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Börse Frankfurt-News: Endspiel (Roth)

Veröffentlicht am 08.12.2011, 14:00
Aktualisiert 08.12.2011, 14:04
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. Dezember 2011. Börsianer Roth befasst sich in dieser Woche mit den Plänen zur Rettung des Euro, ihre Notwendigkeit und die Chancen.

Es formiert sich Widerstand gegen die Euro-Pläne von Merkozy. Hauptsächlich das Nicht-Euro-Land Großbritannien entpuppt sich mal wieder als Enfant Terrible. Doch die Maßnahmen der Kanzlerin und des französischen Präsidenten zur Euro-Rettung sind längst überfällig und richtig. Das Endspiel um die Eurorettung ist angepfiffen.

Beim Euro-Gipfel steht viel auf dem Spiel. Vor allem muss das verloren gegangene Vertrauen in das europäische Krisenmanagement zurück gewonnen werden. Die Salami-Taktik im Krisenmanagement hat dazu geführt, dass aus einer relativ überschaubaren Griechenland-Krise eine existenzbedrohende Euro-Krise geworden ist. Wehrt den Anfängen, hätte es vor zwei Jahren heißen müssen. Doch das ist jetzt verschüttete Milch. Es ist eine Vertrauenskrise, in der Europa steckt. Das Vertrauen der Anleger (nicht nur der Spekulanten, sondern von jedem einzelnen Bürger) in die Politik ist durch Uneinigkeit, Streit und fehlende Konzepte zur Lösung der Krise verloren gegangen. Euro-Krisengipfel haben Konjunktur. Doch viel mehr als die Geldkeule auszupacken, um damit Zeit zu erkaufen, fiel den Politikern bisher nicht ein. Zeit erkauft zu welchem Zweck, fragt man sich da, wenn man diese nicht nutzt, um die Geburtsfehler des Euro zu korrigieren.

Es gilt jetzt in erster Linie, einen unkontrollierten Zusammenbruch der Eurozone zu verhindern. Denn massive Verwerfungen an den Finanzmärkten und eine anschließende weltweite Rezession wären die akuten Folgen davon. Die nachhaltigen Auswirkungen wären unabsehbar. Als zweites gilt es ein generelles auseinander driften der Eurozone zu verhindern, weil Europa dadurch extrem geschwächt würde und der Welt eine Alternative zum US-Dollar fehlte. Und die gute alte DM wäre nicht die Lösung unserer Probleme. Zu stark ist Deutschland bereits in Europa vernetzt, als das wir einfach das Rad wieder zurückdrehen könnten, ohne das unsere Wirtschaft nachhaltige Schäden davontragen würde. Arbeitsplätze wären gefährdet.

Europa hat voll auf die europäische Integration gesetzt und es gibt derzeit keinen Plan B. Dauerhaft sollten sicher auch über Alternativen diskutiert werden, wenn gleich ich noch keine erfolgversprechende Option zur europäischen Einigung sehe. Eine gemeinsame europäische Währung ist dabei als unabdingbar anzusehen. Ohne gemeinsame Währung wäre Europa bald nur noch Juniorpartner am Tisch der G-20 Gipfel und Asien und Amerika als Seniorpartner könnten walten und schalten nach Belieben. Wir alle hätten dann, ohne eigene Rohstoffe und mit einer schrumpfenden Bevölkerung, das Nachsehen. Über die erforderlichen Strukturen und über die Zusammensetzung einer solchen Wirtschafts- und Währungszone muss aber in jedem Fall nachgedacht werden. Zunächst gilt es aber, einen Kollaps zu vermeiden.

Was Frau Merkel derzeit tut, ist richtig. Zuerst müssen die Fehler des Euro behoben werden, dann darf zur Überbrückung Geld fließen. Ergänzungen zum Eurovertrag müssen schnell her. Eine Haushaltskontrolle von Mitgliedsstaaten, wirksame Sanktionsmechanismen gegen Defizitsünder, eine Schuldenbremse zur Haushaltskonsolidierung der Eurostaaten sind unabdingbar um im Anschluss Europa noch enger aneinander zu binden. Deutschland würde dabei am stärksten haften müssen. Deshalb darf die EZB und die europäischen Rettungsfonds erst dann von der Leine gelassen werden, wenn diese Bedingungen erfüllt sind. Nur im Team gewinnt man Endspiele. Noch ist Hoffnung.

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© 8. Dezember 2011/Oliver Roth

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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