PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Gute Quartalszahlen und weitere Übernahmespekulationen haben den europäischen Börsen am Donnerstag neuen Auftrieb gegeben. Marktteilnehmer seien guter Dinge, und dafür gebe es angesichts gesunder Unternehmensbilanzen in Kombination mit Fusionsfantasie und niedrigen Zinsen auch allen Grund, sagte ein Börsianer. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) legte am späten Vormittag um 0,67 Prozent auf 3197,29 Punkte zu. In Paris gewann der Cac-40-Index (PSE:PCAC) 0,78 Prozent auf 4485,58 Punkte, und der Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) rückte um 0,53 Prozent auf 6710,03 Punkte vor.
Französische Aktien stehen im Fokus, allen voran Alstom (PSE:PALO) (FSE:AOM) mit einem Kurssprung von 13,15 Prozent. Börsianer verwiesen auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach der US-Konzern General Electric (GE) (NYS:GE) ETR:GEC den französischen Hersteller von Zügen und Energietechnik für mehr als 13 Milliarden Dollar kaufen will. Das weltweite Interesse an europäischer Lok- und Eisenbahntechnologie sei klar positiv, sagte ein Händler. Im Zuge der Übernahmespekulation verteuerten sich auch die Titel der Alstom-Rivalen Siemens (ETR:SIE) und ABB VTX:ABBN (FSE:ABJ). Fusionsfantasie ließen auch die Aktien von Telekom Austria um annähernd 7 Prozent steigen. Der mexikanische Telekomkonzern América Móvil weitet seinen Einfluss bei den Österreichern aus.
Die Papiere von Schneider Electric PSE:PSU (FSE:SND) gewannen dank guter Zahlen an der Eurostoxx-Spitze mehr als 5 Prozent. Der französische Elektrotechnik-Konzern legte dank Übernahmen und einer hohen Nachfrage in Asien einen guten Jahresstart hin und bestätigte die Jahresziele. Gute Zahlen und positive Management-Aussagen bescherten auch den Titeln des Industriegase-Anbieters Air Liquide (ETR:AIL) (PSE:PAI) ein Plus von rund 3 Prozent. Der Linde-Rivale (ETR:LIN) konnte im ersten Quartal den Umsatz trotz des starken Euro steigern. "Wir sind zuversichtlich, den Nettogewinn im laufenden Jahr zu erhöhen", sagte Unternehmenschef Benoit Potier und bestätigte damit den Ausblick.
In Zürich verbilligten sich Novartis VTX:NOVN (FSE:NOT) nach Zahlen um 0,85 Prozent. Der Pharmahersteller senkte seine Spitzenumsatzprognose für das Krebsmedikament Afinitor. In den vergangenen Tagen hatten die Titel allerdings wegen des Milliardendeals mit GlaxoSmithKline (ISE:GSK) (FSE:GS7) und der Übernahmegerüchte in der Branche kräftig zugelegt.
AstraZeneca (FSE:ZEG) (SSE:AZN) (ISE:AZN) waren nach Zahlenvorlage mit plus 3,10 Prozent unter den Favoriten in London. Der britisch-schwedische Pharmakonzern verzeichnete im ersten Quartal zwar einen Gewinnrückgang und verfehlte zudem die Markterwartungen. Ein Analyst hob jedoch die Fortschritte mit Wirkstoffkandidaten in späten Entwicklungsstadien als positiv hervor. In Verbindung mit anhaltenden Übernahmespekulationen stütze dies die Aktie. Die Aktien des Konsumgüterkonzerns Unilever (ASX:UNA) (ISE:ULVR) (FSE:UNVA) waren hingegen nach Zahlen mit minus 1,48 Prozent Schlusslicht im "Footsie".