PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Auf die Vortagsgewinne ist am Mittwoch an den europäischen Börsen schon wieder große Ernüchterung gefolgt. Schwache Konjunkturdaten schürten erneute Rezessionsängste und die jüngsten Nachrichten zum Handelsstreit wurden nüchtern betrachtet nun doch nicht mehr als wirklicher Hoffnungsschimmer angesehen.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel am Ende um 2,04 Prozent auf 3288,70 Punkte. In der Talsohle war der Leitindex der Eurozone mit 3276 Punkten sogar auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni abgesackt. In Paris gab der französische Cac 40 (CAC 40) um 2,08 Prozent auf 5251,30 Punkte nach, während es für den britischen FTSE 100 zumindest etwas moderater um 1,42 Prozent auf 7147,88 Zähler nach unten ging.
Neue Konjunkturängste kamen vor allem wegen einer seltenen Situation am Anleihemarkt und frischer Wirtschaftsdaten auf. In China war die Industrieproduktion im Juli auch wegen dem Handelsdisput so langsam gestiegen wie seit 2002 nicht mehr. Bei US-Renten waren niedrigere Langfrist- als Kurzfristzinsen zu beobachten, was am Markt als Rezessionssignal gilt.
Am Vorabend hatte die Aussicht auf eine Verschiebung von neuen US-Zöllen auf bestimmte chinesische Importe noch gemeinsam mit der Aussicht auf baldige telefonische Verhandlungen zwischen den Streitnationen für kurze Erleichterung gesorgt. In der Nachlese machte sich nun aber am Markt die Auffassung breit, dass eine Lösung des Handelskonflikts mit solchen Maßnahmen noch nicht in Reichweite rückt.
Mit der zunehmenden Risikoaversion bevorzugten es die Anleger, sich aus den konjunktursensitiven Branchen fluchtartig zurückzuziehen. Die Teilindizes der Technologie- (STOXX Europe 600 Technology) und Automobilindustrien (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) erlitten mit bis zu 3 Prozent die prozentual größten Branchenverluste. Kaum besser erging es den Banken-, Chemie- und Rohstofftiteln mit Abgaben von jeweils rund 2,5 Prozent bei ihren Sektorindizes.
Im Eurostoxx 50 ging die rasante Talfahrt beim Telekomkonzern Telefonica (11:TEF) mit einem Spitzen-Abschlag von 4 Prozent in die nächste Runde. Tags zuvor hatten die Experten der Bank of America (NYSE:BAC) die Papiere abgestuft, nun besserte sich die Stimmung keineswegs. An den vergangenen zwölf Handelstagen haben die Papiere nur ein solides Tagesergebnis aufzuweisen. Sie stehen neuerdings auf dem tiefsten Stand seit 1997.
Auf den Rängen im Leitindex der Eurozone landeten mit dem Chipindustrie-Ausrüster ASML (7:ASML) und der französischen Großbank Societe Generale (9:SOGN) mit Abgaben von jeweils knapp über 4 Prozent einige Vertreter aus den oben aufgeführten größten Verliererbranchen.
In dem turbulenten Umfeld konnten die Papiere von Sanofi (9:SASY) am Ende immerhin ein Plus von 0,04 Prozent über die Ziellinie retten. Eine frisch abgegebene Kaufempfehlung durch die Analysten der schweizerische Bank UBS (SIX:UBSG) war hier hilfreich. Analystin Laura Sutcliffe sieht nach einer längeren Schwächephase die Trendwende beim Pharmakonzern am Laufen.