📢 ProPicks-KI: Die #1 Strategie, wenn Tech schwächelt. Im Juli: Doppelt so stark wie der S&P!Informieren

Börse Frankfurt-News: Zinssorgen sind zurück (Anleihen)

Veröffentlicht am 23.12.2013, 11:01
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 6. Dezember 2013. Überraschend gute Arbeitsmarktzahlen aus den USA lassen die Renditen steigen. Börsianer warten gespannt auf den heutigen Beschäftigungsbericht der US-Regierung.

Gerade herrschte noch Friede, Freude, Weihnachtsplätzchen und schon ist das Wort der Verunsicherung auch schon wieder in aller Munde: Tapering. Gemeint sind damit die Pläne der US-Notenbank, ihre Stützungskäufe am Anleihemarkt zu reduzieren und damit die derzeit sehr locker sitzenden geldpolitischen Zügel wieder anzuziehen.

'Nachdem das so genannte Tapering zuletzt ja erst mal aufgeschoben und damit eine gewisse Euphorie an den Märkten ausgelöst wurde, haben besser als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten in dieser Woche die Sorge um ein Zudrehen des Geldhahns wieder ins Gedächtnis gerufen', kommentiert Arthur Brunner von der ICF Kursmakler AG. Der US-Arbeitsmarkt ist derzeit Dreh- und Angelpunkt für die Zinsentwicklung in den USA, da die Federal Reserve ihre Geldpolitik explizit an die Entwicklung der Arbeitslosenquote geknüpft hat.

Der am Mittwoch veröffentlichte ADP-Arbeitsmarktbericht für November, der als Indikator für den am heutigen Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Beschäftigungsbericht der Regierung gilt, hatte mit 215.000 neuen Stellen positiv überrascht. 'Im Fokus steht nun der heutige offizielle Beschäftigungsreport, der geldpolitisch der entscheidendere Faktor ist', weiß Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank.

Renditen ziehen an

Allerdings reichte auch schon der ADP-Bericht aus, um die Zinsen an den Rentenmärkten nach oben zu treiben. 'Vor allem am langen Ende sind die Renditen von Staatsanleihen dies- und jenseits des Atlantiks gestiegen', meldet Brunner. So rentieren zehnjährige US-Anleihen mit aktuell bei 2,86 Prozent 10 Basispunkte höher als vergangenen Freitag, bei den deutschen Benchmarkpapieren beträgt der Renditeanstieg gar 14 Basispunkte auf aktuell 1,85 Prozent. Der Euro-Bund-Future als Indikator für langfristige Zinserwartungen ist von knapp 142 am vergangenen Freitag zeitweise bis auf 139,76 gefallen und notiert aktuell bei rund 140 Prozent.

Portugal erkauft sich Zeit

Mit einer Umwandlung kurzfristiger in mittelfristige Papiere hat Portugal unterdessen erfolgreich Druck von seinem Staatshaushalt genommen. 'Die Verlängerung der Fälligkeiten ist für Portugal sehr positiv gelaufen. Das Land muss in den Jahren 2014 und 2015 statt der bisherigen 27 nur noch gut 20 Milliarden Euro tilgen', fasst Brunner zusammen. Im Zuge der Finanzkrise hatte Portugal, genauso wie einige andere Euroländer, seine expansive Fiskalpolitik verstärkt mit kurz- und mittelfristigen Staatsanleihen finanziert. Über die Verlängerung der Laufzeiten versucht das Land nun die Tilgungsraten auf einen längeren Zeitraum zu strecken. 'Das ist auch deshalb wichtig, weil für Portugal im nächsten Jahr der europäische Rettungsschirm ausläuft. Dann muss das Land entweder auf eigenen Beinen stehen oder neue Hilfsanträge stellen', ergänzt Brunner.

Fremdwährungsanleihen weiterhin beliebt

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase greifen Anleger laut Baader Bank verstärkt nach Bonds in Fremdwährungen, die von bekannten Emittenten mit guter Bonität begeben worden sind. 'Diese Anlagen versprechen höhere Renditen als sie am Heimatmarkt vielfach erzielt werden können, bergen aber Währungsrisiken in sich', erläutert der Baader-Spezialist Klaus Stopp. Im Interesse von Anlegern stehe aktuell etwa eine Anleihe der Europäischen Investitionsbank EIB (WKN A1AYVS), die in russischen Rubel notiert und bis Dezember 2015 läuft. 'Dort, wo der Rubel rollt, liegt die Rendite bei rund 6,40 Prozent - Währungsrisiken nicht eingeschlossen', merkt der Händler an. Vom selben Emittenten EIB sei auch ein Bond (WKN A1HBQ8), der auf südafrikanische Rand lautet, gefragt. Dieser läuft bis Oktober 2019 und weist eine Rendite von rund 7,60 Prozent auf. Anleger, die dem brasilianischen Real vertrauen, interessierten sich laut Stopp für eine Anleihe der KfW (WKN A1RE8Z) mit Laufzeit bis März 2016 und rund 9,4 Prozent Rendite.

Um die in der vergangenen Woche noch sehr rege gehandelten Austral-Dollar-Anleihen ist es laut Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft hingegen äußerst ruhig geworden. 'Nachdem der australische Dollar das Niveau von knapp über 1,50 je Euro erreicht hat, ist das Geschäft ziemlich eingeschlafen', meldet der Händler. Die australische Währung hat in den vergangenen Wochen zum Euro spürbar abgewertet. Mitte November bekam man für einen Euro gerade mal rund 1,43 australische Dollar.

Sorgenkinder Hypo Alpe Adria und A.T.U

Im Bereich der Unternehmensanleihen sorgte das Papier der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria (WKN A0G0JA) in dieser Woche mit kräftigen Kursverlusten für Aufsehen, wie Brunner berichtet. Beamte des österreichischen Finanzministeriums ziehen offenbar in Erwägung, die notverstaatliche Bank in die Pleite zu schicken. Medienberichten zufolge sollen Gläubiger bei diesem Vorhaben offenbar auf ein Drittel der Forderungen verzichten. 'Wie es aussieht, müssen die Anleihegläubiger mit Verlusten rechnen, das bringt ordentlich Druck auf das Papier. Allein in dieser Woche hat die Anleihe 10 Punkte auf aktuell 92,50 Prozent verloren', meldet der Händler.

Ein Sorgenkind bleibt laut Brunner auch die Anleihe von A.T.U. Auto-Teile-Unger (WKN A1EWTK), die im Laufe der Woche unter Druck geraten sei, sich dann aber wieder erholt habe. 'Die Gläubiger der angeschlagenen Werkstattkette haben auf die letzte Zinszahlung verzichtet, was die Notierung der Anleihe drückte. Kurz darauf kam aber die Meldung, dass das Unternehmen einen neuen Eigner bekommt und demnächst finanziell offenbar wieder auf festerem Boden steht', weiß Brunner. Der bisherige Hauptanteilseigner KKR hat sich mit einem Teil der Gläubiger geeinigt und gibt fast seine gesamte Beteiligung ab. Nur noch 3 Prozent bleiben bei dem Finanzinvestor. Neuer Mehrheitseigner und gleichzeitig größter Gläubiger von A.T.U. ist nun der Investor Centerbrigde. Die neuen Eigentümer geben A.T.U. zudem eine Finanzspritze von 100 Millionen Euro. Damit sinkt die Schuldenlast auf rund 150 Millionen Euro.

Gut in den börslichen Handel ist laut Hellwig eine neue HeidelbergCement-Anleihe (WKN A1ZATT) gestartet. 'Bei lebhaften Umsätzen und engen Spreads war die Nachfrage auch aufgrund der mittlerweile in Nicht-Mittelstandsbonds seltenen kleinanlegerfreundlichen 1.000er-Stückelung groß', berichtet der Spezialist. Das Papier läuft bis Oktober 2012 und ist mit einem Kupon von 3,25 Prozent ausgestattet.

ThyssenKrupp verliert Investment-Status

Die Serie schlechter Nachrichten bei ThyssenKrupp spiegelt sich, wie Hellwig beobachtet, auch in den Anleihe-Kursen des Unternehmens. 'Gerade die 2016 fällige Obligation (WKN A0T61L) stand unter Abgabedruck, der Kurs liegt mittlerweile unter 113 Prozent.' Zum Wochenstart notierte das Papier noch bei 113,50. Der Stahlkocher hatte mit einer Kapitalerhöhung und einem überraschend niedrigen Erlös beim angekündigten Verkauf des Stahlwerks im US-Bundesstaat Alabama negativ überrascht. Zudem verlor das Unternehmen am Donnerstag auch bei der letzten großen Rating-Agentur den Investmentstatus. Fitch reduzierte die Bonitätsnote von 'BBB-' auf 'BB+' und bescheinigt ThyssenKrupp genauso wie Standard & Poor's sowie Moody's damit nur noch spekulatives Niveau.

Mit regen Umsätzen fällt eine Anfang der Woche neu an den Markt gekommene Anleihe der österreichischen Telekom Finanzmanagement (WKN A1ZALN) auf, wie Daniel berichtet. 'Die kleinanlegerfreundliche 1.000er-Stückelung lockt einige Investoren an, wir haben sofort Käufe in dem Papier gesehen. Mittlerweile flacht der Umsatz allerdings etwas ab', beobachtet der Händler. Das Papier läuft bis Dezember 2021 und bietet einen Kupon von 3,125 Prozent.

Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich einfach unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG

© 6. Dezember 2013

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.