Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Bitcoin hat am Freitag erneut ins Minus gedreht und konnte seine Erholungsgewinne der vergangenen Stunden nicht halten. Der Grund: die Nachwirkungen des Kollapses der Krypto-Börse FTX.
Für Bitcoin ging es bis 16.06 Uhr MEZ um 5,6 % auf 16.619 Dollar nach unten. Plattformen und Netzwerke, die in Sam Bankman-Frieds Imperium agieren, ergriffen drastische Schutzmaßnahmen, während der Chef der weltgrößten Krypto-Börse vor Schlimmerem warnte.
FTX, bis vor kurzem der weiße Ritter eines Krypto-Universums, das durch den drastischen Einbruch digitaler Vermögenswerte Anfang des Jahres ins Wanken geraten war, drohte bereits am Donnerstag der Untergang, nachdem Anschuldigungen wegen Fehlverhaltens seitens der Handelsplattform für Kryptowährungen schließlich ein Eingreifen der Aufsichtsbehörden nach sich zogen.
Das Wall Street Journal berichtete, dass das Justizministerium und die Börsenaufsichtsbehörde gegen den Gründer und CEO des Unternehmens wegen mutmaßlichen Betrugs ermitteln, auch wenn der sich selbst als "SBF" bezeichnende Unternehmer sein reguliertes US-Geschäft von den Problemen der auf den Bahamas ansässigen Muttergesellschaft FTX.com abzuschirmen versucht hatte. Wie das WSJ meldete, hatte FTX Kundengelder veruntreut und sie an eine Hedgefonds-Tochtergesellschaft, Alameda Research, verliehen, die das Geld anschließend an FTX zurückverlieh, um damit ihre Anlageverluste zu decken.
Die Wertpapieraufsichtsbehörde der Bahamas - deren Aufgabe es ist, betrügerisches Verhalten der FTX-Inhaber und -Manager zu unterbinden - fror die Vermögenswerte von FTX nach der Veröffentlichung des WSJ-Berichts kurzerhand ein und beantragte die vorläufige Liquidation des Unternehmens. Auch die Behörden in Japan und Australien ergriffen ähnliche Maßnahmen gegen die lokalen Tochtergesellschaften von FTX.
Die Auswirkungen waren unmittelbar spürbar. BlockFi, eine Plattform, die Bankman-Fried zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs von Terra/Luna im Frühjahr mit einem Kredit in Höhe von insgesamt 650 Millionen Dollar gerettet hatte, teilte mit, dass sie die Kundenauszahlungen erneut ausgesetzt habe.
Die Vorgehensweise von BlockFi machte deutlich, dass die Probleme von FTX nicht nur die auf den Bahamas ansässige Mutter betrafen, zumal deren CEO Flori Marquez den Kunden Anfang der Woche noch versichert hatte, dass FTX.com von den Problemen nicht betroffen sei, schließlich sei die revolvierende Kreditfazilität in Höhe von 400 Millionen Dollar mit FTX.US vereinbart worden.
Der Binance-Chef Changpeng Zhao, der bereits Anfang der Woche nach weniger als einem Tag Due-Diligence-Prüfung aus einem geplanten Rettungspaket für FTX.com ausgestiegen war, sagte, er erwarte weitere Ansteckungseffekte.
"Mit dem Untergang von FTX werden wir Kaskadeneffekte erleben", sagte Zhao auf einer Konferenz in Indonesien. "Insbesondere diejenigen, die dem FTX-Ökosystem nahe stehen, werden negativ betroffen sein."