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Zweites Börsenhalbjahr: Die Chancen überwiegen

Veröffentlicht am 20.06.2024, 07:31
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Das erste Börsenhalbjahr verlief für Anleger erfreulich, zahlreiche Aktien-Indizes notieren nahe am Allzeithoch. Drohen nun Rückschläge – oder bleibt Anlegern der erfreuliche Aufwärtstrend vom Jahreswechsel noch erhalten? Entscheidend für das zweite Halbjahr wird vor allem sein, ob und was die Notenbanken unternehmen.  

Inzwischen ist das erste Halbjahr 2024 beinahe Geschichte. Und Fakt ist: Anleger können sich freuen – die Aktien-Rally vom Jahresende setzte sich leicht gebremst fort. So ist der DAX um weitere rund zehn Prozent gestiegen, ebenso der breite US-Aktienindex S&P 500 (+13 Prozent) und der Technologieindex Nasdaq 100 (+15 Prozent). Lediglich der Dow Jones hinkt mit einem Plus von etwa zwei Prozent weiter hinterher. Und auch Gold schaffte im ersten Halbjahr einen Anstieg – und zwar um rund zwölf Prozent.

Sehr viel spannender als der Blick in den Rückspiegel ist aber der Blick nach vorn. Kurzum: Nach dem guten Start ins Jahr fragen sich Anleger, wie es im zweiten Halbjahr weiter gehen könnte? Behalten die Aktienindizes ihren Aufwärtstrend bei – oder ziehen sich die Bullen wieder zurück und überlassen den Bären das Ruder? Oder droht eine Phase ohne klaren Trend und ohne Impulse für die Börse? Zwar ist die Gemengelage nach wie vor herausfordernd, doch sei so viel hier schon gesagt: Die Aussichten sind so schlecht nicht.

Warum stehen die Chancen für Anleger gut? Werfen wir kurz einen Blick zurück. Das Jahr 2023 war für Anleger an der Börse lange eher enttäuschend, bevor in den letzten beiden Monaten des Jahres einige Börsenindizes nochmal kräftig zulegten. Und so kam der DAX im Jahr 2023 noch auf ein hübsches Plus von etwa 20 Prozent. Das war zwar schlechter als beim US-Index S&P 500 (+24 Prozent) oder im Technologieindex Nasdaq100 (+52 Prozent), aber besser als beim US-Leitindex Dow Jones (+12 Prozent). Das Beispiel verdeutlicht: Die wichtigste Renditephase eines Jahres kann für Anleger an der Börse mitunter kurz sein – dann aber durchaus so stark, dass sie das Jahresergebnis maßgeblich bestimmt. 

Notenbanken geben derzeit an der Börse die Richtung vor 

Dass die Börse eine Jahresendrally startete, kommt natürlich nicht von ungefähr: Ende Oktober deutete die US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed, an, dass angesichts der zurückgehenden Inflation und schwacher Konjunkturaussichten Zinssenkungen wahrscheinlich seien. So etwas hören Investoren natürlich gern und binnen kurzer Zeit überschlugen sich die Prognosen zu den bevorstehenden Zinssenkungen. Zeitweise preisten die Marktteilnehmer bis Ende 2024 sieben Zinssenkungsschritte der Fed ein – und der Aktienmarkt startete seine beeindruckende Rally, die auch im Frühjahr 2024 weiter anhielt. 

Aber: Die Fed musste in den Folgemonaten immer weiter Abstand von der Zinswende nehmen. Die Inflation erwies sich als hartnäckiger als angenommen, dafür zeigten sich die Konjunktur und der Arbeitsmarkt in den USA robuster als zuvor erwartet. Das führte dazu, dass die Fed mögliche Zinssenkungen immer weiter in die Zukunft verschob und der Markt die zu erwartenden positiven Effekte sukzessive wieder aus den Börsenbewertungen herausnahm. Der Aufwärtstrend bei Aktien ließ zwar etwas nach, blieb aber intakt. 

Auch im zweiten Halbjahr werden nun wieder alle Augen auf die Notenbanken gerichtet sein. Zumal die Europäische Zentralbank (EZB) inzwischen getan hat, was sich die Fed bisher noch nicht getraut hat: Sie hat mit einer Leitzinssenkung um einen Viertelprozentpunkt die Zinswende eingeläutet. Im Gegensatz zu den USA ist die Inflation in der Eurozone etwas näher am Zielwert von zwei Prozent, auf der anderen Seite zeigt sich hier die Konjunktur weniger widerstandsfähig. Es fehlen wichtige Wachstumsimpulse aus den Exportmärkten – allen voran aus China – und ein schwacher Konsum sowie hohe Lohnabschlüsse belasten die Unternehmen zusätzlich. Zwar hat die EZB angedeutet, dass weitere Zinssenkungen in diesem Kalenderjahr durchaus vollzogen werden können, allerdings werden diese Entscheidungen datenabhängig erfolgen. 

Vollziehen die USA wie Europa die Zinswende?

Es ist zwar nicht auszuschließen, dass die Fed der EZB folgen könnte und einen Zinssenkungszyklus noch in 2024 beginnt, allerdings sprechen nicht viele Faktoren dafür. Auf der einen Seite sind die US-Inflationsdaten mittlerweile etwas runtergekommen, allerdings bewegen sie sich noch auf einem höheren Niveau. Dem gegenüber stehen ein weiterhin robuster Arbeitsmarkt und Konsum. Geldpolitische Maßnahmen zur Konjunkturbelebung sind dementsprechend nicht unbedingt nötig. Die hohe Staatsverschuldung der USA könnte wiederum Zinssenkungen der Fed befördern. Schon jetzt zahlen die USA jährlich rund eine Billion Dollar Schuldzinsen. Durch hohe neue Schulden müssten diese Zinszahlungen sogar auf 1,7 Billionen Dollar steigen. Sinkende Zinsen würden der Regierung dabei helfen, die Staatsschulden schrittweise umzuschichten und sich so von einem Teil der Zinslasten zu befreien. Doch Vorsicht: Zwar ist eine zeitnahe Zinssenkung der Fed durchaus im Rahmen des Möglichen, aber keineswegs sicher.

Wenn die US-Notenbank jedoch ebenfalls zu Zinssenkungen übergeht, strahlt dies auf praktisch alle Industriestaaten aus. Für Anleger bedeutet das: Zum einen würden die Aktienkurse von sinkenden Zinsen profitieren und eher aufwärts tendieren. Schon deshalb sind die Aussichten für Anleger derzeit gut – auch wenn es am Ende weniger und kleinere Zinssenkungen werden als erhofft. 

Rentenpapiere: Attraktive Renditechancen

Zum anderen bieten auch Anleihen mit langer Laufzeit Chancen, die aktuell noch attraktiv verzinst werden. Im vergangenen Jahr haben Anleihen mit langer Laufzeit noch eher Performance gekostet, da die Kurse gefallen sind. Sinkende Zinsen gehen jedoch mit sinkenden Renditen am Rentenmarkt einher und beflügeln im Gegenzug die Anleihekurse. Anleger können sich also jetzt noch hoch verzinste Anleihen mit langer Laufzeit ins Depot legen, um von den Zinscoupons zu profitieren – oder auf Kursgewinne setzen.

Zwar bleiben nicht zu unterschätzende Unsicherheiten an der Börse – insbesondere mit Blick auf den Ukraine-Krieg, den Konflikt in Gaza und das schwierige Verhältnis des Westens zu China. Diese Risiken lassen sich nicht ignorieren. Aber: Sollten weitere Zinsschritte der EZB folgen und auch die Fed in nicht allzu ferner Zukunft die Zinsenwende einläuten, könnten DAX, S&P 500 oder der US-Technologieindex Nasdaq 100 im zweiten Halbjahr noch durchaus Luft nach oben haben. 

Über die LAUREUS AG PRIVAT FINANZ: 

Die LAUREUS AG PRIVAT FINANZ ist ein Tochterunternehmen der Sparda-Bank West eG, einer der größten Genossenschaftsbanken Deutschlands mit über 100-jähriger Tradition. Das Finanzdienstleistungsinstitut aus Düsseldorf hat sich auf die individuelle und ganzheitliche Beratung vermögender Kunden spezialisiert.

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