Investing.com – Der Dax weitete seine Verluste im Laufe des Vormittags deutlich um über 3% aus und verlor die psychologisch wichtige 8.000 Punkte-Marke. Der deutsche Leitindex ging dann mit einem Abschlag von 3,28% auf 7.928,48 Punkte aus dem Handel. Auch in der zweiten Reihe rutschten der MDax und der TecDax tief ins Rot bei Verlusten von jeweils 2,43% auf 13.775,97 Punkte und 2,58% auf 933,62 Punkte.
Nachdem die Federal Reserve Bank-Chef Ben Bernanke am Vortag Abend angekündigt hatte, dass die US-Notenbank noch in diesem Jahr ihre derzeit ultralaxe Geldpolitik straffen könne, überrollte Wall Street ein regelrechter Verkauf-Wahn, der heute auch die europäischen Aktienmärkte mit sich gerissen hat.
Allerdings wird die Fed ihr milliardenschweres Anleihekaufprogramm erst ab Mitte nächsten Jahres beenden. Solange der Arbeitsmarkt nicht eine wesentliche Besserung im Rahmen der Preisstabilität aufweise, werde die Fed den Ankauf von Staatsanleihen und MBS fortsetzen und den Leitzins weiterhin in einer Spanne zwischen 0% und 0,25% belassen. Doch werde die Fed das „QE3“ flexibel handhaben und das Geldvolumen den Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen.
Die Ankündigung hat auch weltweit den Druck auf den Rentenmarkt erhöht. Die US-Anleihen gelangten heute auf ein 19-Monatstief. Die Rendite der zehnjährigen Schuldtitel kletterte auf 2,39%.In Deutschland legte die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen um 6,66% zu. Der Zins liegt nun bei 1,666%. In den Peripherieländern zogen die Zinsen ebenfalls stark an.
In Spanien liegt die Rendite derzeit bei 4,865%, was dem höchsten Stand seit März 2013 entspricht. Zuvor hatte sich der Schatz insgesamt 4,02 Mrd. Euro bei Versteigerungen von fünfjährigen, achtjährigen und zehnjährigen Bonds beschafft. Die Rendite der ersteren belief sich auf 3,638% gegenüber den 3,619% am 4. April. Die Titel mit 8 Jahren Laufzeit wurden zu einem etwas geringeren Zins von 4,371% gegenüber den 4,496% im April zugeteilt. Für die zehnjährigen Anleihen muss der spanische Staat 4,818% zahlen, was deutlich über den 4,536% vom 6. Juni liegt.
An den Finanzmärkten belasteten auch schwache Konjunkturdaten aus China. Der von HSBC erstellte Einkaufsmanagerindex für Juni fiel von 49,2 Punkten im Mai auf 48,3 Zähler, meldete heute die Großbank HSBC in Peking. Der Indikator entfernt sich somit weiter von der Wachstum signalisierenden Marke von 50 Punkten. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone für Juni fiel dagegen bei einem Anstieg von 1,2 auf 48,9 Punkte besser aus und verzeichnete den höchsten Wert seit März 2012, meldete heute das Markit-Institut in London. Trotzdem liegt das Barometer noch immer unter der 50-Zähler-Marke und deutet darauf hin, dass die Eurozone das siebte Quartal in Folge in der Rezession verharrt ist.
Unterdessen sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA für die Vorwoche um 18.000 auf 354.000 gestiegen und somit über den Erwartungen ausgefallen, wie heute das US-Handelsministerium mitteilte. Von Bloomberg befragte Analysten waren von einem Anstieg auf lediglich 340.000 ausgegangen.
Der Immobilienmarkt gab dagegen weitere Signale der Erholung. Die Verkäufe bestehender Häuser sind im Mai deutlich um 4,2% auf eine annualisierte Rate von 5,18 Millionen gestiegen. Im April hatte die Zahl noch bei 4,97 Millionen gelegen, meldete heute die National Association of Realtors in Washington. Experten waren von einem Anstieg auf 5 Millionen ausgegangen.
Der Philly Fed Index zur Produktion im verarbeitenden Gewerbe in Philadelphia legte im Juni ebenfalls deutlich zu. Der Indikator stieg von minus 5,2 im Mai auf plus 12,5 Punkte an und verzeichnete somit ein 2-Jahrehoch, teilte heute die Federal Reserve Bank von Philadelphia mit.
Auch verzeichneten die Frühindikatoren des Conference Boards für Mai einen hauchdünnen Anstieg von 0,1%, verfehlten somit die Erwartungen der Analysten die von einem Plus von 0,2% ausgegangen waren.
In Wall Street ging es heute nach den Verlusten um über 1% am Vortag Abend ebenfalls abwärts. Der Dow Jones und der S&P 500 Index starteten mit Abschlägen von jeweils 0,92% und 0,80% in den Handel. Nach europäischem Börsenschluss notierten beide Indexe noch tiefer im Rot mit jeweils minus 1,35% und 1,63%. An den europäischen Aktienmärkten notierten alle Leitindexe mit negativem Vorzeichen. Der FT-SE 100 verzeichnete ein Minus von 2,98%, der CAC 40 sackte um 3,66% ab, der Ibex 35 verlor 3,41% und der FTSE MIB ging um 0,94% zurück.
An der Frankfurter Börse verzeichnete nach Börsenschluss im Dax ausschließlich Fresenius Medical Care ein moderates Plus von 0,57%. Größter Verlierer war Infineon Technologies bei einem Kurssturz von 5,75%. Im MDax konnte sich GSW Immobilien bei einem leichten Anstieg von 0,33% noch gerade so ins Plus retten. Im TecDax war CANCOM der einzige Gewinnerwert. Die Aktie zog um 0,47% an. Die größten Verluste beider Indexe verbuchten HOCHTIEF mit minus 5,27% und Nordex mit minus 6,03%