Der Börsengang des viertgrößten Goldproduzenten weltweit, eine Uran-Partnerschaft mit Orano und nun ein 2,6 Mrd. USD schweres Programm zur Mineraliengewinnung: Der Bergbau in Usbekistan nimmt Fahrt auf.
Usbekistan hat eine 2,6 Mrd. USD schwere Initiative zur Erschließung seiner Rohstoffvorkommen gestartet. Das 76 Projekte und 28 Rohstoffe umfassende Vorhaben wurde am 7. März im Rahmen einer Präsentation von Präsident Shavkat Mirziyoyev vorgestellt.
"Die Hauptaufgabe besteht darin, mithilfe moderner Technologien wertvolle Rohstoffe direkt aus Erzen zu gewinnen, die Reinheit der Mineralien zu erhöhen und Produkte mit hohem Mehrwert herzustellen", so der 2023 wiedergewählte Präsident in seiner Erklärung.
USA an Einstieg in usbekischen Bergbau interessiert
Es geht um Mineralien wie Wolfram, Lithium, Titan und Vanadium. Diese begehrten Rohstoffe sind in Usbekistan vorhanden, aber noch längst nicht erschlossen.
Die Mittel dienen zum Aufbau der notwendigen Infrastruktur und der notwendigen Kompetenzen für den Einsatz moderner Bergbautechnologien. Dazu gehört die Schaffung von Technologiezentren in den Regionen Taschkent und Samarkand.
Die USA dürften eine zentrale Rolle beim Abbau der Rohstoffe spielen. Bereits im September 2024 war eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit bei kritischen Mineralien durch die Stärkung des usbekischen Bergbausektors unterzeichnet worden. US-Außenminister Marco Rubio hatte für die Nachfolgeregierung das Interesse an der Zusammenarbeit bekräftigt.
In letzter Zeit häufen sich die Meldungen aus der Bergbaubranche des Landes. So unterzeichneten das französische Atomunternehmen Orano Mining und das japanische Unternehmen ITOCHU am 10. März eine Kooperation mit dem usbekischen Navoiuran über die Aufnahme der Uranförderung in der Jongeldy-Lagerstätte. Geplant ist nicht nur die Erschließung der Lagerstätte, sondern auch die Beschleunigung der geologischen Exploration im Rahmen weiterer gemeinsamer Projekte.
Usbekistan ist fünfgrößter Uranproduzent der Welt
Usbekistan zählt zu den fünf größten Uranproduzenten weltweit. Laut Schätzungen der World Nuclear Association wurden 2020 in dem Land 3.500 Tonnen produziert. Die Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen könnte die Position des Landes in diesem strategisch wichtigen Sektor deutlich stärken. Die perspektivisch erwartete durchschnittliche jährliche Uranproduktion bei Jongeldy liegt bei 500 Tonnen, wobei die Spitzenproduktion in South Jongeldy bis zu 700 Tonnen pro Jahr erreichen wird.
Für die erste Phase der Erschließung der Lagerstätte sind über drei Jahre Investitionen in Höhe von 214 Millionen US-Dollar geplant, die vornehmlich durch die ausländischen Partner gestemmt werden. Navoiuran soll Betreiber des Projekts sein. Zunächst muss der Bergbau in die bestehende (industrielle) Infrastruktur des Unternehmens integriert werden.
Orano sucht in Usbekistan Ersatz für Niger-Uran
Die Entwicklung des Uranprojekts in Usbekistan hat einen Hintergrund: Orano benötigt Ersatz für die verlorenen Bergbaurechte im Niger. Nach dem Machtwechsel in dem afrikanischen Land erklärte Nigers Bergbauminister U. Abarshi, dass französische Unternehmen ihre Uranabbaurechte wahrscheinlich nicht zurückerhalten werden. Orano bezog rund 1.200 Tonnen Uran aus dem Land – die Kooperation in Usbekistan stellt also keinen vollständigen Ersatz dar.
Ein weiterer Wendepunkt für den Bergbau in Usbekistan könnte das geplante IPO von Navoi Mining und Metallurgical Company (NMMC) sein. Der viertgrößte Goldproduzent der Welt (2023 lag die Produktion bei 2,9 Mio. Feinunzen) strebt Medienberichten zufolge noch in diesem Jahr einen Börsengang in London an und will dabei 5 % der Anteile auf den Markt bringen.
Navoi Mining plant IPO
Navoi verfügt eigenen Angaben zufolge über Ressourcen von fast 150 Millionen Unzen, die zu etwa zwei Dritteln der Muruntau-Mine zuzuordnen sind, in der bereits seit 60 Jahren Bergbau betrieben wird.
Mit AISC von 866 USD (2023) und einer EBITDA-Marge über 50 % dürfte der Börsengang, dem im vergangenen Herbst bereits eine Anleiheemission vorangegangen war, auf Interesse stoßen. Branchenexperten warnen allerdings vor speziellen Risiken wie der Konzentration auf eine Mine und der großen Bedeutung von NMMC für den usbekischen Staatshaushalt.