Investing.com – Bereits im Jahr 2015 entschlossen sich die Entwickler rund um den Ethereum-Gründer Vitalik Buterin, die Blockchain vom energieintensiven Proof-of-Work Verfahren auf das wesentlich effizientere Proof-of-Stake umzustellen.
Zu diesem Zeitpunkt rechnete man damit, dass dieser Vorgang innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein wird. Mittlerweile sind jedoch viele Jahre ins Land gegangen und selbst Vitalik Buterin kann über seine naive Annahme nur noch lachen, wie er sagte:
„Die Vorhersagen von 2015, wann wir PoS und Sharding bekommen werden, waren, ehrlich gesagt, ganz schön daneben, worüber ich selbst nur noch lachen kann. Hier noch ein Screenshot von einer meiner Präsentationen aus dem Jahr 2015, damit jeder was zu lachen hat.“
Im Dezember 2020 wurde die Beacon-Chain ins Leben gerufen, die bereits auf dem neuen Proof-of-Stake Ansatz beruht. Sie sollte der Ausgangspunkt sein, um die neue Ether-Blockchain unter der Bezeichnung „Ethereum 2.0“ Wirklichkeit werden zu lassen. In einem letzten Entwicklungsschritt sollte der Merge eine Verschmelzung mit der ursprünglichen Proof-of-Work (PoW) Chain herbeiführen.
Ethereum 2.0 ist zu zeitaufwändig
Nun scheint man sich sowohl von der Bezeichnung Ethereum 2.0 als auch von der Roadmap teilweise zu verabschieden, wie aus dem jüngsten Blog-Beitrag der Ethereum Foundation hervorgeht.
Den Entwicklern wurde schlichtweg bewusst, dass die angestrebte Nachhaltigkeit der PoW-Chain und die Fertigstellung anderer Komponenten der Ethereum 2.0 Roadmap viel länger dauern würde, als die Vollendung der Beacon-Chain.
Das Ziel all der Bemühungen ist eine Skalierungslösung, für die man noch Jahre benötigen würde. Zeit, die in dem schnelllebigen Blochchain-Zeitalter nicht vorhanden ist.
Und so kam die Idee eines „Early-Merge“ auf. Die bestehende EVM-Chain soll als „Shard 0“ des PoS-Ansatzes gestartet werden, was einige Vorteile mit sich bringt. Der Übergang für Anwendungen verläuft wesentlich reibungsloser, denn es ist keinerlei Migration mehr nötig.
Damit ist die Ether 2.0 Roadmap in ihrer bisherigen Fassung hinfällig, wie dem Blog-Beitrag zu entnehmen ist:
„Durch die Weiterentwicklung der Roadmap ist Ethereum 2.0 zu einer ungenauen Beschreibung geworden. Eine sorgfältige und genaue Wortwahl ermöglicht es viel besser, dass ein möglichst breites Publikum versteht, um was es wirklich geht.“
Ether 2.0 verwirrt neue Nutzer
Gerade für Neueinsteiger ist es generell schwierig sich in die Blockchain-Materie einzuarbeiten und so erklärte die Ethereum Foundation:
„Ein großes Problem mit dem Eth2-Branding ist, dass es bei neuen Ethereum-Nutzern eine falsche Vorstellung erzeugt. Intuitiv denken sie, dass Eth1 als Erstes entstand und Eth2 der Nachfolger ist. Oder dass Eth1 aufhört zu existieren, sobald Eth2 etabliert ist. Weder das eine noch das andere stimmt. Durch die Abschaffung der Eth2-Terminologie ersparen wir allen zukünftigen Nutzern diese Form der Fehlinterpretation.“
Die neuen offiziellen Bezeichnungen für Eth1 und Eth2 sind die Ausführungs- (Execution Layer) und Konsensschicht (Consensus Layer).
Die falsche Vorstellung von Nutzern ist die eine Sache, aber ganz offensichtlich haben die Entwickler auch erkannt, dass sie sich mit ihrem Ziel, Ethereum 2.0 zu entwickeln, auf einem Holzweg befanden, wie sie selbst anmerkten:
„Anstatt auf eine komplexe, unsichere Skalierungslösung zu warten, die noch Jahre entfernt ist, können wir uns nun auf die Skalierung über Rollups konzentrieren und von Sharded Execution Abstand nehmen.“
Das Einlenken der Entwickler erhöht somit die Wahrscheinlichkeit, dass Ethereum noch in diesem Jahr vollständig auf PoS umgestellt wird. Wir werden sehen.
Von Marco Oehrl