Drei Monate mit steigenden Preisen und alle Händler von Futures auf US-Sojabohnen hoffen, dass China zurückkommt und massive Käufe des in den USA angebauten Produktes tätigen wird. Das basiert auf Berichten, dass die beiden wirtschaftlichen Supermächte Fortschritte bei der Lösung ihrer Handelskonflikte machen, so sagte zumindest US-Präsident Donald Trump in seiner jüngsten Verlautbarung auf Twitter.
Während alles über den US-Präsidenten mit Vorsicht zu genießen ist, bleibt auch die Unsicherheit, wie lange die Sojapreise noch weiter so steigen können, angesichts der immer voller werdenden Lager.
Der Agrarspezialist Tom Fritz von International Futures Group gab ein vereinfachtes Bild zur globalen Vorratslage bei Sojabohnen in einer düsteren Mitteilung ab, die er am Dienstag herausgab:
“Der US-Sojabohnen-Überhang liegt nur 45 Mio Scheffel unter der Milliardenmarke. Der Überhang in der Welt steigt weiter. Die Sojaernte in Südamerika scheint auf gutem Weg zu sein. Mit all dem Gesagten sollte man denken, der Preis wäre in der Defensive; ist er aber nicht!!”
Handel hängt an Hoffnungen auf chinesische Käufe
Fritz weiter:
“Der Handel hängt seine Hoffnungen/Käufe an der Idee auf, dass China US-Sojabohnen kaufen wird und in solcher Menge, dass dies einen Unterschied machen wird.”
Dan Hueber, ein weiterer Veteran der Agrarmärkte und Autor des Hueber Report aus St Charles im US-Bundesstaat Illinois, gab am Dienstag eine ähnliche Warnung heraus:
“Wenig hat sich im Bohnenmarkt verändert, als wir auf etwas aus Washington warten, entweder in der Form eines Angebot/Nachfrage Reports oder bei den Verhandlungen mit China.”
Sojabohnen sind das größte US-Exportgut nach China und brachten im vergangenen Jahr 12,4 Mrd USD an Einnahmen. Seit Anfang Juli allerdings, hat China einen 25 prozentigen Zollsatz gegen Sojabohnen aus den USA verhängt, was deren Import zusammen mit anderen amerikanischen Gütern erheblich beschränkt hat. Das kam als Reaktion auf ähnliche Abgaben, die Washington gegen Importe aus China im Wert von 34 Mrd USD erlassen hatte.
Sojabohnen und das mit ihnen verbundene Produkt Sojamehl werden von den Chinesen vor allem in der Schweinemast genutzt. Sollte er andauern, dann könnte der Handelskonflikt in diesem Jahr die US-Sojaexporte nach China um 4,6 Mrd USD vermindern und damit hunderttausenden Farmern Schaden zufügen, die vor allem in US-Bundesstaaten leben, die Trump in 2016 ins Amt gewählt hatten.
Sojas Bedeutung könnte ein Grund sein, den Handelskrieg zu beenden
Mehr als jedes andere Produkt, das von den wechselseitigen Zollerhöhungen getroffen wurde, könnte Soja beide Seiten veranlassen, eine Einigung zu finden. Das erklärt den fast 5 prozentige Preissprung in den letzten drei Wochen, nachdem der US-Präsident und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping versöhnliche Gespräche am Rande des G20-Gipfels geführt hatten. Während Trump gedroht hat, noch mehr Abgaben gegen China zu verhängen, sollte das Land nicht innerhalb von 90 Tagen Washington Forderungen in der Handelspolitik befolgen, hat sich Xis Regierung weitaus weniger laut zum 90 tägigen Waffenstillstand geäußert.
In einem Aufmacher für die Märkte twitterte Trump am Dienstag: “Sehr produktive Gespräche mit China! Warten Sie auf wichtige Ankündigungen!”
Aber der die Sojahändler haben gewartet und gewartet und den Großteil des fast 20 prozentigen Preisverfalls von Mai bis September wieder rückgängig gemacht, bevor Meldungen von den Gesprächen zwischen Trump und Xi die Erholung einleiteten.
US-Soja immer noch mit 'Stark Kaufen' bewertet
Der Referenzpreis vom Dienstag von 9,15 USD den Scheffel von in Chicago gehandelten Sojabohnen zur Lieferung im Januar lag immer noch fast 5% unter seinem Preis vom Jahresanfang. Die technischen Analysten auf Investing.com bewerten Sojabohnen für Januar immer noch mit einem “Stark Kaufen” und sehen Widerstand erst bei 9,31 USD den Scheffel—was bedeutet, dass der Kontrakt weitere 16 US-Cents hinzugewinnen könnte.
Und während die Preise am Dienstag wieder gestiegen sind, waren die Analysten sich nicht sicher, wie lange der Aufwärtstrend noch andauern kann, wenn nicht bald erhebliche Nachfrage aus China die anschwellenden US-Sojavorräte ins Gleichgewicht bringt. Fritz sagt, die Lagerschätzungen für Sojabohnen steigen jede Woche und lagen der letzten Zählung nach bei 8 Mio Tonnen.
Zu Spekulationen auf chinesische Käufe schrieb er:
“Es wird davon ausgegangen, dass die Käufe zwischen alter und neuer Ernte aufgeteilt werden. Wenn sie eher gering ausfallen und geteilt werden, dann handelt es sich um rund 92 Mio Scheffel auf jeder Seite. Da unser gegenwärtiger Übertrag 955 Mio Scheffel beträgt und wir davon 92 Mio verkaufen, bleiben uns immer noch 863 Mio Scheffel. Soll ich glauben, dass diese Zahl positiv ist?”
Und weiter:
“Wie beim Mais muss ich mich wundern, ob der Handel schon auf den Produktionsreport zum Januar geschaut hat. Es gibt viel Gerede über die Menge von Sojabohnen die auf den Feldern geblieben sind."
"Ich weiß nicht was davon passieren wird, aber angesichts der Tatsache, dass jeder Versuch eines Ausverkaufs seit dem 3. Dezember ausgekauft wurde, bekomme ich den Eindruck, dass der Markt auf eine Erschöpfung der Aufwärtsbewegung zuläuft, ähnlich eines Kauf auf das Gerücht/ Verkauf auf die Nachricht Szenarios.”
Argentinien bereit vom amerikanisch-chinesischen Handelskrieg zu profitieren
Hueber merkte an, dass während US-Sojapflanzer auf den Geldregen durch neue Importe Pekings warten, die Konkurrenz aus Argentinien sich aggressiv daran macht, vom sino-amerikanischen Handelskrieg zu profitieren. Hueber bezog sich insbesondere auf Bemerkungen von Emilce Terre, Chefanalyst bei Rosario Exchange aus Argentinien, der Sojaexporte in Höhe von 14 Mio Tonnen in diesem Jahr vorhersagt, das Doppelte des letzten Jahres, was den Rekord von 2009/10 von 13,3 Mio Tonnen übertreffen würde.
Hueber sagt:
“Gegenwärtig nehmen 95% ihrer Exporte an Sojabohnen Kurs auf China. Natürlich geht dass nur, wenn Argentinien in diesem Jahr eine weitaus bessere Ernte einfährt als im letzten, in dem das Wetter die Produktion verhagelt hatte.”
Und weiter:
“Die Ironie ist jetzt allerdings, dass sie wegen dieses Defizits jetzt Sojabohnen aus den USA importieren müssen und in der Tat für den Monat Oktober ist Argentinien der wichtigste Exportmarkt für Bohnen aus den USA gewesen, als es insgesamt 566.272 Tonnen abnahm.”