- Aktien beenden August tiefer, bei steigender Volatilität
- Widriges Makroumfeld sorgt für weitere Volatilität—und mögliche Verluste—im September
- Dollar auf höchstem Niveau seit Mitte 2017
Ein perfekter Sturm negativer Makrodaten baut sich für die erste Handelswoche im September auf, nach einem volatilen und enttäuschenden August, in dem die US-Aktien zum ersten Mal seit Mai gegenüber dem Vormonat Kursverluste erlitten.
Zu den Ereignissen, die derzeit die Märkte belasten: Ab dem 1. September werden neue US-Zölle auf Waren im Wert von über 110 Milliarden US-Dollar die chinesische Wirtschaft belasten. Der Chefunterhändler der EU, Michael Barnier, sagte, er sei “nicht optimistisch” einen No-Deal Brexit noch verhindern zu können; und regierungsfeindliche Proteste in Hongkong werden immer gewalttätiger - am Sonnabend gab es Zusammenstöße, die schlimmsten in drei Monaten. Alles in allem steht uns eine weitere bewegte Handelswoche bevor und vielleicht ein weiterer Monat, in dem die Aktienkurse sinken werden.
Altbackene Daten werden Handels-Unsicherheit nicht kompensieren können
Nach einer bewegten Sitzung am Freitag, die letztlich kaum etwas änderte, beendeten die US-Aktienindizes den Handel uneinheitlich. Dow und S&P 500 legten zu; NASDAQ und Russell 2000 rutschten ab.
Der S&P 500 gewann 0,06% hinzu, mit Verlusten bei Nichtbasiskonsumgüterherstellern von -0,6%, die die Gewinne im Grundstoffsektor (NYSE:XLB) von +0,67% ausglich. Über die Woche machte der SPX allerdings einen Kurssprung um 2,79%, mit jedem Einzelsektor positiv: Versorger (NYSE:XLE) hinkten mit +1,79% hinterher, während Industriewerte (NYSE:XLI) mit +3,61% an der Spitze lagen.
Über den Gesamtmonat allerdings fiel der Benchmarkindex um 2,88%; Energiewerte (NYSE:XLE) stürzten um -8,62% ab, was aber von Gewinnen bei Versorgern, +4.6%, und Immobilien (NYSE:XLRE), +4,39%, mehr als ausgeglichen wurde.
Aus technischer Sicht konnte der S&P 500 die Woche zwar deutlich höher abschließen, aber das Augusthoch oder die gebrochene Aufwärtstrendlinie seit dem Tief vom Dezember nicht überwinden, was die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs vom Top eines potenziellen Fortsetzungsmusters erhöht. Längerfristig hat der SPX ein Verbreiterungsmuster entwickelt, das einen wilden Bärenmarkt in Aussicht stellt.
Investorhoffnungen, dass gute altbackene Konjunkturdaten die Verwirrung über den Stand der Handelsgespräche ausgleichen könnten, wurden von den August-Daten zum Konsumklima vom Freitag beiseite gewischt, die einen Einbruch auf 89,8 zeigten, ihrem niedrigsten Wert seit Oktober 2016. Auch wenn die Individualausgaben, die 65% des US-amerikanischen BIPs ausmachen, im Juni gestiegen sind und das stärker als geschätzt und auch die realen Konsumausgaben solide geblieben sind, blieb der Kern-PCE, das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, weiter unter dem Zielwert der Notenbank.
Mit diesen entschieden unheitlichen Daten aus den USA und dem köchelnden Handelsstreit, der sich auf keine Lösung zuzubewegen scheint, wie lange kann die US-Wirtschaft einer globalen Abschwächung noch trotzen? Es gibt natürlich keine einfachen Antworten, aber es wäre Sache der Anleger, zu versuchen und sicherzustellen, ob diese offensichtlichen Risse nur ein zufälliges Datenrauschen oder tatsächliche frühe Anzeichen einer Rezession sind.
Der Dollar schoss nach oben, als der Euro auf ein Zweijahrestief fiel. Der USD erreichte seinen höchsten Stand seit Mai 2017, nachdem der Euro an fünf Tagen in Folge gefallen war und unter die Marke von 1,10 USD rutschte. Händler beendeten zum Monatsende frühzeitig Absicherungsgeschäfte (Close-out) und setzten die Gemeinschaftswährung und setzten die Gemeinschaftswährung weiter unter Druck, nachdem sich gezeigt hatte, dass die Inflation hartnäckig niedrig blieb.
Technisch gesehen ist die 50-Wochenlinie für den EUR/USD Kurs unter der 200-Wochenlinie und bildet damit ein Todeskreuz, das erste Mal seit Dezember 2014, dass dies passiert ist. Damals verlor der Euro nach Ausbildung des Musters in darauffolgenden drei Monaten 15%.
Das Pfund rutschte ab, als Abgeordnete mit ihrem Versuch scheiterten, den Plan von Premierminister Boris Johnson zu sabotieren, der das Parlament suspendieren will.
Die Rendite der 10-Jahresanleihe fiel den niedrigsten Wochenschlusswert seit Juli 2016. Deutsche Bundesanleihen holten anfängliche Verluste wieder auf, während italienische Anleihen nachgaben, als die Koalitionsgespräche ins Stocken gerieten. Argentiniens Staatsanleihen sanken weiter, nachdem S&P GlobaI Ratings die Kreditwürdigkeit der Anleihen des Landes in Fremd- und Landeswährung herabgesetzt hatte.
Gold verbilligte sich den dritten Tag in Folge und beendete eine vierwöchige Gewinnserie, die längste Aufwärtsbewegung für das gelbe Metall seit Oktober 2018.
West Texas Rohöl fiel so stark wie seit zwei Wochen nicht mehr, nachdem es sich der seit dem 23. April bestehenden Abwärtstrendlinie angenähert hatte und unter seine 200-Tageslinie gesunken war. Auf der anderen Seite federte der Preis von der 200-Wochenlinie zurück.
Die kommende Woche
Alle Zeitangaben sind US-Ostküstenzeit.
Sonntag
21:45: China – Caixin-Einkaufsmanagerindex vom verarbeitenden Gewerbe: soll weiter sinken, auf 49,8 von 49,9.
Montag
4:30: Großbritannien – Einkaufsmanagerindex vom verarbeitenden Gewerbe: soll im August auf 48,4 steigen, von 48,0 im Vormonat, zeigt damit aber immer noch eine Kontraktion an.
21:30: Australien – Einzelhandelsumsätze: Wachstum wahrscheinlich auf 0,2% gefallen von 0,4% im Juli.
Dienstag
00:30 Australien – Zinsentscheidung: Leitzins soll auf 1,00% stehenbleiben.
4:30: Großbritannien – Einkaufsmanagerindex für das Baugewerbe: steigt wahrscheinlich auf 45,5 von 45,3, immer noch in der Kontraktionszone.
10:00: USA – ISM Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe: soll auf 51,0 sinken, von 51,2, zeigt damit immer noch Expansion an.
21:30: Australien – BIP: Anstieg des Wachstums auf 0,5% vorhergesagt, von 0,4% im zweiten Quartal.
Mittwoch
4:30: Großbritannien – Dienstleistungs-Einkaufsmanagerindex: soll auf 51,1 von 51,4 gefallen sein, zeigt weiter Expansion an.
10:00: Kanada – Zinsentscheidung: Leitzinsen sollen auf 1,75% stehenbleiben.
Donnerstag
8:15: USA – ADP Beschäftigungsveränderung außerhalb der Landwirtschaft: Wachstum soll auf 148 Tsd. von 156 Tsd. gefallen sein.
10:00: USA - ISM Einkaufsmanagerindex zum nicht-produzierenden Gewerbe: soll im August auf 53,9 gestiegen sein, von 53,7 im Juli.
Freitag
6:30: Russland – Zinsentscheidung: Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 7,00% erwartet.
8:30: USA – Report zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft: Wachstum soll auf 159 Tsd. von 164. Tsd. gefallen sein.
8:30: USA – Arbeitslosenquote: soll auf 3,7% bleiben.
8:30: Kanada – Beschäftigungsveränderung: Wachstum von 15,0 Tsd erwartet, nach Stellenabbau von -24,2 Tsd im Vormonat.
10:00: Kanada – Ivey Einkaufsmanagerindex: stand zuletzt auf 54,2.