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USA drohen - Märkte wackeln - US-Daten auch!

Veröffentlicht am 03.12.2019, 09:55
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1073 (07:05 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1003 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 120.90. EUR-CHF oszilliert bei 1.0988.

Nach einer Phase weniger Wochen relativer Friedlichkeit seitens der US-Regierung mit positiven Folgen für die Finanzmärkte, nimmt das Crescendo der Aggression der USA zeitig um den 1. Advent wieder zu.

Zunächst ist es die Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas, die mit den Regeln der UN-Charta nicht vereinbar sind.

Würden die USA sich Vergleichbares bieten lassen? Die diesbezüglichen Empfindlichkeiten der USA wurden bei den unverändert nicht bewiesenen und damit lediglich unterstellten Einmischungen Russlands bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen recht deutlich.

Gestern gesellten sich Zolldrohungen dazu. US-Präsident Trump hat eine Wiedereinführung von Zöllen auf Stahl- und Aluminium-Importe aus Brasilien und Argentinien angekündigt, da beide Länder massive Abwertungen ihrer Währungen vorgenommen hätten. Deshalb plane er mit sofortiger Wirkung, Zölle auf Stahl und Aluminium wiederherzustellen.

Wir fragen uns, ob diese Länder aus Eigennutz oder die Märkte aus guten Gründen die Abwertungen veranlassten.

Wenn Märkte nicht den Wunschkatalog Trumps erfüllen, müssen Drittstaaten gegen Marktkräfte vorgehen? Hat das je funktioniert? Die Antwort lautet nein!

Trump kennt offensichtlich nicht den Unterschied zwischen Wirkung und Ursache im Rahmen von Anpassungsprozessen. Das ist fatal, nein, es ist grotesk. Bei Fehlentwicklungen in Ländern, insbesondere wenn diese Fehlentwicklungen struktureller Natur sind, muss es zu Neubewertungen an Devisenmärkten kommen, es sei denn man ist Halter der Leitwährung und genießt die Vorteile des Status.

Trump forderte von der US-Notenbank dagegen vorzugehen, dass Länder durch Abwertung ihrer Währungen einen wirtschaftlichen Vorteil erlangten. Laut Trump solle die Federal Reserve so agieren, dass die Länder nicht mehr von dem starken USD profitieren könnten. Ergo soll in der Lesart von Trump der USD faktisch eine Weichwährung sein. Er will Manipulation, also das, was er anderen vorwirft. Natürlich sollen die Vorteile des Leitwährungsstatus weiter erhalten bleiben.

Dieser Anspruch Trumps ist vergleichbar mit der dem Wunsch nach der Quadratur des Kreises.

Die Vorteile des Leitwährungsstatus haben einen Preis. Diesen Preis sind die USA erkennbar nicht mehr bereit, zu zahlen.

Bedingungen, die einen Leitwährungsstatus gewährleisten:

  • Freier Zugang zur Währung für alle Beteiligten am Welthandel und im Finanzsystem (nicht mehr gegeben, Sanktionen nach Belieben).
  • Offene Märkte in der Realwirtschaft (nicht mehr gegeben, Sanktionen nach Belieben).
  • Anerkennung der internationalen Rechtsnormen (nicht mehr gegeben).
  • Anerkennung eines multilateralen Systems (nicht mehr gegeben).


Wer so billig mit dem Leitwährungsstatus umgeht, wird ihn perspektivisch verlieren. Noch dominiert der USD. Es hat aber längst ein sukzessiver Prozess der Abkoppelung begonnen, allen voran in den aufstrebenden Ländern. Der Prozess beschleunigt sich.

Wir hoffen, dass der Prozess sukzessive bleibt, da ansonsten Kollateralschäden für alle Beteiligten massiver ausfallen könnten als in der Krise 2008/2009. Wenn ein solcher Status der Dominanz einmal verloren ist, lässt er sich nicht durch nette Worte oder auch nette Taten revidieren, da das Vertrauen durch den vorhergehenden Missbrauch der präferierten Position zu erschüttert ist.


Fazit:

Diese jüngste Wendung der US-Politik muss als Katalysator verringerter Hoffnungswerte auf konstruktive Lösungen im internationalen Verkehr verstanden werden. Explizit ist der Ansatz der Anwendung US-Rechts auf extraterritorialer Ebene oder der US-Interessenverfolgung losgelöst von internationalem Recht erkennbar, ohne dass die USA sich wegen Rechts- und Regelbrüchen zur Rechenschaft ziehen lassen.

Diese Politik wirkt und ist erpresserisch (u.a. North Stream 2) und trägt totalitäre Charaktermerkmale in sich. Sie zwingt faktisch zur Abwendung von den USA und USD. Noch genießen die USA die Vorteile des Leitwährungsstatus.

Im laufenden Jahr stellt sich die öffentliche US-Neuverschuldung vom 1. Januar bis zum 29.November auf 1.102 Mrd. USD. Das könnte sich eine Eurozone ohne Leitwährungsstatus nicht erlauben.

Wie lange toleriert man dieses primär konsumtive Gebaren der USA, das der Rest der Welt, der in Teilen von den USA drangsaliert wird, finanziert? Müssten US-Ratingagenturen dieses Thema nicht langsam besetzen? "Food for thought!"


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Besser als erwartet!

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der Eurozone legte in der finalen Fassung von 46,6 auf 46,9 Punkte zu (Prognose 46,6). In den nationalen Markit-Einzelindices sticht das vor Jahren totgesagte Reformland Griechenland mit 54,1 Punkten positiv hervor (Deutschland 44,1, Spanien 47,5 Italien 47,6, Niederlande 49,6, Irland 49,7, Frankreich 51,7). In Irland stieg der Index des Verbrauchervertrauens per November von zuvor 69,5 auf 77,1 Punkte.


USA: Negative Folgen der US-Politik immer stärker messbar!

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Berechnung auf 52,6 nach zuvor 52,2 Zähler. Der stärker beachtete ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe sank per November von zuvor 48,3 auf 48,1 Punkte (Prognose 49,2). Die US-Bauausgaben sanken per Oktober unerwartet im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose +0,4%). Der Vormonatswert wurde von +0,5% auf -0,3% revidiert. Mithin wurde das unterstellte Zweimonatsergebnis um 2,0% verfehlt (sportlich!).


Hongkong: Ohne politische Stabilität keine wirtschaftliche Stabilität!

Die Einzelhandelsumsätze kollabierten per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 24,3% nach zuvor -18,3%. Im bisherigen Jahresverlauf von Januar bis Oktober ergab sich ein Rückgang um 26,3% nach zuvor -20,3%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1160 - 80 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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