Investing.com - Der Dax musste zum Auftakt in die neue Handelswoche starke Kursabschläge hinnehmen, nachdem die US-Handelsgespräche mit China zu scheitern drohen oder handelt es sich dabei nur um einen großen Trump-Bluff, um mehr aus China herauszukitzeln?
Das Volatilitätsbarometer VDAX New ist förmlich explodiert und legte um mehr als 18 Prozent zu. Wenn Marktteilnehmer starke Kursschwankungen erwarten, ist der VDAX hoch. Er gilt als Indikator für die Angst oder Panik der Anleger.
Gestern Abend hatte Trump einen Tweet abgesetzt, in dem er ankündigte, dass er ab kommenden Freitag die Zölle für diverse Waren aus China von 10 auf 25 Prozent erhöhen will und das, obwohl in dieser Woche der Deal eigentlich über die Bühne hätte gehen sollen.
Warenimporte aus China im Wert von 325 Milliarden Dollar blieben zunächst frei von Strafzöllen. Dies könnte sich aber kurzfristig ändern, fügte Trump auf Twitter hinzu.
"Eine Zollerhöhung wäre eine schlechte Nachricht für risikoreichere Anlageklassen und würde die Aussicht auf eine globale Wachstumsbelebung gefährden", schrieb Rodrigo Catril, Senior-Devisenstratege bei der National Australia Bank, in einer Kundennotiz.
Chris Rupkey, Chefvolkswirt bei der amerikanischem Full-Service-Bank MUFG Union Bank sagte, "die jüngste Entwicklung ist ein komplettes Fiasko, die den Aktienmarkt an den Rande einer Katastrophe führen könnte".
Trotz der Zollankündigung aus Washington will sich die chinesische Delegation auf die Reise in die USA begeben, berichtete Reuters unter Berufung auf das Außenministerium in Peking. Offen sei jedoch, ob auch Verhandlungsführer und Vizeregierungschef Liu He an den Gesprächen teilnehmen wird.
"Es kann sein, dass es nur ein großer Bluff ist und ein Versuch, mehr aus China herauszukitzeln, aber eine solche Strategie wirkt selten auf Peking und Trumps Zoll-Drohung könnte nach hinten losgehen", schreiben die Danske Bank (CO:DANSKE) Analysten in einem Marktkommentar. Zuletzt sah die Bank noch eine Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent für einen Handelsdeal in dieser Woche.
"China könnte sehr wohl beschließen, diese Woche die Gespräche scheitern zu lassen, was der Beginn einer neuen Eskalationsstufe im Handelskrieg sein könnte, die die Risikostimmung stark beeinträchtigen und die Anzeichen einer Erholung der Weltwirtschaft im Keim ersticken könnte."
Die Ankündigung von Trump kommt deshalb überraschend, weil China und die USA die Gespräche zuletzt als produktiv bezeichneten und immer wieder von Fortschritten sprachen. Politico berichtet sogar, dass schon an diesem Freitag der Deal stehen könne.
Damit sind wir aber noch nicht am Ende der Provokationen aus den USA. Reuters berichtete, dass die US-Marine nach eigenen Angaben zwei Kriegsschiffe in die Nähe von Teilen der Spratley-Inseln, die von der Volksrepublik beansprucht werden, schickte. Die Zerstörer "Preble" und "Chung Hoon" seien bis auf zwölf Seemeilen (rund 22 Kilometer) an das Gaven- und das Johnson-Riff herangefahren, sagte ein Militärsprecher.
Auf die ohnehin schon miserable Stimmung dürfte auch der seit 2017 erstmals durchgeführte Raketentest Nordkoreas, der über dem Japanischen Meer stattgefunden hat, drücken.
Der DAX verlor zuletzt mehr als 200 Punkte und handelte auf 12.185 Punkten. Für Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel ist jetzt die Reaktion auf den heutigen Rücksetzer entscheidend. "Sollte der DAX 30 trotz Vorgaben sich weiterhin stabil zeigen wäre dies extrem bullish. Der Bereich um die 12.230 könnte als Unterstützung für den heutigen Handel dienen", sagte er.
An der Wall Street herrscht indes Panik im vorbörslichen Handel. Der Dow Jones Future gab 1,82 Prozent nach, der S&P 500 Future rutschte um 1,68 Prozent ab und der Nasdaq 100 Future verlor 2,08 Prozent an Wert. Der Russell 2000, der kleine US-Unternehmen enthält, fiel um 1,83 Prozent.
Die Panik am US-Aktienmarkt spiegelt insbesondere der S&P 500 VIX, der um mehr als 15 Prozent in die Höhe geschossen ist.
Im Wirtschaftskalender stehen heute aus Europa die Einzelhandelsumsätze. Später wird sich noch EZB-Chefvolkswirt Praet äußern. Auch aus den USA stehen einige Fed-Vertreter Rede und Antwort.