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Volatile Rohstoffe: Moody's warnt vor Bilanzen ohne Aussagekraft

Veröffentlicht am 23.09.2022, 08:16
VIX
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NICKEL
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Die Ratingagentur Moody´s warnt vor einer schwindenden Aussagekraft von Bilanzen durch steigende Rohstoffpreise. Auch die Einschätzung von Kontrahentenrisiken wird durch die turbulente Preisentwicklung deutlich erschwert.

Die beiden Moody´s Analysten Knut Slatten und Alastair Drake haben in einem Bericht von Mitte September  vor heraufziehenden Schwierigkeiten bei der Bewertung der Geschäftsentwicklung von Unternehmen und deren Kontrahentenrisiken gewarnt.

Öl-, Gas- und Versorgungsunternehmen besonders betroffen

Demnach wird es für Anleger deutlich schwieriger, Geschäftsentwicklungen und Risiken einzuschätzen. Der Grund: Unternehmen berichten über die Auswirkungen der volatilen Rohstoffpreise sehr unterschiedlich. Zudem machen viele Akteure keine detaillierten Angaben zu ihren außerbörslichen Derivatepositionen und den damit verbundenen Kontrahenten.

Besonders schwierig ist die Einschätzung von Kontrahentenrisiken demnach in Branchen, in denen Unternehmen zweigleisig aktiv sind – einmal im Kerngeschäft (zum Beispiel Energieproduktion) und einmal im Handelsgeschäft. Dies trifft besonders häufig auf Öl-, Gas- und Versorgungsunternehmen zu.

Der Grund für die Bewertungsschwierigkeiten sind Margin Calls. Der Rohstoffhandel findet überwiegend auf Terminmärkten statt. Marktteilnehmer eröffnen hier Positionen und müssen dafür Sicherheitsleistungen (die sogenannte Margin) hinterlegen. Die Höhe dieser Sicherheitsleistungen steigt bei höherer Volatilität deutlich an.

Die Unternehmen müssen Liquidität oder vergleichbare Sicherheiten bei der Clearingstelle bzw. ihrer Bank hinterlegen. Margin Calls sind laut den Moody´s Analysten jedoch ihrer Natur nach vorübergehend und könnten dadurch aktuelle Kreditkennzahlen verzerren. Diese Kennzahlen könnten „unter- oder überbewertet sein und nicht das zugrunde liegende Geschäft widerspiegeln“.

So kann etwa die Nettoverschuldung durch Margin Calls verzerrt werden, wenn Unternehmen die Sicherheitsleistungen finanzieren müssen. Insbesondere könne es dazu kommen, dass durch die Sicherheitsleistungen „Funds from Operations durch die Einbeziehung von nicht zahlungswirksamen Mark-to-Market-Gewinnen/-Verlusten und Margeneinnahmen/-zahlungen über-/unterbewertet werden“, schreiben Slatten und Alastair Drake in ihrer Analyse. Anders gesagt: Die Unterscheidung zwischen operativem Geschäft und reinen Bewertungseffekten wird schwieriger.

Marginanforderungen belasten Rohstoffhändler

Die hohen Marginanforderungen sind spätestens seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine ein dominierendes Thema auf dem Rohstoffmarkt. Im Frühjahr war bereits ein Kollaps des Marktes befürchtet worden. Deutschland, Finnland und Schweden haben deshalb Notfallkapazitäten im Milliardenbereich zur Verfügung gestellt, um versorgungskritische Unternehmen abzusichern.

Die Analysten nennen auch Kontrahentenrisiken als potenzielles Problem für den Sektor. Ein Großteil des Handels wird nicht über Börsen, sondern außerbörslich (Over The Counter, OTC) abgewickelt. Hier gibt es kein einheitliches Clearing und keine einheitlichen Sicherheitsleistungen. Kommt es bei einem Kontrahenten zur Zahlungsunfähigkeit, muss die Gegenpartei Zahlungsausfälle verkraften – die dann sehr plötzlich auftreten können.

Die Verkettung von Kontrahentenrisiken über zahlreiche Marktteilnehmer hinweg birgt nach Ansicht vieler Beobachter auch ein systemisches Risiko. Immer wieder wurde der Vergleich zur Lehman-Krise aus dem Jahr 2008 angestellt.

Die Befürchtung: Durch steigende Liquiditätsanforderungen könnte die Liquidität vieler Marktteilnehmer so strapaziert werden, dass diese Teilnehmer den Markt verlassen. Dadurch steigt die Volatilität zusätzlich, was wiederum steigende Marginanforderungen und damit erneut überforderte Marktteilnehmer nach sich ziehen könnte.

London Metal Exchange hat OTC Reporting verschärft

Nicht zuletzt deshalb hat die London Metal Exchange (LME) ein Reporting System für OTC Positionen eingeführt. Marktteilnehmer, die Transaktionen über die Börse abwickeln möchten, müssen ihre außerbörslich gehaltenen Positionen melden.

Der Hintergrund ist das Chaos im Nickelhandel am 8. März. An jenem Tag musste die LME Geschäfte in großem Umfang  stornieren. Ein Grund dafür war eine OTC Shortposition auf Nickel. Die LME hat ihren Mitgliedern deshalb vor einigen Monaten mitgeteilt, dass fortan wöchentlich OTC Positionen in physisch zu liefernden Metallen abzugeben sind. Wer große OTC Positionen hält, muss dies zudem gegenüber der Börse begründen.

Anleger sollten bei der Analyse von Geschäftsberichten und Bilanzen von Unternehmen künftig verstärkt auf die Auswirkungen der Rohstoffpreise achten. In der aktuellen Situation können profitable Unternehmen temporär in die Verlustzone rutschen und defizitäre Unternehmen einen Gewinn ausweisen – nur aufgrund der volatilen Preise und mit wenig Aussagekraft hinsichtlich der genuinen Ertragsstärke.

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