APA ots news: 'Kleine Zeitung' Kommentar: 'Die ungehörige Hörigkeit muss ein Ende haben' (von Manfred Neuper)
Ausgabe vom 07.12.2011
Graz (APA-ots) - Rating-Schock. Rating-Hammer. Rating-Keule. Die
Reaktionen auf die pauschale Drohung der Rating-Agentur
Standard&Poor's (S&P), sämtliche Euro-Länder abzustufen, hat Europa
in Aufruhr versetzt. Wieder einmal. Schnell waren
Verschwörungstheorien über politisch motivierte US-Attacken auf die
Euro-Zone bei der Hand.
Wieder einmal hat eine der drei mächtigen US-Rating-Riesen zur
'Unzeit' zugeschlagen. Wenige Stunden, nachdem Deutschland und
Frankreich einen Euro-Rettungsplan präsentiert hatten. Wenige Tage
vor dem Euro-Entscheidungsgipfel.
Wie konnten sie nur, gerade jetzt? In der Euro-Zone heißt es seit
eineinhalb Jahren 'warum gerade jetzt?' Wir haben eine Inflation an
Entscheidungsgipfeln zugelassen, ohne je Entscheidungen zu treffen.
Eine günstige Zeit für Abstufungen gibt es ohnehin nicht.
Warum aber müssen wir uns von diesen Ungustln eigentlich überhaupt
irgendwas sagen lassen - zürnt nicht nur der Volksmund. Die simple
Antwort: Wir müssen uns gar nichts von ihnen sagen lassen. Tun es
aber trotzdem. Warum? Weil wir es meisterhaft geschafft haben, unsere
eigenen Regeln in Form des Stabilitätspaktes über Jahre zu
ignorieren. Warum sollten die Finanzmärkte die Euro-Zone und ihre
selbst auferlegten Schulden- und Defizitgrenzen ernst nehmen, wenn
wir das nicht einmal selbst tun?
Bei aller berechtigten Kritik an der Intransparenz und
Monopolstellung der Rating-Agenturen: Wer sich die Frage stellt, wie
sie denn so mächtig werden konnten, sollte nicht nur konspirativ über
den Atlantik schielen. Durch unsere Inkonsequenz haben wir ihnen
diese Macht zum Teil selbst verliehen. Richtig ärgerlich ist das
deshalb, weil die Rating-Agenturen - auf deren Räusperer alle Welt
hört - in den vergangenen Jahren eine unfassbare Pannenserie
hingelegt haben. Sie haben Schrottpapiere durch Top-Bewertungen
vergoldet, bis die Blase platzte. S&P hat unlängst aus Versehen
Frankreich abgestuft. Ein dummes Missgeschick. Hinzu kommt, dass auch
die jüngste Drohung an die Euro-Zone bereits Stunden vor der
offiziellen Verkündung durch die Medien gegeistert ist. Ein
bedauerliches Daten-Leck.
Und von dieser geballten Professionalität hängen Wohl und Wehe der
Finanzmärkte, ja ganzer Staaten ab. Sehr beruhigend. Nur gut, dass es
keine Ratings für Rating-Agenturen gibt.
Die Finanzmärkte sind trotz der multiplen Drohung cool geblieben.
Keine Hysterie, kein Kursgemetzel. Ein seltener kleiner
Vertrauensvorschuss für den x-ten großen Gipfel. Wir sollten ihn
nützen.****
Rückfragehinweis:
Kleine Zeitung, Redaktionssekretariat, Tel.: 0316/875-4032, 4033, 4035, 4047, mailto:redaktion@kleinezeitung.at, http://www.kleinezeitung.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/442/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0359 2011-12-06/19:55
Ausgabe vom 07.12.2011
Graz (APA-ots) - Rating-Schock. Rating-Hammer. Rating-Keule. Die
Reaktionen auf die pauschale Drohung der Rating-Agentur
Standard&Poor's (S&P), sämtliche Euro-Länder abzustufen, hat Europa
in Aufruhr versetzt. Wieder einmal. Schnell waren
Verschwörungstheorien über politisch motivierte US-Attacken auf die
Euro-Zone bei der Hand.
Wieder einmal hat eine der drei mächtigen US-Rating-Riesen zur
'Unzeit' zugeschlagen. Wenige Stunden, nachdem Deutschland und
Frankreich einen Euro-Rettungsplan präsentiert hatten. Wenige Tage
vor dem Euro-Entscheidungsgipfel.
Wie konnten sie nur, gerade jetzt? In der Euro-Zone heißt es seit
eineinhalb Jahren 'warum gerade jetzt?' Wir haben eine Inflation an
Entscheidungsgipfeln zugelassen, ohne je Entscheidungen zu treffen.
Eine günstige Zeit für Abstufungen gibt es ohnehin nicht.
Warum aber müssen wir uns von diesen Ungustln eigentlich überhaupt
irgendwas sagen lassen - zürnt nicht nur der Volksmund. Die simple
Antwort: Wir müssen uns gar nichts von ihnen sagen lassen. Tun es
aber trotzdem. Warum? Weil wir es meisterhaft geschafft haben, unsere
eigenen Regeln in Form des Stabilitätspaktes über Jahre zu
ignorieren. Warum sollten die Finanzmärkte die Euro-Zone und ihre
selbst auferlegten Schulden- und Defizitgrenzen ernst nehmen, wenn
wir das nicht einmal selbst tun?
Bei aller berechtigten Kritik an der Intransparenz und
Monopolstellung der Rating-Agenturen: Wer sich die Frage stellt, wie
sie denn so mächtig werden konnten, sollte nicht nur konspirativ über
den Atlantik schielen. Durch unsere Inkonsequenz haben wir ihnen
diese Macht zum Teil selbst verliehen. Richtig ärgerlich ist das
deshalb, weil die Rating-Agenturen - auf deren Räusperer alle Welt
hört - in den vergangenen Jahren eine unfassbare Pannenserie
hingelegt haben. Sie haben Schrottpapiere durch Top-Bewertungen
vergoldet, bis die Blase platzte. S&P hat unlängst aus Versehen
Frankreich abgestuft. Ein dummes Missgeschick. Hinzu kommt, dass auch
die jüngste Drohung an die Euro-Zone bereits Stunden vor der
offiziellen Verkündung durch die Medien gegeistert ist. Ein
bedauerliches Daten-Leck.
Und von dieser geballten Professionalität hängen Wohl und Wehe der
Finanzmärkte, ja ganzer Staaten ab. Sehr beruhigend. Nur gut, dass es
keine Ratings für Rating-Agenturen gibt.
Die Finanzmärkte sind trotz der multiplen Drohung cool geblieben.
Keine Hysterie, kein Kursgemetzel. Ein seltener kleiner
Vertrauensvorschuss für den x-ten großen Gipfel. Wir sollten ihn
nützen.****
Rückfragehinweis:
Kleine Zeitung, Redaktionssekretariat, Tel.: 0316/875-4032, 4033, 4035, 4047, mailto:redaktion@kleinezeitung.at, http://www.kleinezeitung.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/442/aom
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OTS0359 2011-12-06/19:55