Von Chaim Siegel – Elazar Advisors, LLC, aus dem Englischen übersetzt.
Wenn es um den Ölmarkt geht, beobachten wir gern „action“. „Action“ ist ein Trading-Tool, das Prognosen tatsächlichen Entwicklungen gegenüberstellt. Offensichtlich befindet sich Öl im bisherigen Jahresverlauf trotz der Produktionskürzungen der OPEC in einem Tal.
Wir bezeichnen das als „bad action“. Aktuell zieht die OPEC sogar eine Verlängerung der Produktionskürzungen in Betracht, um die Preise nach oben zu treiben. Auch angesichts der geopolitischen Sorgen und der bevorstehenden Sommerfahrsaison in den USA sollte der Ölpreis eigentlich in ungeahnte Höhen schnellen. Und nichtsdestotrotz hat der Preis Schwierigkeiten, sich über einem wichtigen technischen Widerstandsniveau zu halten. Das deutet auf ein Abwärtsrisiko für Öl hin.
„Bad action“ für Öl
Anfang Januar, zeitgleich mit Beginn der historischen OPEC-Produktionskürzungen, erreichte der Ölpreis einen Höchststand von über 55 $. In dem obigen Diagramm zeichneten wir eine Widerstandslinie ein, die sich unserer Beobachtung nach auf der Grundlage von Schlüsselereignissen formiert hat. Diese Linie bei 52,75 $ dient als kritischer Bereich für Abweichungen nach oben und nach unten.
Produktionskürzungen der OPEC, Verlängerung der Produktionskürzungen, die bevorstehende Fahrsaison und, aktuell, ein schwerwiegendes geopolitisches Ereignis zwischen USA und Nordkorea können den Ölpreis nicht nach oben bringen und ihn dort halten. Das ist ein Problem.
Wenn so viele begünstigende Faktoren den Preis nicht anheben können, so, befürchten wir, können nachteilige Faktoren ihn umso einfacher nach unten bringen.
Saisonabhängigkeit und die Sommerfahrsaison
Die Ölhändler warten darauf, dass die typische saisonbedingte Nachfrage die Ölpreise unterstützt. Es ist bereits Mitte April; zu dieser Zeit beginnt üblicherweise die sommerliche Fahrsaison. Der offizielle Beginn ist am 29. Mai, dem Memorial Day. Ganz gleich, wie man es dreht und wendet, zu dieser Zeit hat Öl üblicherweise Saison.
Saisonbedingt betrachtet erreichen Ölpreise ihren Tiefpunkt am Anfang des Jahres und klettern dann langsam hoch, dem Frühling entgegen. Gegenwärtig sollten wir in uns in der Anstiegsphase befinden.
Hält die Widerstandslinie von 52,75 $ für Öl den Rohstoff weiterhin unten, so belegt dies die fundamentale Schwäche des Öls.
Öl und das BIP
Ein weiterer Grund dafür, warum wir uns um die schwache Fahrsaison sorgen, sind die aktuelle schwachen BIP-Prognosen. Atlanta Feds GDP Now-Prognose geht für das erste Quartal nur von einem US-BIP von 0,5 Prozent aus. Es wäre das niedrigste BIP-Wachstum seit 2014.
Öl und BIP bewegen sich zum Teil zusammen und das ist eigentlich nur logisch. Ist die Wirtschaftslage während der Sommerfahrsaison schwach, dann ist das schlecht für Öl.
Quelle: St. Louis Fed
Oben: US-BIP im Quartalsvergleich in Rot, Ölpreis in Blau. Viele der von uns durch Pfeile gekennzeichneten Bewegungen zeigten einen Gleichschritt von Öl und BIP.
Sollte die Atlanta Fed richtigliegen und das BIP fällt tatsächlich, so nimmt das der Sommerfahrsaison den Wind aus den Segeln und schwächt die Unterstützung für Ölpreise.
Das ist das Risiko.
OPEC-Entscheidung am 25. Mai
Die OPEC trifft sich am 25. Mai in Wien. Saudi-Arabien, dessen Stimme für die Verlängerung der Produktionskürzungen entscheidend ist, hat noch keine endgültigen Zusagen gemacht. Wir schätzen, dass die Märkte von einer Fortsetzung der Drosselungen ausgehen. Das Risiko besteht darin, dass die OPEC die Produktionskürzungen nicht verlängert. Damit würde eine weitere Preisstütze für Öl wegfallen.
Die Schieferölproduktion in den USA untergräbt natürlich seit Beginn der Maßnahmen ihre Wirkung, daher könnte sich die Entscheidung am 25. Mai zu einem negativen Ereignis entwickeln.
EIA-Veröffentlichung des Vortages
Obwohl gestern ein Abbau der Rohölbestände gemeldet wurde, sanken die Preise nach der Veröffentlichung des Berichts. Wir interpretieren das als ein weiteres Zeichen für einen immensen technischen Overhead-Widerstand gegen eine Reihe negativer Auslöser.
Schlussfolgerung
Aufgrund der Nivellierung der OPEC-Produktionskürzungen durch die US-Schieferölproduktion sehen wir einen kritischen Widerstand nach oben und „bad action“ als Reaktion auf gute Nachrichten für Öl. Die üblichen saisonbedingten Vorteile der Sommersaison könnten verpuffen, wenn das US-BIP sinken sollte. All diese Faktoren bestärken unsere bearishe Haltung gegenüber Öl, insbesondere, wenn es sich nicht über 52,75 $ halten kann.