Trump droht BRICS-Staaten mit 100% Zöllen

Veröffentlicht am 31.01.2025, 10:18
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EUR/USD eröffnet bei 1,0385 (05:18 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0378 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 154,34. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,28. EUR-CHF oszilliert bei 0,9452.

Märkte: EZB senkt um 0,25%, weiter Zuversicht

An den Finanzmärkten herrscht weiter Zuversicht. Die Tageshöchststände konnten jedoch nicht an den Aktienmärkten gehalten werden. Gewinnmitnahmen implizieren, dass aus Sicht der Marktteilnehmer Restrisiken gegeben sind.

Die EZB senkte den Leitzins von 3,15% auf 2,90% und den Anlagezins von 3,00% auf 2,75%. Die Verbalakrobatik impliziert, dass die EZB damit primär auf die instabile Ökonomie reagiert. Trotz der zuletzt anziehenden Preisdaten ist man in der EZB entspannt ob der zukünftigen Inflationsentwicklung. Kommentar: Kenntnisnahme erfolgt ...

Das Datenpotpourri lieferte aus der Eurozone einen positiven Impuls. Der Economic Sentiment Index stieg stärker als erwartet. Die Arbeitslosenquote der Eurozone bleibt niedrig. Dagegen verfehlten die BIP-Daten der Eurozone und Deutschlands die Prognosen. Der bedeutende Verband der deutschen Elektrotechnikbranche sendete zudem SOS-Signale (siehe unten). Auch die US-BIP-Daten verfehlten die Prognosen. Der Index anhängiger Hausverkäufe gab zudem stark nach. Ergo ergab sich keine Rückenwind für die Märkte.

Das Thema US-Zölle steht seit Wochen als potentieller Belastungsfaktor für Wirtschaft/Märkte im Raum. Das Thema wird griffiger. Die Zölle kommen, zunächst gegen Mexiko und Kanada (s.u.).

Aktienmärkte: Late Dax +0,41%, EuroStoxx 50 +1,07%, S&P 500 +0,47%, Dow Jones +0,37%, US Tech 100 +0,39%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:42 Uhr: Nikkei (Japan) +0,27%, CSI 300 (China) Feiertag, Hangseng (Hongkong) Feiertag, Sensex (Indien) +0,25% und Kospi (Südkorea) -1,30%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,52% (Vortag 2,57%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,54% (Vortag 4,54%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (-0,0041) ist gegenüber dem USD im Vortagesvergleich leichter. Gold (+32,00 USD) markierte bei 2.800 USD ein neues Allzeithoch, Silber (+0,59 USD) legte gegenüber dem USD signifikant zu.

Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 104.220 (05:45 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 730 USD.

Deutschland: Tragendes Element der Elektronikbranche in massiver Schieflage

Kommentierende Einleitung: Das Tempo, in dem tragende Branchen Deutschlands verfallen, ist außerhalb einer akuten globalen Krisenlage historisch einmalig. Der darin liegende Appell an die Politik sofort massivste Reformpolitik umzusetzen ist unüberhörbar.

Es darf diskutiert werden, ob unsere bekannte Schar von Experten (Ökonomen etc.), die die Regierungen begleiteten und damit Mitverantwortung trugen und tragen, vor diesem Hintergrund in ihren Positionen haltbar sind. In einem System der Freiheit führt Handeln zu Konsequenzen! Die Zeiten, sich opportune Geister seitens der Politik zu halten, muss ein Ende haben. Wissen, Können, Integrität und Demut vor der Verantwortung sind sinnvolle Maßstäbe.

Der Branchenverband ZVEI meldet für 2024 desaströse Zahlen. Verbandspräsident Kegel erkennt „erdrutschartige Rückgänge“ bei allen relevanten Kennziffern. Die Produktion sei um 9,3% eingebrochen. Die erst im Herbst von -2,0% auf -7,0% angepasste Prognose wurde deutlich verfehlt. Der Umsatz gab preislich unbereinigt um 6,4% auf 223 Mrd. EUR nach. Die Schwere des wirtschaftlichen Einbruchs würde deutlich, wenn man auf die Corona-Zeit (faktisches Wirtschaftsverbot) zurückblicke. So habe der Produktionsrückgang während der Hochphase der Pandemie, als zeitweise die Lieferketten gerissen sind, bei rund 6% gelegen.

Laut ZVEI werden die Kapazitäten nur noch zu 73% genutzt. Das seinen 10% weniger als im langjährigen Durchschnitt und liegt sicherlich mehr als 15% unter den Zielwerten, so Kegel. Der Auftragseingang sei anhaltend schwach und das Geschäftsklima weiterhin negativ. Für 2025 rechnet der ZVEI daher mit einem weiteren Schrumpfen der Produktion, vorerst um 2%, obwohl der Industriezweig auf Trends wie Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung spezialisiert ist.

Kommentar: Global ein Wachstumsmarkt, hier ein Schrumpfungsmarkt! Es ist grotesk und wird täglich grotesker. Die Folgen der aktuellen Regierungspolitik kulminieren in einer "Verzwergungspolitik", die eine grüne Transformation mangels der erforderlichen Mittel (4,5 Billionen EUR) verbietet und dem Land und den kommenden Generationen die Zukunft raubt.

In Deutschland, vom Geschäftsvolumen her der fünftgrößte Markt der Welt hinter China, den USA, Japan und Südkorea, gehe es steil bergab. Daran trage die Politik die Hauptschuld. Die Schwäche unseres Marktes ist zu einem guten Teil politisch hausgemacht, also nicht nurkonjunkturell, sondern auch struktureller Natur. Die Standortbedingungen seien in Teilen nicht wettbewerbsfähig. Man brauche eine Effizienzwende, nicht nur technologisch, sondern auchpolitisch und regulatorisch mit weniger Bürokratie, mehr Freiheit für Unternehmergeist und mehr Raum für Innovation und Investition. Ansonsten drohe das dritte Rezessionsjahr in Folge.

Denn die Wirtschaft hierzulande werde systematisch ausgebremst durch zu viel wirkungslose oder gar falsch wirkende Regulierung, zu hohe und volatile Energiepreise bei gleichzeitig mangelnder Versorgungssicherheit, zu hohe Arbeitskosten, zu wenig Wochenarbeitszeit, zu hohe Sozialbeiträge und eine zu hohe Unternehmensbesteuerung. Die bleibt schon seit Jahren unter seinen Möglichkeiten: Wir sind zu behäbig, zu kompliziert, zu ambitionslos. Es wird verwaltet und umverteilt und nicht gestaltet. Es fehlt an Mut, an Freude an Veränderung und an technologischem Fortschritt.

Kommentar: Es erfreut einen persönlich sehr, dass die Lobbyeliten sich allesamt auf die hier seit drei und mehr Jahren aufgegriffenen Themen besinnen. Ging das nicht etwas früher?

Eine neue Bundesregierung müsse nun schnell handeln, mahnt der ZVEI-Präsident. Denn der Industriestandort Deutschland drohe in Rutschen zu geraten. Der Vertrauensverlust sei nahezu überall zu vernehmen, so Kegel. Erschrecken müsse zudem, dass die Bundesrepublik auch als Forschungs- und Entwicklungsstandort zunehmend auf den Prüfstand gerät.

Kommentar: Widerspruch, er rutscht schon – Weltwirtschaft 23/24 +6,5%, D -0,5%, Delta 7%! ...

Trump droht BRICS-Staaten mit 100% Zöllen

Hintergrund: Der BRICS-Gruppe gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an. Im Jahr 2023 kamen Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu, und Anfang dieses Monats wurde Indonesien Mitglied. Die Gruppe hat keine gemeinsame Währung, aber die seit langem geführten Diskussionen über dieses Thema haben an Dynamik gewonnen, nachdem der Westen wegen des Krieges in der Ukraine Sanktionen gegen Russland verhängt hat.

Kommentar: Diese politische BRICS-Struktur basiert darauf, dass der Westen die Souveränität (UN-Charta) der Länder des Globalen Südens nicht wirklich toleriert. Seitens des Westens dominierte eine Politik der Gutsherrenart. Entscheidend ist es, diese Kernursache zu erkennen.

US-Präsident Trump warnte die BRICS-Mitgliedsländer davor, den USD als Reservewährung abzulösen. Er wiederholte seine Drohung, in diesem Fall 100% Zölle erheben zu wollen. Man werde von diesen scheinbar feindseligen Ländern die Zusage verlangen, dass sie weder eine neue BRICS-Währung schaffen noch eine andere Währung unterstützen werden, um den mächtigen USD zu ersetzen, oder sie werden mit 100% Zöllen konfrontiert.

Kommentar: Das klingt alles sehr forsch seitens Trumps, aber es inkludiert Risiken. Diese Drohungen werden dafür sorgen, dass sich der Globale Süden schneller vom USD abwenden wird, zunächst nicht mit einer eigenen BRICS-Währung, sondern durch verstärkten Handel in den eigenen Heimatwährungen. Diese Politik Trumps ist kurzsichtig.

Die USA können mit derartigen Ansätzen keine Verlässlichkeit als Wirtschafts- und Währungspartner offerieren.Kurzfristig können hier seitens der USA "Schlachten" gewonnen werden, mehr aber auch nicht. Zudem wäre die Wirtschaft in den USA mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert. Inflation wäre die Folge. Unterminiert Trump mit diesen Ansätzen der Unkalkulierbarkeit nicht sein Ansinnen, Unternehmen in die USA zu lotsen? Wie attraktiv ist ein Land, wo die offenbare Willkür der Politik Geschäftsmodelle ramponieren kann?

Trump: 25% Zölle für Kanada/Mexiko

Trump bekräftigte dass die USA einen Zoll in Höhe von 25% auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada erheben werden. Er wiederholt damit seine Ansage an die beiden Länder, die zu den wichtigsten Handelspartnern der USA gehören. Trump stehe kurz vor einer Entscheidung, ob erÖlimporte aus Mexiko und Kanada von Zollzuschlägen ausnimmt, die er am Samstag auf andere Produkte aus diesen Ländern erheben könnte. Es werde zum Teil von den Preisen abhängen und davon, ob die beiden Länder die USA anständig behandeln.

Trump hat eine Frist bis Samstag gesetzt, um Zölle in Höhe von 25% auf Importe aus Mexiko und Kanada zu erheben. Damit sollen die beiden größten Handelspartner der USA dazu bewegt werden, Maßnahmen zu ergreifen, um illegale Einwanderer und Lieferungen der synthetischenDroge Fentanyl über ihre Grenzen in die USA zu stoppen. Trump sagte, dass die Zölle aus einer Reihe von Gründen eingeführt würden und dass die Höhe der Zölle mit der Zeit steigen könnte oder auch nicht.

Trump ziehe weiter Zölle auf chinesische Waren in Erwägung und verwies auf Fentanyl. Trump hat wiederholt mit Zöllen von 10% auf alle chinesischen Waren gedroht, nachdem er während seiner 1. Amtszeit Strafzölle auf chinesische Importe im Wert von rund 370 Mrd. USD verhängte.

Kommentar: Die Weltwirtschaft wird durch diese US-Politik belastet. Faktisch haben sich die USA von allen in Jahrzehnten aufgebauten Handelsregelwerken (u.a. WTO) verabschiedet (=Paria). Sie wollen die Macht des Stärkeren. Die USA können Konflikte mit jedem einzelnen Land gewinnen, aber nicht gegen eine internationale Gemeinschaft. Wo steht Europa?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Deutschland zieht Eurozone nach unten

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Fazit zu BIP-Daten: Deutschland zieht Europa nach unten, was muss noch passieren, dass die 180 Grad Kehre zu Gunsten der Wirtschaft eingeläutet wird? Der Economic Sentiment Index der Eurozone stellte sich per Januar 95,2 Punkte, Es war der höchste Indexstand seit 11/2024 (95,8). Die Prognose lag bei 94,1 nach zuvor 93,7 Zählern. Die Arbeitslosenrate der Eurozone lag per Berichtsmonat Dezember erwartungsgemäß bei 6,3%. Der Vormonatswert wurde von 6,3% auf 6,2% revidiert (Allzeittief).

Deutschland: Die Importpreise nahmen per Dezember im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,9%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,0% (Prognose 1,9%) nach zuvor 0,6%. Es war der höchste Anstieg im Jahresvergleich seit Februar 2023.

Spanien: Die Verbraucherpreise sanken per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose -0,3%, Vormonat 0,4%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 2,9% (Prognose und Vormonat 2,8%).

USA: BIP verfehlt Erwartungen, Pending Home Sales Index schwach

Das BIP verzeichnete per 4. Quartal 2024 in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) einen Anstieg um 2,3% (Prognose 2,6%) nach zuvor 3,1%. Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 25. Januar 2025 auf 207.000 (Prognose 220.000) nach zuvor 223.000. Der Index anhängiger Hausverkäufe nahm per Berichtsmonat Dezember von zuvor 79,0 auf 74,2 Zähler ab.

Japan: Bis auf Industrieproduktion (J) gute Daten

Die Industrieproduktion legte per Dezember im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,3%, Vormonat -2,2%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,8% nach zuvor 1,9%. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Jahresvergleich per Berichtsmonat Dezember um 3,7% (Prognose 3,2%) nach zuvor 2,8%. Die Arbeitslosenrate sank per Berichtsmonat Dezember von zuvor 2,5% auf 2,4% (Prognose 2,5%)

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0600 – 1.0630 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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