- Die Aktienmärkte zeigen bislang nicht die für wahre Tiefststände charakteristische Angst
- Die Bewertungen sind immer noch zu hoch
- Der S&P 500 muss möglicherweise erst unter 3.200 fallen
Der S&P 500 hat im Jahresverlauf mehr als 20 % eingebüßt und zeigt noch keine der charakteristischen Anzeichen für eine Bodenbildung, was darauf hindeutet, dass es von hier aus noch weiter abwärts gehen könnte. Die wichtigen Anzeichen für eine Kapitulation der Marktteilnehmer, die oftmals mit einer Bodenbildung einhergehen, sind nicht eingetreten, und es deutet einiges darauf hin, dass sich die Lage noch verschlechtern wird, bevor eine Erholung eintritt.
Hinzu kommt, dass die Bewertung des Index nach wie vor überhöht ist und die Gewinnschätzungen sich gerade erst nach unten bewegen und mit der nahenden Berichtssaison weiter fallen könnten. Darüber hinaus weiten sich die Spreads bei Hochzinsanleihen aus, und auch die Volatilitätsmaße lassen auf eine übertriebene Gelassenheit der Anleger schließen. Erst wenn diese Werte in die Höhe schnellen, ist eine Bodenbildung wahrscheinlich.
Die Bewertungen sind immer noch zu hoch
Der wichtigste Faktor, der die Aktienkurse derzeit nach unten treibt, sind die höheren Zinsen, und obwohl es erste Anzeichen dafür gibt, dass die jährlichen Inflationsraten ihren Gipfel erreicht haben könnten, gehen sie auch nicht wesentlich zurück; sie bewegen sich seit mehreren Monaten in einem Bereich von 7 bis 9 %. Das macht die Suche nach einem Boden in diesem Markt sehr viel schwieriger, denn wir wissen nicht, wie schnell die Inflation fallen wird oder wie hoch die Fed die Zinsen noch anheben muss.
Eine Talsohle ist erst dann erreicht, wenn die Anleger überzeugt sind, dass die Aktien zu billig sind, um sie zu ignorieren. Mit Ausnahme der Erholung während der Finanzkrise in den Jahren 2009-10 hat der S&P 500 seinen Tiefpunkt beim 12- bis 13-fachen der geschätzten Jahresgewinne erreicht. Derzeit wird der Index mit dem 15,3-fachen der für 2023 geschätzten Gewinne von 242,43 USD gehandelt und liegt damit in einer Spanne von 2.910 bis 3.150. Dieses niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis könnte ausreichen, um einen weiteren Rückgang der Gewinnschätzungen in den kommenden Monaten zu bewirken und Value-Investoren anzulocken.
Keine Anzeichen von Panik
Zudem steigt der derzeit der Spread von mit BBB bewerteten Unternehmensanleihen gegenüber 10-jährigen Staatsanleihen immer noch an, ohne jedoch die früheren Höchststände zu erreichen, die an den Tiefpunkten der Märkte zu beobachten waren. Bei den großen Markttiefs in den Jahren 2003, 2009, 2011, 2016 und 2020 stieg dieser Spread auf über 2,3 %. Das einzige Mal, dass der Spread nicht über 2,3 % anstieg, war 2018. Angesichts des Zinsanstiegs scheint es unwahrscheinlich, dass der Spread von Junk Bonds und Treasuries die 2,3 %-Schwelle nicht erreichen wird.
Bislang hat der VIX-Index noch keine wesentliche Aufwärtsbewegung erlebt. Historisch gesehen beginnt eine Bodenbildung in der Regel erst dann, wenn der VIX nach einer sehr starken Abwärtsbewegung über 36 schließt. Zurzeit verzeichnet der S&P 500 weiterhin tiefere Tiefs, während der VIX eine Serie niedriger Hochs markiert hat.
Der Markt kann zwar jederzeit seinen Tiefpunkt erreichen und sich erholen, aber die Geschichte lehrt, dass dieser aktuelle Baisse-Zyklus noch nicht ganz abgeschlossen ist. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, ob die Inflation ihren Höhepunkt bereits erreicht hat oder wann der Zinserhöhungszyklus der Fed enden könnte, und solange einige dieser kritischen Punkte nicht beantwortet werden können, ist eine Bodenbildung eher unwahrscheinlich.
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