Unterschiedlichen Medienberichten zufolge hat die russische Regierung am Freitag bestätigt, dass die sogenannten BRICS-Länder, zu denen neben Russland Brasilien, Indien, China und Südafrika zählen, eine neue Weltwährung schaffen möchten. Wenngleich der Finanzvorstand der New Development Bank (ehemals BRICS Development Bank), Leslie Maasdorp, kürzlich bereits andeutete, dass die Vereinigung mittel- bis langfristig eine solche globale Währung etablieren wolle, liegt diesbezüglich noch keine offizielle Bestätigung vor. Diese wird aber für den kommenden August erwartet, wenn die BRICS-Länder in Südafrika ihr Gipfeltreffen abhalten. Letztlich untermauern die Ambitionen der fünf Staaten die derzeit weltweit zu beobachtende Entwicklung einer Art „Entdollarisierung“, kaufen doch Zentralbanken weltweit seit Mitte 2022 Gold in großen Mengen – und in einem extrem schnellen Tempo. Es ist davon auszugehen, dass die Zentralbanken so versuchen, ihre Währungsreserven unabhängiger vom US-Dollar zu machen. Auch wickelte China mit seinen BRICS-Partnern zuletzt immer öfter Rohstoffhandelsaktivitäten über die eigene Währung Renminbi ab.
Offenbar möchten die BRICS-Staaten eine Währung auf den Weg bringen, die – wie der Dollar in längst vergangenen Zeiten – durch Gold gedeckt ist. Bei den BRICS-Staaten handelt es sich, wie eingangs bereits geschildert, um einen Zusammenschluss der Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Ins Leben gerufen wurde das Bündnis, da die beteiligten Parteien mit der vorherrschenden Weltordnung, sprich: der Vormachtstellung der USA, unzufrieden waren und diese seither aufbrechen möchten. Die fünf Länder vereinen insgesamt 3.27 Milliarden Menschen und somit über 40 Prozent der gesamten Weltbevölkerung. In Summe kommen die BRICS-Staaten auf ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von rund $56 Billionen, zum Vergleich: Die größte Volkswirtschaft der Welt, die Vereinigten Staaten, wies 2022 ein BIP in Höhe von $25.5 Billionen auf.
BRICS-Staaten überholen die G7
Während der Anteil des westlichen Pendants, der G7-Länder, am Welt-BIP seit den Achtzigerjahren von 50 auf heute rund 30 Prozent zurückging, stieg der BRICS-Anteil von damals zehn auf rund 31.5 Prozent im Jahr 2022. Dementsprechend hinken die G7-Länder den BRICS-Staaten heute bereits hinterher. In Anbracht dieser Zahlen, ist der potenzielle Vorstoß der BRICS-Staaten, wenngleich natürlich ambitioniert, als durchaus ernstzunehmend einzuschätzen. Hinzu kommt hier, dass sich in jüngster Vergangenheit offenbar mindestens 19 weitere Länder aus Mittel- respektive Südamerika, Asien und Afrika – unter anderem Algerien, Ägypten, Saudi-Arabien, Indonesien, Iran, Thailand und Argentinien – mit einer Mitgliedschaft im BRICS-Bündnis beschäftigen oder diesbezüglich gar schon Anträge eingereicht haben sollen.
Laut der südafrikanischen Außenministerin Naledi Pandor ist es die Vision respektive die Hoffnung der (derzeit noch) fünf Staaten, „dass die BRICS in einer Welt, die von Wettbewerb, geopolitischen Spannungen, Ungleichheit und Unsicherheit zerrissen ist, eine globale Führungsrolle zu übernehmen“. Letztlich möchte man den Einfluss der USA im internationalen Handel deutlich einschränken, entsprechend ist es auch keine wirkliche Überraschung, dass Überlegungen hinsichtlich einer eigenen Weltwährung angestellt werden. Doch es geht hier nicht nur um den Handel und andere wirtschaftspolitische Aspekte. Beispielsweise kritisieren die BRICS-Staaten, dass ihnen westliche Regierungen ihre liberalen Narrative aufdrängen und somit die Souveränität der einzelnen Länder sowie die kulturellen Gepflogenheiten der Bevölkerungen untergraben möchten. Auch fordern die Länder mehr Mitspracherecht in internationalen Bündnissen wie den Vereinten Nationen, dem IWF (Internationaler Währungsfonds) oder der Weltbank. Beschleunigt wurden die Pläne der BRICS-Staaten sicherlich auch durch die Sanktionen, die die „westliche Welt“ gegenüber Russland im Zuge des Ukraine-Konflikts erlassen hat.
Es bleibt natürlich abzuwarten, wie sich diese Thematik weiterentwickeln wird. So ist letztlich nicht davon auszugehen, dass die Vereinigten Staaten ihre Führungsrolle und mit dieser auch zahlreiche Vorteile, die das Herausgeben der Weltwährung für ein Land mit sich bringt, „kampflos“ aufgeben werden. Doch eines ist klar: Die Vormachtstellung der USA bröckelt.
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