf 3,5%, das war auch so erwartet worden. Auffallend ist seit gestern der Verlauf des DAX. Es ist ausgeprägte Hektik im Index erkennbar, was Rückschlüsse auf lebhaftes Tauziehen zwischen Bären und Schnäppchenjägern zulässt. In Anbetracht der hohen Wahrscheinlichkeit eines US-Regierungsshutdowns, der steigenden Energiekosten und der immer weiter anziehenden Renditen sehen wir wenig Chancen auf einen tragfähigen Boden und haben deshalb gestern die Nettoquote im apano Global Systematik weiter abgesenkt auf 45%. Die letzte große Bastion – Japan – gerät inzwischen auch ins Wanken: auch wenn ein Teil des heutigen Kursrückgangs auf Dividendenzahlungen zurückgeführt werden kann, so löst der Rutsch unter die 100-Tagelinie bei uns Stopp Loss - Verkäufe im Topix und Nikkei aus. Ohnehin werden wir heute den Allokationsgrad auf unter 40% reduzieren. Denn der apano Börsen-Stimmungsindex (s.u.) empfiehlt uns nun eine Nettoquote von 0%! Die ursprünglich geplante sukzessive Aufstockung der US-Staatsanleihen bei jeweils 10 Basispunkten Renditeanstieg haben wir bei 4,45% vorläufig auf Eis gelegt. Die Korrelation zu den Aktien ist derzeit zu hoch – das bedeutet, statt glättender Diversifikation steigt momentan das Portfoliorisiko mit der Aufnahme von Bonds. Ohnehin ist das eine immer realistischer erscheinende Gefahr: der gleichzeitige Verfall der Aktien- und Anleihekurse könnte sich in einem gewaltigen „Sell off“ (Deleveraging) entladen, falls größere Akteure liquidieren müssen, weil ihre Risikobudgets erschöpft sind.
Im APX verliert der USD 4 Punkte: gemäß unserer Definition liegt im mittlerweile zu festen Greenback nun eine globale Verwerfung vor. Nach den US-Staatsanleihen befinden sich jetzt auch ihre deutschen Pendants nach unserer Lesart im Rentencrash: -4 Punkte. US-Vola: -1. Mit -28 steht der APX auf dem niedrigsten Wert seit Herbst 2022. Damals grassierte die Furcht vor den wirtschaftlichen Folge der explodierenden Gaspreise und vor Versorgungsknappheit.