* Kaum Aufwärtspotenzial beim Dax bis zum Jahresende gesehen
* Durchschnittsprognose bis Mitte 2010 bei 5350 Zählern
- von Tyler Sitte -
Frankfurt, 30. Jun (Reuters) - Der Dax<.GDAXI> hat bis Jahresende nach Einschätzung von Experten kaum noch Aufwärtspotenzial. Spielraum nach oben erwarten die meisten erst wieder im ersten Halbjahr 2010, wie eine Reuters-Umfrage ergab.
Im Schnitt sehen 25 befragte Aktienstrategen den deutschen Leitindex zum Jahresende bei 4900 Punkten und damit nicht einmal zwei Prozent über dem Schlussstand von 2008 bei 4810 Punkten sowie dem aktuellen Niveau. Dennoch sind die Strategen damit wieder optimistischer als noch im März, als die Durchschnittsprognose 200 Punkte niedriger lag. Die Spanne der zwischen dem 18. und 26. Juni abgefragten Werte lag zwischen 3300 und 5800 Punkten.
Unterstützung könnte das Börsenbarometer in den kommenden Monaten durch eine stabile Konsumentennachfrage erhalten, sagt Matthias Born von Allianz Global Investors. Gegenwind sei allerdings weiterhin von anderen Makrodaten zu erwarten. "Die Frage ist, wie stark die Exporte einbrechen und bis zu welchem Grad die gestiegene Arbeitslosigkeit einer möglichen wirtschaftlichen Erholung im Weg steht."
Bis Mitte nächsten Jahres trauen 22 Aktienstrategen dem Dax im Schnitt einen gut zehnprozentigen Anstieg auf 5375 Zähler zu. Das erste Halbjahr 2009 schließt der Dax nach einer zunächst heftigen Talfahrt und einer darauffolgenden steilen Aufwärtsbewegung nahezu auf dem Stand von Ende 2008 ab. Am Montagabend schloss der Leitindex bei 4885 Punkten.
GÜNSTIGE BEWERTUNG CONTRA SINKENDE GEWINNERWARTUNGEN
Nach Meinung von Andreas Hürkamp von der Commerzbank, der den Dax zum Jahresende bei 5500 Punkten sieht, blenden die Skeptiker wichtige Faktoren aus. Er verweist darauf, dass die Märkte wieder liquider würden und dass das aktuelle Kurs-Buchwert-Verhältnis bei Aktien teilweise bis zu 40 Prozent unter dem historischen Durchschnitt liege. Dies sei ein Indiz dafür, dass Investoren weiterhin sehr vorsichtig agieren und daher als positives Zeichen für den Markt zu werten.
Frank Schneider vom Alpha Wertpapierhandel hält dieser optimistischen Einschätzung entgegen, dass der entscheidende Faktor für die Richtung an der Börse die Gewinnerwartungen seien. Er ist mit einer Dax-Prognose von 3300 Punkten zum Jahresende der skeptischste der befragten Stratege. "Die Gewinnrevisionen häufen sich, und ich gehe davon aus, dass da noch eine weitere Runde auf uns zukommt", sagt Schneider.
Nur einer der Aktienstrategen erwartet, dass der Dax Mitte nächsten Jahres deutlich unter dem Schlussstand von 2009 notieren wird. Guiseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz geht davon aus, dass der Leitindex - getrieben von Konjunkturhoffnungen - bis zum Ende des Jahres noch steigen wird. Im neuen Jahr werde dann aber eine Art Realitätsschock den Markt wieder auf Talfahrt schicken.
(geschrieben von Kirsti Knolle; redigiert von Kerstin Leitel)