Investing.com – Das Blockchain-Analyseunternehmen Nansen wollte dem Mythos auf den Grund gehen, ob der Zusammenbruch der Terra-Blockchain auf einen einzelnen Angreifer zurückgeführt werden kann.
Die detaillierte Analyse ergab, dass es wahrscheinlich kein Einzeltäter gewesen ist, aber die Abkopplung des Stablecoins UST vom Dollar, war auch kein reines Zufallsprodukt.
Es wurden sieben Wallets identifiziert, die bereits in der Nacht des 7. Mai auffällige Handelsaktivitäten an den Tag legten. Dies war jedoch nur das Finale eines Prozesses, der bereits im April eingeleitet wurde.
Zu diesem frühen Zeitpunkt wurden hohe UST-Summen aus dem Anchor-Protokoll abgezogen, um die Vermögenswerte über die Wormhole-Bridge auf Ethereum zu transferieren. Es waren insgesamt 2 Milliarden UST, die von den 20 größten Wallets in 5051 Transaktionen bewegt wurden.
Das ganze gipfelte darin, dass die Curve-Liquiditätspools genutzt wurden, um UST in andere Stablecoins umzutauschen und auch diese Vermögenswerte über Wormhole aus dem Terra-Ökosystem abzuziehen.
Die Curve Liquiditätspools waren jedoch das zentrale Element, welches die Anbindung des UST an andere Stablecoins und den Dollar gewährleisten sollte.
Mit dem Wegfall der Dollar-Anbindung konnten anschließend sehr profitable Arbitrage-Geschäfte gemacht werden. Die Beteiligten nutzten dabei die Kursunterschiede zwischen dezentralen und zentralen Börsen aus.
Wer im Einzelnen hinter diesen Wallets steckt, ist bis heute ungeklärt. Mysteriös bleibt, welche Rolle der Gründer Do Kwon dabei spielte. Er selbst veranlasste zur Rettung des UST eine einzelne Bitcoin-Transaktion im Wert von über 1 Milliarde Dollar. Wohin die BTC im Austausch gegen den mittlerweile fast wertlosen UST flossen, ist unbekannt, denn es handelte sich nach seiner Aussage um eine „vertrauliche“ Transaktion.
Es sind jedoch nicht nur die Investoren, welche das Vertrauen in Terra und Do Kwon verloren haben. Unter den Entwicklern kam es ebenfalls zu Unmut und so sind diese auf der Suche nach einer neuen Heimat für ihre Projekte.
Der CEO von Polygon, Ryan Wyatt, gab bekannt, dass er Terra-Projekte bei der Migration auf Polygon unterstützen werde. Nach eigenen Angaben haben sich bei ihm bereits zwischen 50 und 60 Teams gemeldet, die von diesem Angebot Gebrauch machen wollen. Zu diesem Zweck wurde bereits ein Multi-Millionen-Dollar Fonds aufgelegt.
Für die Zukunft der neuen Terra-Blockchain dürfte das nichts Gutes bedeuten.
Von Marco Oehrl
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