Trump gewährt vielen Ländern Zollpause

Veröffentlicht am 10.04.2025, 09:57

EUR/USD eröffnet bei 1,0983 (05:35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0914 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,74. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,18. EUR-CHF oszilliert bei 0,9358.

Märkte: Trumps Zollmoratorium lässt Märkte aufatmen

An den Finanzmärkten herrscht historisch einmalige Volatilität. Gestern kam es zu den historisch höchsten Anstiegen an den Aktienmärkten, nachdem US-Präsident Trump weitgehend ein Zollmoratorium verfügte (siehe unten).

Entscheidend war die Beruhigung der US-Bondmärkte. Im Zuge der US-Zollpolitik ergaben sich massive Verwerfungen am US-Kapitalmarkt. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen legte seit dem 6. April von 3,84% auf in der Spitze 4,52% am 9. April zu (aktuell .4,28%).

Der Anstieg an den Aktienmärkten war so brachial, weil die Marktteilnehmer sehr verunsichert waren und sind, aber auch weil das Volumen der Positionsabsicherungen und der Leerverkäufe sehr hoch war und ist.

Aber auch die nicht korrelierten Anlageklassen, Gold, Silber und Bitcoin konnten signifikant zulegen. Im Zuge der Abverkäufe zuvor an den Aktienmärkten wurden in diesen nicht korrelierten Anlageklassen Gewinne realisiert, um Verluste am Aktienmarkt auszugleichen. Jetzt werden Positionen wieder aufgebaut.

Das Datenpotpourri (siehe unten) hat für die Finanzmärkte aktuell weniger Relevanz. Der Fokus liegt weniger auf Konjunktur als auf Struktur der „Neuen Weltwirtschaft“, die durch die US-Disruption geschaffen wird. Deutschlands neue Koalition sonnt sich weitgehend in "Kosmetik".

Aktienmärkte: Late Dax +8,92%, EuroStoxx 50 +7,96%, S&P 500 +9,52%, Dow Jones +7,87%, NASDAQ 100 +12,02%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:00 Uhr: Nikkei (Japan) +8,21%, CSI 300 (China) +1,00%, Hangseng (Hongkong) +1,80%, Sensex (Indien) Feiertag und Kospi (Südkorea) +5,39%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,58% (Vortag 2,60%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,28% (Vortag 4,50%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (-0,0036) sank gegenüber dem USD im Tagesvergleich. Gold (+119,00 USD) und Silber (+1,25) legten gegenüber dem USD massiv zu. Der Bitcoin notiert bei 81.860 USD (06:06 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein markanter Anstieg im Tagesvergleich um 6.110 USD.

Trump gewährt vielen Ländern Zollpause

In der Auseinandersetzung über neue US-Zölle machte US-Präsident Trump bei den meisten Ländern vorübergehend einen Rückzieher, während er den Konflikt mit China verschärfte. Trump erklärte, er habe weitgehend eine 90-tägige Pause angeordnet und den Satz der jüngsten Zölle deutlich gesenkt. Dem Präsidialamt zufolge bleibt es beim Basiszollsatz von 10%. Auch die 25% auf Autos, Stahl und Aluminium gelten weiter. Im Konflikt mit China erhöhte Trump den Importzoll von 104% auf 125%.

Kommentar: Trump will Disruption, weil aus seiner Sichtweise, das vorhandene globale Organigramm nicht US-Interessen entspricht. Die aktuell gegebene Machtposition der USA erlaubt diese illegale Vorgehensweise aus Sicht der amtierenden US-Regierung. Dass die Disruption auch nicht erwartete Konsequenzen mit sich bringen kann, hat Trump mit der Aussetzung der Zölle faktisch eingestanden.

Explizit: Neben den Aktienmärkten (weniger Relevanz) flogen die US-Bondmärkte (hohe Relevanz) der US-Regierung um die Ohren. Im Zuge der jüngsten US-Zollpolitik ergaben sich massive Verwerfungen am US-Kapitalmarkt. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen legte seit dem 6. April von 3,84% auf in der Spitze 4,52% am 9. April zu (aktuell .4,28%). Mit der aktuellen Aussetzung der Zölle wurde der Ausverkauf an den Bondmärkten zunächst gestoppt und der vorherige Renditeanstieg in Teilen umgekehrt.

Die Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) schätzt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA jetzt auf 45% nach zuvor 65%. Die US-Notenbank sieht die schwierige Kombination hoher Teuerungsrate, sinkenden Wachstums und steigender Arbeitslosigkeit kommen, wie aus dem Protokoll ihrer Sitzung Mitte März hervorging.

Kommentar: Trump eskaliert und er dosiert, um den aus seiner Sichtweise kurzfristigen Kollateralschaden für die US-Wirtschaft überschaubar zu halten. Entscheidender ist es meines Erachtens, dass er die Kontrolle über den Prozess auf keinen Fall verlieren will. Bei aller anscheinenden und medial thematisierten Unberechenbarkeit Trumps, stellen diese hier angeführten Maximen sehr wohl eine Form der relativen Berechenbarkeit dar.

Der Konflikt zwischen den USA und China intensiviert sich. China hatte zuvor die Zollerhöhung durch Trump mit Gegenzöllen in gleicher Höhe von 50% gekontert. China hatte sich gestern über die Zollpolitik Trumps bei der Welthandelsorganisation (WTO) beschwert. Die Lage sei gefährlich eskaliert, so Peking. Man sei strikt gegen solche rücksichtslosen Schritte. US-Finanzminister Bessent warf China eine Eskalation vor. Dagegen würden jene Staaten belohnt, die keine Gegenzölle erlassen hätten, womit Zeit für Verhandlungen geschaffen werde. Schon mehr als 75 Staaten hätten angeklopft, und Trump habe mit den Zöllen maximalen Verhandlungsspielraum gewonnen. Das sei die ganze Zeit Trumps Strategie, so Bessent.

Kommentar: Zunächst ist Finanzminister Bessent zu widersprechen. Nicht China eskaliert, sondern die USA eskalieren bar jeder welthandelsrechtlichen Grundlage. China reagiert auf die US-Aggressionen unterhalb der US-Aggressionsschwelle (China Zölle 84%, USA 125%). .

Wer in der Geschichte der letzten 15 Jahre zurückschaut, weiß, dass die USA China als Gegner klassifiziert haben. Losgelöst von den Präsidentschaften liegt hier eine Kontinuität in der US-Politik vor. Zur Aktualität: Gestern zeigte sich Trump zuversichtlich, dass trotz seiner erneuten Aggression mit der Erhöhung der Zölle von 104% auf 125% eine sehr gute Verhandlungslösung mit China erzielt werden würde. Damit brachte er zum Ausdruck, dass die aktuellen verfügten Zölle ein temporäres Phänomen darstellen.

Fazit: Trump verfolgt aus Sichtweise der USA eine Politik der "pragmatischen Disruption", nicht eine ideologische Spielart. Das ist zunächst unter mittel- und langfristigen Gesichtspunkten positiv zu bewerten. Davon losgelöst bleibt das Risikocluster hoch!

Bestandsaufnahme Koalitionsvertrag: Das greift viel zu kurz!

CDU, CSU und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt.

Kommentar: So weit, so gut - auf den Inhalt kommt es an! Wir picken einige Themen heraus. Die Einkommensteuer für kleine/mittlere Einkommen würde zur Mitte der Legislatur gesenkt.

Kommentar: Die Hütte brennt und die Feuerwehr kommt in rund zwei Jahren. "Chapeau!"

Die Pendlerpauschale für Fahrten zum Arbeitsplatz wird zum 1. Januar 2026 dauerhaft auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer erhöht (aktuell 30 Cent). Die Erhöhung der Flugticketsteuer soll zurückgenommen werden. Die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie wird ab Anfang 2026 dauerhaft auf 7% reduziert.

Kommentar: Das sind alles gute Entscheidungen, die Bürger entlasten. Sie adressieren aber nicht die strukturellen Kernprobleme, die für Zukunftsfähigkeit wichtig sind. Das sind Themen, um den Bürger zu beruhigen.

Die Stromkosten sollen für alle um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde sinken. Dazu werde die Stromsteuer von 2,05 Cent pro kWh auf das europäische Mindestmaß von 0,1 Cent gesenkt. Auch die Übertragungsnetzentgelte werden reduziert.

Kommentar: Hier reden wir über ein entscheidendes Thema hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit des Standorts. Die Maßnahmen gehen in die richtige Richtung. Sie reichen aber nicht ansatzweise aus, denn auch nach diesen Maßnahmen ergibt sich keine preisliche Konkurrenzfähigkeit des deutschen Standorts. Das Thema der nachhaltigen Versorgungssicherheit ist nicht thematisiert. Ohne konkurrenzfähige Energiepreise und ohne nachhaltige Versorgungssicherheit geht nichts! Die Stabilität der Wirtschaft hängt primär an diesen Themen. Von der Stabilität der Wirtschaft hängt die Stabilität der Gesellschaft und der Politik ab. Hier wurde seitens der Koalition nicht geliefert!

Die Steuerlast der Unternehmen soll durch eine Absenkung der Körperschaftsteuer ab Januar 2028 und durch hohe Abschreibungen verringert werden: Degressive Abschreibungen auf Ausrüstungsinvestitionen in Höhe von 30% würden in den Jahren 2025, 2026 und 2027 eingeführt. Die Körperschaftsteuer würde ab 2028 in fünf Schritten um jeweils 1% gesenkt. Für Bauern wird die Steuer-Rückvergütung beim Agrar-Diesel wieder eingeführt.

Kommentar: Die Pläne der Senkung der Körperschaftssteuer ab 2028 sind vergleichbar mit einer Karotte vor der Nase, nett, aber nicht hilfreich. Versprechen der Politik haben Halbwertzeiten, die sehr überschaubar sind. Degressive Abschreibungen sind ein probates Mittel, wenn die Rahmendaten (Energie) stimmen würden. Die stimmen jedoch nicht. Sie werden ein gewisses Feuer entfachen, aber unter ihrem Potential bleiben.

Fazit: Ansätze gehen zart in die richtige Richtung, ohne aber auch nur ansatzweise das Potential einer Wende zu bieten. Dieses Land braucht massive Reformen, nicht überschaubare Kosmetik! Zur Erinnerung:

1

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Portugals Handelsdefizit etwas kleiner

Portugal: Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat Februar ein Defizit in Höhe von 6,65 Mrd. EUR nach zuvor -7,21 Mrd. EUR aus.

USA: Kaum trendfähige Erholung des MBA Hypothekenmarktindexes

Der MBA Hypothekenmarktindex legte per 4. April 2025 von zuvor 243,6 auf 292,3 Punkte zu einhergehend mit dem deutlichen Rückgang der Kapitalmarktzinsen (seitdem Anstieg 10 jährige US-Treasury Rendite von 3,88% auf aktuell 4,27%, Spitze am 9. April 4,52%).

Kommentar: Losgelöst von dem aktuellen Anstieg bleibt das Niveau im historischen Kontext schwach (siehe Chart, © Reuters). Mit dem aktuellen Anstieg der Kapitalmarktzinsen ist eine Fortsetzung des positiven Trends im hohen Maße unwahrscheinlich.

2

China: Es bleibt deflationär!

Die Verbraucherpreise sanken per Berichtsmonat März im Jahresvergleich um 0,1% (Prognose 0,0%, Vormonat -0,7%). Im Monatsvergleich kam es per März zu einem Rückgang um 0,4% (Prognose -0,3%) nach zuvor -0,2%. Die Erzeugerpreise Chinas fielen per Berichtsmonat März im Jahresvergleich um 2,5% (Prognose -2,3%, Vormonat -2,2%).

Japan: Erzeugerpreise hoch und höher als erwartet!

Die Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat März im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,4% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,0%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 4,2% (Prognose 3,9%) nach zuvor 4,1% (revidiert von 3,9%).

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0880 – 1.0910 negiert das Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.