der gestrige Handelstag präsentierte sich mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten. Die guten Vorgaben aus Fernost und Europa wurden durch kräftige Kursverluste der US-Börsen ab dem Nachmittag fast vollständig ausradiert. Auslöser der schwachen US-Börsen waren wohl die jüngsten Umfragen, die nun darauf hindeuten, dass die Demokraten bei den Senatswahlen in Georgia beide Sitze gewinnen könnten. Das galt bis zur perfekt getimten Veröffentlichung des kritischen Trump-Telefonats als äußerst unwahrscheinlich. Ich hatte Anfang November vor der Gefahr einer „Blauen Welle“ für die Börsen gewarnt, denn eine Mehrheit der Demokraten sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat kann mittelfristig Gesetzesänderungen bewirken, die für etliche US-Unternehmen unangenehm werden könnten. Jedoch sollten drei Fakten beachtet werden: Georgia stimmt nicht für oder gegen Donald Trump, sondern wählt zwei Volksvertreter. Zudem würden selbst bei einem Doppelsieg die Demokraten lediglich über ein Patt im Senat verfügen. Auch wenn Kamala Harris bei Stimmengleichheit die ausschlaggebende Entscheidung fällen könnte, würde schon ein einziger Abweichler ausreichen, um extreme Gesetzesvorhaben zu verhindern. Drittens sind das gedankliche Mittelfristplanspiele – zunächst steht die Pandemiebekämpfung im Vordergrund. Trotzdem kann das Thema die nächsten Tage belasten. Gold ist gestern mit den erhöhten Gewinnaussichten der Demokraten aus seinem Abwärtskanal nach oben ausgebrochen, weil die Chancen auf höhere Stimuli - und damit höhere Verschuldung - steigen. Der KOSPI setzt seinen Höhenflug mit einem neuen Allzeithoch fort. Chinas Börsen nähern sich Mehrjahreshochs, sie profitieren seit Tagen von der Erlaubnis für die heimischen Kapitalsammelstellen, die Aktienquote erhöhen zu dürfen. Heute beflügelt zudem die Entscheidung der New York Stock Exchange, von dem wegen Verbindungen zum chinesischen Militär durch den US-Präsidenten angeordneten geplanten Delisting von China Telecom (HK:0728), China Mobilcom und China Unicom (HK:0762) und CNOOC (HK:0883) abzusehen. Freilich laufen im Hintergrund die diesbezüglichen Prüfungen weiter. Covid ist natürlich auch weiterhin ein Thema, konkret ablesbar am heute erneut schwächeren Nikkei 225 – für Tokio und drei weitere Präfekturen drohen Lockdowns – als auch an den Creditspreads, die sich wegen der voraussichtlichen mehrwöchigen Verlängerung der europäischen Lockdowns heute deutlich ausweiten. Die Erholung des Kupferpreises bringt dem apano-Stimmungsindex vier Pluspunkte.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.