von Robert Zach
Investing.com - Der europäische Gaspreis setzt seinen Höhenflug am Dienstag fort. Grund für den erneuten Preissprung ist die Aussicht auf eine weitere Drosselung der russischen Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 an diesem Mittwoch.
Bis 11.09 Uhr MEZ verteuerte sich der niederländische Gaskontrakt zur August-Lieferung am TTF-Hub um 6,84 Prozent auf 188,53 Euro je MWh. In der Spitze wurden Preise von über 190 Euro je MWh registriert. So hoch stand der europäische Gaspreis zuletzt Anfang März, also unmittelbar nach dem völkerrechtswidrigen russischen Einmarsch in die Ukraine.
Wie Gazprom (MCX:GAZP) am Montag mitteilte, will der russische Gasmonopolist die Gaslieferungen über die Nord Stream-Pipeline ab dem 27. Juli aufgrund von Wartungsarbeiten an einer weiteren Siemens-Turbine erneut drosseln. Nach Gazprom-Angaben wird die Durchflussmenge ab 6:00 Uhr MEZ auf 33 Millionen Kubikmeter täglich sinken. Das entspräche nur noch rund 20 Prozent der Maximalkapazität.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte erst kürzlich damit gedroht, dass die Liefermengen am 26. Juli aufgrund einer weiteren wartungsbedürftigen Turbine weiter sinken könnten. Auch Gazprom hatte für diesen Fall vor "erheblichen potenziellen Risiken" gewarnt.
Noch immer fehlt eine wichtige Turbine, die seit Juni in einem Siemens-Werk in Kanada zu Wartungsarbeiten war und sich mittlerweile in Deutschland befinden soll. Wie Siemens Energy (ETR:ENR1n) gestern Abend mitteilte, sei der Transport der Turbine vorbereitet und könnte sofort starten. "Siemens (ETR:SIEGn) Energy hatte bereits Anfang letzter Woche alle erforderlichen Dokumente für die Ausfuhr von Deutschland nach Russland vorliegen und Gazprom darüber auch informiert", hieß es in einem Statement. "Was allerdings fehlt, sind erforderliche Zolldokumente für den Import nach Russland." Diese Informationen könnten nur vom Kunden bereitgestellt werden.
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