Im Januar ist Chinas Wirtschaftsaktivität expandiert. Das war den Inlandsaufträgen zu verdanken und dem privaten Konsum. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) sprang von 42,6 auf 52,9. Die Komponente „Verarbeitendes Gewerbe“ stieg von 47,0 im Dezember auf 50,1. Regelrecht explodiert ist die Komponente „Dienstleistungen“: von 41,6 auf 54,4. Freilich hängt dies auch mit den Lunar New Year Holidays zusammen. Der starke Anstieg der Binnenaktivität ist natürlich eine direkte Folge des Endes der Covid-Beschränkungen, Auffülleffekte der Lagerbestände befeuerten die Produktion. Chinas Regierung hat am Wochenende verkündet, dass sie die Wiederbelebung des privaten Konsums als Wachstumsmotor anstrebe. Schattensete des Reports: die Auslandsnachfrage blieb unverändert schwach. Chinas Industrie verzeichnete 2022 einen Gewinnrückgang um 4%, die negative Tendenz hat sich im Dezember beschleunigt.
Der IWF hat seine Prognose für Chinas BIP in 2023 von 4,4% auf 5,3% erhöht. Das ist der Hauptgrund, warum sie die Erwartungen für das globale Wachstum in 2023 ggü. der Oktoberschätzung von 2,7 auf 2,9% anhob. Jedoch wurde die Prognose für 2024 von 3,2 auf 3,1 Prozent gesenkt. Skepsis besteht insbesondere gegenüber Großbritanniens Wirtschaft.
Samsung (F:SAMEq) Electronics berichtete heute über schleppende Nachfrage nach Smartphones und Halbleitern. Die Aktie verlor 3,5%. In Hongkong setzte sich die Korrektur der Technologiewerte fort, teilweise war das ein Nachholeffekt wegen der US-Börsen (ETR:SXR4), wo gestern die entsprechenden ADRs unter heftigen Gewinnmitnahmen litten. Als zweiter Grund wird genannt, dass die Erwartungen zu dem Verhalten der chinesischen Verbraucher vielleicht zu optimistisch seien. Japans Industrieproduktion war im Dezember um 0,1% rückläufig, das war besser als erwartet (-1,2%). Der Einzelhandelsumsatz stieg im Dezember um 3,8% zum Vorjahr.
Frankreichs privater Konsum sank im Dezember überraschend um 1,3% gg. dem November. Die Prognosen hatten bei +0,2% gelegen. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex wies im Januar einen Anstieg der Jahresteuerung um 7% auf nach 6,7 Prozent im Dezember, exakt wie erwartet. Einen Rückschlag verzeichnete der deutsche Einzelhandel im Dezember: nach Abzug der Inflation fielen die Umsätze gegenüber dem November um 5,3%, anstatt wie prognostiziert leicht zu wachsen. Zugleich hat sich der Inflationsdruck weniger deutlich als erwartet verringert. Die Importpreise stiegen um 12,6 Prozent (im November um 14,5%), prognostiziert war ein Rückgang auf +12,2%. Im Gesamtjahr lag der Anstieg bei +26,3%. Die Wirtschaft in der Eurozone ist im 4. Quartal laut Eurostat um 0,1% ggü. Q3 gewachsen, befragte Volkswirte hatten -0,1% vorhergesagt. Im Vergleich zu Q4 2021 betrug der Anstieg 1,9% (Prognose +1,7%).
Die negativen Daten zum Verbraucherverhalten in den beiden größten Volkswirtschaften der Euozone belasten heute früh den STXE 600. Hinzu gesellen sich die negativen Vorgaben des gestrigen US-Handelsverlaufs und die nachgebenden US-Futures. Offenbar sitzt die Angst doch tief, dass die FED den Hoffnungen auf einen Richtungswechsel in ihrer Zinspolitik eine klare Absage erteilt. Ich kann mir vorstellen, dass Powell mit „Zuckerbrot und Peitsche“ vorstellig wird: ja - dieses Mal nur 0,25%, weil die Tendenz der Inflation in die richtige Richtung geht. Aber wehe, wenn sich das ändert, dann ist auch eine erneute Verschärfung denkbar. Absenkung keinesfalls vor Ende 2023. So ungefähr wird es wohl auf der PK klingen. Wahrscheinlich zu wenig, um die Märkte auf die nächste Stufe zu katapultieren. Eine Bloomberg-Umfrage zeigt, dass die Investoren offenbar wenig Vertrauen in US-Aktien haben. Am optimischsten sind Privatanleger, am skeptischsten institutionelle Großanleger und Fondsmanager. 70% (!) der 383 befragten Investoren gehen von einem Test der 2022er Tiefs aus. Wahrscheinlichster Zeitraum des Tiefs: Sommer 2023. Als Ursache für den Pessimismus wird vor allem eine erwartete Margenerosion genannt.