Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0737 (06:01 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0710 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 157,85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 169,49. EUR-CHF oszilliert bei 0,9495.
Märkte: Zarte Erholungstendenzen in Europa
An den Finanzmärkten ergaben sich in den letzten 24 Handelsstunden zarte Erholungstendenzen für die europäischen Aktienmärkte und den EUR. US-Aktienmärkte bewegen sich weiter im Dunstkreis der Allzeithochs.
Das Risikocluster Geopolitik wird täglich kritischer. Aktuell verschärft sich die Lage nicht nur in der Ukrainekrise, sondern auch im Nahen Osten. Die Ausweitung des dortigen Konflikts zeichnet sich ab. Israelische Streitkräfte genehmigten Pläne für eine Ausweitung der Offensive im Libanon.
Die humanitäre Lage wird latent kritischer. Laut Vereinter Nationen verschlechtert sich die Menschenrechtslage im Westjordanland inklusive Ost-Jerusalem drastisch. Mahnend sei auf das Werk des australischen Historikers Christopher Clark verwiesen, der das Buch verfasste „Die Schlafwandler“ bezüglich der Entwicklung hin zum 1. Weltkrieg. Was lernen wir aus Geschichte?
Das Datenpotpourri lieferte unterschiedliche Signale (siehe unten). Die ZEW-Indices Deutschlands verfehlten die Prognosewerte. Die deutschen Baugenehmigungen brechen fortgesetzt ein. In den USA enttäuschten die Einzelhandelsumsätze, dagegen setzte die US-Industrieproduktion unerwartete positive Akzente. Das CBO sah sich genötigt, die US-Haushaltsprognosen markant negativ anzupassen. Heute früh erreichen uns aus Japan positive Nachrichten ob des Dienstleistungssektors, jedoch negative Wasserstandsmeldungen bezüglich des Verarbeitenden Gewerbes. Alle Daten hatten nur eingeschränkten Einfluss auf die Märkte.
An den Aktienmärkten dominierte die Farbe "Grün". Der DAX stieg um 0,35%, der EuroStoxx 50 um 0,81%, der S&P 500 um 0,27%, der Dow Jones um 0,12% und der US-Tech 100 um 0,01%. In Fernost (Stand 07:33 Uhr) legte der Nikkei (Japan) um 0,06% zu. Der Hangseng (Hongkong) stieg um 2,32%, der Sensex (Indien) um 0,01%, der Kospi (Südkorea) um 0,96%, während der CSI 300 (China) um 0,36% nachgab.
Rentenmärkte zeigten sich freundlich. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,39% (Vortag 2,41%) und die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 4,22% (Vortag 4,28%) dank einer starken Auktion.
Der USD hat geringfügig gegenüber dem EUR Boden verloren. Gold und Silber sind stabil.
Deutschland: Baugenehmigungen für neue Wohnungen brechen weiter ein
Im Wohnungsbau ist keine Trendwende in Sicht, ganz im Gegenteil. Die Zahl der Baugenehmigungen sank laut Statistischem Bundesamt im April um 17,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 17.600. Von Januar bis April wurden 71.100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,0% weniger als ein Jahr zuvor.
Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten vier Monaten mit 32,5% auf 12.300 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 18,3% auf 4400 gemeldet. Bei den Mehrfamilienhäusern verringerte sich die Zahl der Genehmigungen markant um 20,2%. Hier ging es um 20,2 Prozent auf 38.500 nach unten.
Kommentar: Das Zahlenwerk ist prekärer als zuvor. Es steht auch im diametralen Widerspruch zum jüngsten IFO-Barometer des Geschäftsklimas der Wohnungsbaubranche. Dieser Index legte per Mai von zuvor -52,3 auf -46,4 Punkte zu.
Wie gestern in diesem Report aufgeführt handelt es sich um ein Regulierungsproblem, ein Kostenproblem und vor allen Dingen um ein Vertrauensproblem. Letzteres zu konterkarieren, bedarf massiven Einsatzes seitens der Regierung. Ist dieser Einsatz in Ansätzen erkennbar?
CBO: US-Haushaltsdefizit 400 Mrd. USD höher
Das Congressional Budget Office (CBO) hat die Prognose des US-Haushaltsdefizits für das laufende Haushaltsjahr (10/2023 bis 09/2024) von bisher 1,5 Billionen USD (Prognose Februar 2024) auf 1,9 Mrd. USD angehoben. Die nachfolgende Grafik belegt, dass es wie bereits 2023 zu der kritischsten Haushaltslage seit der Corona-Zeit (2020/2021) kommt.
© Zerohedge
Nachfolgende Grafik zeigt das Auseinanderklaffen zwischen Einnahmen und Ausgaben.
© Zerohedge
Die Prognose für das kumulierte Defizit für den Zeitraum 2025 bis 2034 wurde um 10% auf 22,1 Billionen USD erhöht. Der aktuelle Staatsschuldenstand liegt laut US-Treasury per 17. Juni 2024 bei 34,75 Billionen USD.
Kommentar: Die Haushaltslagen werden die Erosion des Status des USD und der USA weiter forcieren. Als Drittland in seiner Reservehaltung vor diesem Datenhintergrund auf den USD zu vertrauen, fällt immer schwerer. Zusätzlich belastet den USD der politische Missbrauch des USD durch die US-Administration, um innenpolitisch in Drittstaaten einzugreifen (UN-Charta?).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Verbraucherpreise erwartungsgemäß, ZEW-Indices enttäuschen
Gemäß finaler Berechnung nahmen die Verbraucherpreise der Eurozone per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um 0,2% und im Jahresvergleich um 2,6% zu (Prognosen und vorläufige Werte 0,2% und 2,6%). Die Kernrate der Verbraucherpreise verzeichnete per Mai eine Zunahme um 0,4% und im Jahresvergleich um 2,9%. Beides entsprach den vorläufigen Werten und den Prognosen.
Deutschland: Der ZEW-Economic Sentiment Index stellte sich per Juni auf 47,5 (Prognose 50,0) nach zuvor 47,1 Punkten. Der ZEW-Lageindex verzeichnete einen unerwarteten Rückgang von -72,3 (Prognose -65,0) auf -73,8 Punkte.
USA: Einzelhandelsumsätze enttäuschen, Industrieproduktion erfreut
Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Mai im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,3%) zu. Der Vormonatswert wurde von 0,0% auf -0,2% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg (nicht inflationsbereinigt) in Höhe von 2,27% nach zuvor 2,74% (revidiert von 3,04%) ein (Verbraucherpreise 3,3%).
Die Industrieproduktion legte per Berichtsmonat Mai um 0,9% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,0% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Plus in Höhe von 0,39% nach zuvor -0,68% (revidiert von -0,34%). Die Kapazitätsauslastung lag per Mai bei 78,7% (Prognose 78,6%) nach zuvor 78,2% (revidiert von 78,4%). Lagerbestände nahmen per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,3%) nach zuvor -0,1% zu.
Japan: Dienstleistungssektor reüssiert, Handelsdefizit höher
Die Handelsbilanz wies per Mai ein Defizit in Höhe von 7,74 Mrd. USD nach zuvor 2,95 Mrd. USD aus. Exporte legten im Jahresvergleich um 13,5% (Prognose 13,0%, Vormonat 8,3%) zu, während Importe im Jahresvergleich um 9,5% stiegen (Prognose 10,4%, Vormonat 8,3%).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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