Die Entscheidung von OPEC+, die Ölförderung einiger Mitgliedsstaaten von Mai bis Ende 2023 um mehr als eine Million Barrel pro Tag zu drosseln, hat die Märkte überrascht. Zeitgleich will bekanntlich Russland seine Produktion um 500T Barrel pro Tag reduzieren. Auf der Gegenseite wird erwartet, dass im Zuge des Hochfahrens der chinesischen Wirtschaft allein von dort die tägliche Nachfrage im zweiten Halbjahr wieder 16 Mio Barrel erreichen wird. Wegen des zu geringen Angebots kursieren nun Schätzungen, dass der Ölpreis um 20-25 USD steigen könnte – Brent also auf ca. 100 USD. Das ist natürlich kontraproduktiv, waren es doch gerade die Energiepreise, deren deutlicher Rückgang zuletzt Hoffnungen aufkommen ließ, dass der globale Inflationsdruck nachlässt. An den Rentenmärkten ist die erste Reaktion nachvollziehbar negativ.
Der chinesische Caixin-Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes verringerte sich im März ggü. Februar um 1,6 Punkte auf 50,0. Der vierteljährlich erscheinende Tankan-Report berichtet, dass sich die Stimmung unter Japans Produzenten im ersten Quartal 2023 zum fünften Mal in Folge verschlechtert hat. Mit +1 nach +7 fiel der Index stärker zurück als erwartet (+4). Sorgen bereiten den japanischen Unternehmenslenkern die Rohstoffkosten und der Zustand der Weltkonjunktur. Trotz der verhaltenen Nachrichten starteten beide Länder auf Indexebene positiv in das neue Quartal. China geht in die Gegenoffensive und attackierte am Freitag Micron (NASDAQ:MU) Technologies. Das belastete heute früh mit Zeitverzögerung die asiatischen Chipwerte und löste eine Kursrallye bei den chinesischen Halbleiteraktien aus.
Der Euroraum-Industrie PMI für den März beträgt in zweiter Veröffentlichung 47,3 (zuvor 47,1) nach 48,5 im Februar. Der Rückgang liegt aber insbesondere an der Verkürzung der Lieferfristen, was von dem Index als Nachfrageabschwächung interpretiert wird, tatsächlich wohl aber an den verbesserten Lieferketten liegt. Für diese These spricht auch der gemeldete Anstieg der Produktion. Der STXE 600 startet auf Indexebene behauptet in das zweite Quartal. Stabilisierend und mit weitem Abstand vorne der Sektor Energie, der wegen des haussierenden Ölpreises um 3,5% zulegt. Auch Bankwerte setzen ihre Erholung fort. Ansonsten aber belastet natürlich die Meldung der OPEC+, weshalb alle anderen Sektoren eher zögerlich performen. Die Vorgaben waren/sind ansonsten günstig: ein neues Quartal spült normalerweise frisches Geld an die Märkte und insbesondere der feste US-Markt hatte eine Steilvorlage geliefert.
An den US-Börsen (ETR:SXR4) hatte am Freitag der unter den Prognosen liegende PCE-Februarwert stimuliert. Für die Kernrate war ein Anstieg um 0,4% (+4,7% ggü. Vorjahr) erwartet worden, tatsächlich lag der Wert um jeweils 0,1% niedriger. Dieser Preisindex ist für die US-Notenbank der wichtigste Impulsgeber ihrer Zinspolitik. Da die FED wegen des Kollapses der SVB ohnehin vorgewarnt war, hat sie nun eine gute Begründung, um ohne Gesichtsverlust ihre Straffungen als (nahezu) beendet verkünden zu können. Dass die Verbraucherausgaben mit +0,2% niedriger ausgefallen waren als mit +0,3% erwartet, kann sie zudem als Bestätigung werten, dass die von ihr angestrebte Abbremsung der Nachfrage greift. Insbesondere die zinsreagiblen Nasdaq-Schwergewichte profitierten am Freitag von diesen Nachrichten. Natürlich dürften hier aber auch Window-Dressing Aktivitäten eine Rolle gespielt haben: die Nasdaq-Werte waren der große Gewinner des ersten Quartals. Während der Nasdaq 100 in Q1 um ca. 17% zugelegt hat, traten der gleich gewichtete S&P 500 und auch der Dow Jones auf der Stelle. Mit anderen Worten: ohne die Techwerte hätten die US-Börsen in Q1 negativ performt.
Der APX hatte letzte Woche um 13 Punkte zugelegt. Heute gibt er davon drei Punkte ab.