Die Wall Street hat in dieser Woche die Berichtssaison für das dritte Quartal eingeläutet und könnte - so die Hoffnung der Anleger - eine der besten seit Jahren werden, da die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf viele Sektoren nachlassen.
Während sich der NASDAQ Composite einem Allzeithoch nähert, richtet sich das Augenmerk in den kommenden Tagen einmal mehr auf die fünf US-Technologieriesen - auch FAAMG genannt -, die noch in diesem Monat ihre Quartalsergebnisse vorlegen werden.
Alle fünf dürften erneut glänzende Quartalsergebnisse erzielt haben, und alle sind angesichts ihrer anhaltenden Dominanz im nach wie vor boomenden Technologiesektor eine Überlegung wert.
1. Facebook
- Berichtstermin: Montag, der 25. Oktober, nach Börsenschluss in New York
- Geschätztes Gewinnwachstum: +17,3% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +37,4% gegenüber dem Vorjahr
- Kursentwicklung seit Jahresbeginn: +24,5%
- Börsenwert: 969,7 Milliarden US-Dollar
Facebook (NASDAQ:FB) – das im Q2 sein stärkstes Umsatzwachstum seit 2016 verzeichnete, aber vor einer deutlichen Verlangsamung gewarnt hatte - wird am 25. Oktober seine Q3-Ergebnisse veröffentlichen.
Analysten sagen unisono einen Gewinn pro Aktie (GpA) von 3,18 Dollar voraus, was einem Anstieg von rund 17% gegenüber dem Gewinn je Aktie von 2,71 Dollar im Vorjahreszeitraum entspricht. Der Umsatz dürfte um 37% im Jahresvergleich auf ein Rekordhoch von 29,5 Milliarden Dollar klettern, angetrieben durch die starke Nachfrage von Werbetreibenden und höheren Anzeigenpreisen.
Wie üblich wird der Markt besonders auf die Updates von Facebook hinsichtlich der aktiven Nutzerkonten und des durchschnittlichen Umsatzes pro Nutzer (ARPU) achten - zwei Schlüsselkennzahlen für soziale Netzwerke.
Facebook teilte mit, dass die Zahl der täglich aktiven Nutzer (daily active users, DAUs) im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 7% auf 1,91 Milliarden gestiegen ist genau wie die der monatlich aktiven Nutzer (monthly active users, MAUs), die sich ebenfalls um 7% auf 2,90 Milliarden erhöht hat. Unterdessen wuchs der ARPU zweistellig um 19% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10,12 Dollar.
Darüber hinaus werden sich die Anleger vor allem dafür interessieren, was CEO Mark Zuckerberg zu den negativen Auswirkungen potenzieller regulatorischer Maßnahmen zu sagen hat. Auch Kommentare zu den jüngsten Änderungen in Apples iOS, welche die Fähigkeit von Facebook einschränken, die Aktivitäten seiner Nutzer über Websites von Drittanbietern hin zu verfolgen, dürften mit Spannung erwartet werden.
Die FB-Aktie, die seit Jahresbeginn um 24,5 % zugelegt hat, beendete den Handel gestern Abend bei 339,99 Dollar. Damit lag sie nur knapp unter ihrem am 1. September erreichten Rekordhoch von 384,33 Dollar. Auf dem aktuellen Niveau wird das in Menlo Park, Kalifornien, ansässige Unternehmen mit 969,7 Milliarden Dollar bewertet und ist damit das fünftwertvollste Unternehmen an der US-Börse.
Der Social-Media-Riese, der von höheren Werbeausgaben profitiert, hat mittlerweile rund 3,51 Milliarden monatliche Nutzer in seiner App-Familie, zu der neben Facebook die Plattformen Instagram, Messenger und WhatsApp gehören.
2. Google
- Berichtstermin: Dienstag, der 26. Oktober, nach Börsenschluss
- Geschätztes Gewinnwachstum: +44,6% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +37,4% gegenüber dem Vorjahr
- Kursentwicklung seit Jahresbeginn: +63,5%
- Börsenwert: 1,91 Billionen US-Dollar
Googles Konzernmutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL), deren Gewinn und Umsatz im zweiten Quartal deutlich über den Erwartungen lagen, veröffentlicht ihre nächsten Finanzergebnisse am 26. Oktober.
Die Schätzungen sehen den Gewinn bei durchschnittlich 23,72 Dollar pro Aktie, eine Verbesserung um fast 45% gegenüber dem GpA von 16,40 Dollar in der Vergleichsperiode vor einem Jahr. Der Umsatz soll dank des anhaltenden Booms bei den Ausgaben für digitale Anzeigen ein Allzeithoch von 63,4 Milliarden Dollar erreichen, rund 37% mehr als die 46,1 Milliarden Dollar im letzten Jahr.
Die Investoren werden weiterhin vorrangig die Wachstumsraten von Googles Kerngeschäft mit Werbeeinnahmen im Auge haben, das im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 69% auf 50,4 Milliarden Dollar gewachsen ist. Auch YouTubes Werbeeinnahmen, die im letzten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 83% auf 7,00 Milliarden Dollar gestiegen sind, dürften von Interesse sein.
Ein Segment, das erneut glänzende Wachstumszahlen abliefern sollte, ist Alphabets lukrative Google Cloud Platform, deren Umsatz im zweiten Quartal um 54% auf 4,63 Milliarden Dollar hochschoss.
Der Markt wird auch gespannt sein, neue Details zu der laufenden Kartellklage des US-Justizministeriums gegen Google zu erfahren. Ein Teil des Verfahrens konzentriert sich auf Vorwürfe, dass der Technologieriese seine Internetsuchfunktion monopolisiert, um den Wettbewerb zu behindern.
Die Alphabet-Aktie beendete den Handel gestern Abend bei 2.864,70 Dollar, in Sichtweite ihres jüngsten Rekordhochs vom 1. September von 2.925,10 Dollar. Der Konzern aus Mountain View, Kalifornien hat eine Marktkapitalisierung von 1,91 Billionen Dollar und steht damit auf Platz vier der wertvollsten Unternehmen, die an einer US-Börse gehandelt werden.
GOOGL ist bislang im Jahr 2021 mit einem Plus von 63,5 % die beste FAAMG-Aktie. Das Unternehmen profitiert vor allem von der breiten Stärke des Online-Werbemarktes.
3. Microsoft
- Berichtstermin: Dienstag, der 26. Oktober, nach Börsenschluss
- Geschätztes Gewinnwachstum: +13,8% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +18,3% gegenüber dem Vorjahr
- Kursentwicklung seit Jahresbeginn: +38,6%
- Börsenwert: 2,31 Billionen US-Dollar
Microsoft (NASDAQ:MSFT), das im letzten Quartal die Gewinn- und Umsatzerwartungen deutlich übertroffen und eine optimistische Prognose abgegeben hatte, gibt seine neuen Geschäftsergebnisse voraussichtlich am 26. Oktober bekannt.
Analysten schätzen im Durchschnitt, dass der Softwareriese für das erste Geschäftsquartal einen Gewinn pro Aktie von 2,07 Dollar ausweisen wird, was einer Verbesserung von fast 14% gegenüber dem GpA von 1,82 Dollar im Vorjahreszeitraum entspricht. Der Umsatz soll im Vergleich zum Vorjahr um fast 18 % auf 44 Milliarden Dollar gestiegen sein. Profitieren dürfte der Konzern dabei von der hohen Nachfrage nach seinen Cloud-Computing-Diensten.
Daher werden sich die Investoren auf das Wachstum des boomenden Geschäftsbereichs Intelligent Cloud von Microsoft konzentrieren, das Azure, SQL Server, Windows Server, GitHub und andere Unternehmensdienste umfasst. Der Umsatz von Microsoft mit kommerziellen Clouds stieg im letzten Quartal im Jahresvergleich um 30% auf 17,3 Milliarden US-Dollar, während der Erlös mit seinen Azure-Diensten um 51% hochschnellte.
Eine weitere wichtige Frage ist, wie sich die Microsoft-Sparte Productivity and Business Processes in diesem Quartal entwickelt hat. Dieses Segment, das für die Cloud-Produktivitätssoftware Office 365, die Kommunikations-App Teams, LinkedIn sowie Dynamics-Produkte und Cloud-Dienste steht, verzeichnete im vergangenen Quartal ein Umsatzwachstum von 25 % auf 14,6 Milliarden Dollar.
MSFT beendete den Handel gestern auf einem Allzeithoch von 308,23 Dollar. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,31 Billionen Dollar ist Microsoft das zweitwertvollste Unternehmen in den USA. Die Aktie des Technologie-Titanen mit Sitz in Redmond im US-Bundesstaat Washington hat sich seit Jahresbeginn dank der robusten Nachfrage nach seinen Cloud-basierten Angeboten um fast 39% verteuert.
4. Apple
- Berichtstermin: Donnerstag, der 28. Oktober, nach Börsenschluss
- Geschätztes Gewinnwachstum: +68,5% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +31,3% gegenüber dem Vorjahr
- Kursentwicklung seit Jahresbeginn: +12,1%
- Börsenwert: 2,46 Billionen US-Dollar
Apple (NASDAQ:AAPL) - das im vergangenen Quartal glänzende Gewinn- und Umsatzzahlen gemeldet hatte - wird seine neuen Finanzergebnisse am 28. Oktober präsentieren.
Analysten sehen den Gewinn je Aktie im vierten Quartal des Geschäftsjahres einhellig bei 1,23 Dollar, was einem Anstieg von fast 69% gegenüber dem Gewinn je Aktie von 0,73 Dollar im Vorjahreszeitraum entspräche. Der Umsatz soll im Jahresvergleich um mehr als 31% auf 84,9 Milliarden Dollar gestiegen sein, da der Konzern von der robusten Nachfrage nach 5G-fähigen iPhone-Modellen profitiert.
Daher dürfte die Wall Street dem Wachstum des iPhone-Umsatzes, der im letzten Quartal um fast 50 % auf 39,5 Milliarden Dollar anstieg, große Aufmerksamkeit schenken. Von Interesse sind auch alle Updates zum iPad- und Mac-Geschäft, die im letzten Quartal Umsatzzuwächse von 16 % bzw. 12 % erzielten. Der Konzern sieht sich ähnlich wie andere Unternehmen mit Lieferengpässen infolge der weltweiten Chip-Knappheit konfrontiert.
Darüber hinaus wird das Dienstleistungsgeschäft von Apple – zu dem der App Store, AppleCare, iCloud, Apple Pay, Apple Music, Apple TV+ und Apple Fitness+ gehören – im Visier der Anleger stehen, nachdem es im vergangenen Quartal ein Umsatzwachstum von 33% gegenüber dem Vorjahr erzielt hatte.
Noch wichtiger für die Anleger wäre, dass Apple einen Ausblick auf das lukrative Weihnachtsquartal abgibt. Das Unternehmen hat seit Beginn der Covid-19-Pandemie keine Prognose abgegeben und dies mit der Unsicherheit über deren Auswirkungen auf sein Geschäft begründet.
AAPL erreichte am 7. September ein Allzeithoch von 157,26 Dollar und pendelte sich am Dienstag bei 148,76 Dollar ein. Auf dem aktuellem Niveau hat der Unterhaltungselektronikkonzern eine Marktkapitalisierung von 2,46 Billionen Dollar und ist damit das wertvollste Unternehmen, das am US-Aktienmarkt gehandelt wird.
Die Aktien des in Cupertino, Kalifornien, ansässigen Konzerns sind seit Anfang 2021 um etwa 12 % gestiegen und haben sich damit schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt. Grund dafür ist die Sorge um regulatorische und rechtliche Fragen in den USA und Europa.
5. Amazon
- Berichtstermin: Donnerstag, der 28. Oktober, nach Börsenschluss
- Geschätztes Gewinnwachstum: -28,1% pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr
- Geschätztes Umsatzwachstum: +16,1% gegenüber dem Vorjahr
- Kursentwicklung seit Jahresbeginn: +5,7%
- Börsenwert: 1,74 Billionen US-Dollar
Das letzte Quartal war das erste seit drei Jahren, in dem Amazon.com (NASDAQ:AMZN) die Erwartungen verfehlte. Zudem gab der Global Player eine schwache Prognose ab. Am 28. Oktober wird sich herausstellen, ob diese eingetreten ist.
Im Durchschnitt erwarten die Analysten einen Gewinn pro Aktie von 8,90 Dollar, was einem Rückgang von 28% gegenüber dem GpA von 12,37 Dollar im dritten Quartal 2020 entspricht, da die Kosten im Zusammenhang mit Covid-19 gestiegen sind. Der Umsatz soll gegenüber dem Vorjahreszeitraum um etwa 16% auf 111,6 Milliarden Dollar zulegen, was die anhaltende Stärke in den Geschäftsbereichen E-Commerce, Cloud-Computing und Werbung widerspiegelt.
Die Anleger werden sich weiterhin auf das boomende Cloud-Computing-Geschäft des Unternehmens konzentrieren, um zu sehen, ob es sein rasantes Wachstumstempo beibehalten kann. Der Umsatz von Amazon Web Services stieg im zweiten Quartal um 37% auf ein Allzeithoch von 14,8 Milliarden Dollar und zementierte damit seinen Platz als führender Anbieter im Bereich Cloud-Computing vor Microsoft Azure und Google Cloud.
Außerhalb der Kerngeschäfte Onlinehandel und Cloud werden auch die Werbeeinnahmen, die zunehmend Amazons Wachstum antreiben, im Fokus stehen. Amazon veröffentlicht zwar keine Werbeumsätze, aber sie sind in der Kategorie „Sonstige“ des Unternehmens enthalten, deren Umsatz im letzten Quartal um 87% hochgeschossen ist.
Von noch größerer Bedeutung für die Anleger sind womöglich Amazons Prognosen für Betriebsgewinn und Umsatz im entscheidenden vierten Quartal, das die Weihnachtszeit abdeckt.
Die AMZN-Aktie, die am 13. Juli mit 3.773,00 Dollar ein neues Rekordhoch erreichte, beendete den Handel gestern bei 3.444,15 Dollar. Mit einer Bewertung von 1,74 Billionen Dollar ist der E-Commerce- und Cloud-Riese mit Sitz in Seattle, Washington, das drittwertvollste Unternehmen am US-Aktienmarkt.
Amazon, das in 2020 mit einem Kursfeuerwerk von 76% einer der größten Gewinner der Covid-19-Gesundheitskrise war, musste sich in diesem Jahr mit 6% Wertzuwachs begnügen, da die Beschränkungen der Pandemie-Ära endeten und die Verbraucher in größerer Zahl in physische Einzelhandelsgeschäfte zurückkehrten.