- Der KBW Bank Index, der im Jahr 2021 um 35 % gestiegen war, ist jetzt trotz starker Verbraucherausgaben und steigender Zinsen um mehr als 13 % gesunken
- Jamie Dimon, CEO von JPMorgan, sieht einen wirtschaftlichen „Hurrikan“ am Horizont
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Einer der heißesten Trades auf dem Markt seit dem Corona-Crash 2020 verliert allmählich an Glanz. Konkret geht es um den US-Bankensektor. Nach einem Anstieg um 35 % im Jahr 2021 ist der KBW Bank Index seit Jahresbeginn um mehr als 13 % gefallen.
Die Verluste in der Branche wurden von einigen der größten Kreditgeber auf dem Markt angeführt, wobei Bank of America (NYSE:BAC) und JPMorgan Chase (NYSE:JPM) jeweils um rund 17 % einbrachen.
Der Kurseinbruch ist insofern ungewöhnlich, als die Banken theoretisch profitieren, wenn die Zentralbank die Zinssätze anhebt. Denn bei höheren Zinsen werden auch höhere Einnahmen aus Kreditprodukten wie Darlehen, Hypotheken und Kreditkartenschulden generiert.
Als die US-Notenbank beispielsweise Ende 2015 mit Zinserhöhungen begann, outperformten Bankaktien (NASDAQ:KBWB) den S&P 500 in den nächsten zwei Jahren deutlich.
Mit Einsetzen einer der aggressivsten geldpolitischen Straffungen befinden sich Bankaktien nun aber im freien Fall. Warum stoßen so viele Anleger ihre Aktien in dem Sektor derzeit ab?
Eine Erklärung dafür ist das Risiko einer Rezession, die viele Wachstumstreiber für Banken hemmen und den Schub durch höhere Zinsen neutralisieren könnte. In diesem Szenario steigen die Zinsen, aber Verbraucher und Unternehmen haben zu kämpfen, weil sie entweder weniger Kredite aufnehmen oder diese häufiger ausfallen.
Die Zeichen stehen auf Sturm
Die Warnung vor einem solchen gefürchteten Szenario kommt von niemand geringerem als den Banken selbst. Jamie Dimon, CEO von JPMorgan, warnte gestern die Anleger, sich auf einen wirtschaftlichen „Hurrikan“ vorzubereiten, da die Wirtschaft vor turmhohen Herausforderungen steht.
Dimon sagte am Mittwoch auf einer von AllianceBernstein Holdings organisierten Konferenz:
„Dieser Hurrikan ist direkt da draußen und kommt auf uns zu. Wir wissen nicht, ob es ein kleiner Orkan oder ein Hurrikan von der Sorte Sandy wird. Sie sollten sich daher gut vorbereiten.“
Es gibt auch Anzeichen dafür, dass die Kreditgeber nach mehreren Quartalen mit robustem Wachstum an der Ertragsfront Schwierigkeiten haben, ihre Einkommen zu steigern. Die Bank of America berichtete im April einen Gewinnrückgang von 12 % für das 1. Quartal, gefolgt von JPMorgan, Citigroup (NYSE :C) und Wells Fargo (NYSE:WFC) – alle berichten von zweistelligen Gewinnrückgängen im 1. Quartal. Alle außer der Bank of America meldeten niedrigere Einnahmen.
Auch die Geschäfte im Investmentbanking verlangsamten sich. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Störungen sollte das Schlussquartal für die US-Banken eigentlich die Rückkehr zur Normalität bedeuten. Stattdessen hat Russland die Ukraine überfallen und neue Hürden für die Weltwirtschaft auf dem Weg zur Erholung aufgestellt.
Aufgrund dieser Ereignisse stuften die Strategen von Morgan Stanley (NYSE:MS) Ende März den gesamten Finanzsektor herab und rieten den Anlegern, sich auf ein langsameres Wachstum in den USA einzustellen.
Der Silberstreif am Horizont ist, dass Verbraucher und Unternehmen finanziell gesund zu bleiben scheinen. Die Kreditvergabe ist im 1. Quartal bei vielen Banken gestiegen, eine willkommene Trendwende nach zwei Jahren lauer Kreditnachfrage während der Pandemie. Die Bank of America, die größte US-Bank, sieht eine steigende Kreditnachfrage für neue und bestehende Kreditprodukte.
Fazit
Da die Risiken für das Wirtschaftswachstum zunehmen und die Zukunftsaussichten unsicherer werden, erwarten die Anleger in diesem Jahr keine Outperformance der Bankaktien gegenüber dem breiteren Markt. Viele günstige Wachstumstreiber könnten die Bankaktien jedoch weiterhin stützen, wie z. B. eine verbesserte Kreditnachfrage und höhere Margen bei ihren Kreditprodukten.
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