Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0300 (05:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0240 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 157,77. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,50. EUR-CHF oszilliert bei 0,9397.
Märkte: Stabilisierung an Aktienmärkten, Fokus auf US-CPI-Daten
An den Finanzmärkten kam es gestern zu einer Fortsetzung der Stabilisierung an den Aktienmärkten nach dem zwischenzeitlichen Abverkauf am Montag. Die Situation an den Rentenmärkten bleibt dagegen angespannt, allen voran in den USA, wo das höchste Renditeniveau der 10-jährigen US-Staatsanleihe seit Oktober 2023 markiert wurde. Der EUR, Gold, Silber und Bitcoin gewannen gegenüber dem USD an Boden.
Für diese Entwicklungen gab es drei Katalysatoren, allesamt aus den Vereinigten Staaten.
• Das Datenpotpourri (siehe unten) aus den USA war hilfreich. Die Erzeugerpreise stiegen etwas weniger als vom Markt unterstellt.
• Die Stimmung kleiner US-Unternehmen (NFIB Index) ging durch die Decke. Sie markierte den höchsten Stand seit Oktober 2018.
• Entscheidend war jedoch die Ansage Trumps laut Bloomberg Report bei den angekündigten Zollerhöhungen sukzessive vorgehen zu wollen, um Verwerfungen an der US-Inflationsfront zu vermeiden (siehe unten).
Frankreichs Industrieproduktion fiel zudem etwas besser als erwartet aus.
Aktienmärkte: Late Dax +0,31%. EuroStoxx 50 +0,13%, S&P 500 +0,15%, Dow Jones +0,55%, US Tech 100 -0,10%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:55 Uhr: Nikkei (Japan) +0,01%, CSI 300 (China) -0,41%, Hangseng (Hongkong) +0,23%, Sensex (Indien) +0,40% und Kospi (Südkorea) +0,35%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,62% (Vortag 2,59%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,78% (Vortag 4,77%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0050) erholte sich weiter dank milder Zoll-Verbalakrobatik Trumps gegenüber dem USD trotz starker US-Daten (Stimmung kleiner Unternehmen). Gold (+5,20 USD) und Silber (+0,17 USD) konnten leichte Zugewinne verbuchen. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 97.160 (05:59 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Anstieg um 2.190 USD.
Trump: Zollerhöhungen werden sukzessive implementiert
Laut einem gestern veröffentlichten Bloomberg Report erwägt das Trump-Team ein graduelles Vorgehen bei der Implementierung der Zollerhöhungsstrategie, um Verwerfungen in der Inflationsentwicklung zu verhindern. JP Morgan bezeichnete diese Vorgehensweise als Vorgehen mit einem Skalpell anstelle eines Schwertes.
Kommentar: Schauen wir mal! Märkte goutierten diese Entwicklung.
Hohe globale Inflation bis 2028?
Die hohe Inflation bleibt laut vierteljährlicher Umfrage des IFO-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik unter 1.398 Wirtschaftsexperten aus 125 Ländern in den kommenden Jahren weltweit ein Problem. 2025 soll die Inflationsrate im globalen Durchschnitt bei 3,9% liegen. Sie erwarten für 2026 eine weltweite Teuerungsrate von 3,5%. Auch 2028 soll sie noch auf diesem Wert verharren.
Kommentar: Umfragen sind interessant und bisweilen auch relevant. Entscheidend ist es, die Ursachen der Inflation zu ermitteln. Korrelieren sie mit endogenen Politiken oder sind sie beispielsweise exogener Natur (z.B. Rohstoffpreise). Fakt ist, dass die Globalisierung grundsätzlich disinflationär wirkte und für die Teile der Weltwirtschaft, die sie weiter forcieren (u.a. RCEP-Länder), fortgesetzt wirkt. Da der Westen sich von der Globalisierung entfernt, ergibt sich durch Sanktionspolitiken und hybride Kriegsführungen (Kosten treibende Effekte) ein erhöhtes Inflationspotential. Auch die erhöhte CO2 Bepreisung generiert „administrierte also politische Inflation“.
Die Inflationserwartungen blieben über den Zielen vieler Zentralbanken, so Ifo-Forscher Potrafke. Größere Zinssenkungen seien bei diesen Inflationserwartungen unwahrscheinlich.
Kommentar: Korrekt, die Zinssenkungserwartungen kommen weiter unter Druck. Sollte man sich geopolitisch friedensstiftender seitens des Westens aufstellen, wären unerwartete Entspannungen an der Inflationsfront möglich.
Für Deutschland erwarten die Experten für 2025 eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,4%, für Österreich von 2,5% und für die Schweiz von 1,2%.
Vor allem in Nordamerika seien die Inflationswartungen gestiegen. Für dieses Jahr erwarten die Experten in den USA eine Teuerungsrate von 2,6%. Das seien 0,2% mehr als in der Umfrage im Vorquartal. Für 2026 werden 2,8% und für 2028 2,9% Inflation in Nordamerika unterstellt. Ein Grund dafür dürften die Zolldrohungen des zukünftigen US-Präsidenten Trump sein. Höhere Zölle dürften die Importe der weltgrößten Volkswirtschaft verteuern. Viele Experten gehen deshalb davon aus, dass die US-Notenbank ihren Leitzins in diesem Jahr nur einmal senken wird.
Kommentar: Wir werden sehen. Trumps Ankündigung, Zölle sukzessive einzuführen, trägt offenbar den Inflationssorgen Rechnung.
Fakt ist, dass der US-Immobilienmarkt sich abschwächt (heute MBA Hypothekenmarktindex) und weiter steigende Kapitalmarktzinsen für die Baubranche, aber auch für den Konsumsektor kritisch wirkten. Beides sind tragende Säulen der US-Wirtschaft.
Das gestern markierte Renditehoch für 10-jährige US-Staatsanleihen bei 4,81% war der höchste Renditestand seit Oktober 2023! Die Divergenz zwischen gesenkten kurzfristigen Zinsen (seit 09/2024 -1,00% auf aktuell 4,375%) und dem Anstieg der Kapitalmarktzinsen seit dem 1.9.2024 ausgehend von 3,60% auf jetzt 4,81% sollte dem Trump-Team zu denken geben. Eine Fortsetzung dieser Tendenzen hätte auch für die US-Staatsfinanzierung Folgen. Im letzten Jahr belief sich der Zinsdienst auf die US-Staatsverschuldung auf mehr als eine Billion USD. Das sind mehr als 1.000 Mrd. USD.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Frankreichs Produktion etwas besser – Verbraucherpreise sehr heterogen
Frankreich: Die Industrieproduktion legte per Berichtsmonat November im Monatsvergleich um 0,3% zu (Prognose 0,2%, Vormonat revidiert von 0,0% auf 0,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,5% nach zuvor -3,5% (revidiert von -3,6%).
Niederlande: Die Verbraucherpreise nahmen per Berichtsmonat Dezember im Jahresvergleich um 4,1% nach zuvor 4,0% zu.
Finnland: die Verbraucherpreise stiegen per Dezember im Jahresvergleich um 0,7% nach zuvor 1,0%. Es ist der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit Dezember 2020.
USA: Optimismus-Index kleiner Unternehmen auf höchstem Stand seit 10/2018
Der NFIB Small Business Optimism Index schoss per Dezember in die Höhe. Der Index stellte sich auf 105,1 nach zuvor 101,7 Punkte und markierte den höchsten Indexstand seit Oktober 2018.
So sieht es aus, wenn man „Aristoteles“ umsetzt. Die von Trump geplanten Deregulierungen, Steuersenkungen und Energiepolitik forcieren Leistungsbereitschaft in der breiten Ökonomie. Was für ein Unterschied zu Deutschland und großen Teilen der EU! Die USA entfesseln sich!
Die Erzeugerpreise legten per Dezember im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,4%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,3% (Prognose 3,4%) nach zuvor 3,0%.
Das „Federal Budget“ als maßgebliche Größe des öffentlichen Haushalts wies per Dezember ein Defizit in Höhe von 87,0 Mrd. USD aus (Prognose -75,0 Mrd. USD, Vorjahr -129 Mrd. USD, Vormonat -367 Mrd. USD).
Japan: Indices etwas positiver
Der Index "Economy Watcher‘s Poll" legte per Berichtsmonat Dezember von 49,4 auf 49,9 Punkte zu.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0600 – 1.0630 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe