(neu: Bernanke, US-Kurse)
Frankfurt, 10. Mär (Reuters) - Mit Rückenwind der
US-Großbank Citigroup hat der Dax<.GDAXI> am Dienstag den
Sprung über die Marke von 3800 Punkten geschafft. Der Leitindex
legte bis zum Nachmittag um drei Prozent auf 3802 Punkte zu.
Börsianer sahen darin aber wegen unverändert düsterer Aussichten
für die Weltwirtschaft nur ein Strohfeuer.
Ausgelöst wurde die Kursrally bei den Finanzwerten von
optimistischen Aussagen von Citigroup-Chef Vikram Pandit.
Diesen zufolge hat die jüngst teilverstaatlichte Bank in den
ersten beiden Monaten des Jahres wieder Gewinne geschrieben und
verfügt über ausreichend Kapital. Citi-Papiere sprangen zur
US-Börseneröffnung 20 Prozent in die Höhe.
Auch in Europa waren Bank-Aktien gefragt, der entsprechende
Branchenindex<.SX7P> stieg um mehr als acht Prozent. Nachdem
sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bereits am
Vortag zufrieden zum Jahresstart geäußert hatte, keime nach den
Citi-Aussagen nun wieder etwas mehr Zuversicht bei den Anlegern
auf, sagten Börsianer. In dieses Bild passten auch jüngste
Aussagen von US-Notenbankchef Ben Bernanke, der im Kampf gegen
die Krise im Bankensektor entschlossenes Handeln in Aussicht
stellte. Es müsse alles getan werden, damit die Finanzinstitute
die Voraussetzungen für eine funktionierende Kapital- und
Liquiditätsbasis hätten, betonte er.
Händlern zufolge gab es in diesem Zusammenhang
Spekulationen, dass eine umstrittene Neubewertungsregel für
US-Finanzinstitute vorübergehend ausgesetzt werden könnte. "Wenn
die Bewertung von Handelspositionen nicht mehr zum
tagesaktuellen Marktpreis erfolgen müsste, müssten die Banken
nicht mehr so viel abschreiben und bekämen einen größeren
finanziellen Spielraum", erläuterte ein Händler. "Das wäre
natürlich erst einmal positiv zu sehen." Allerdings machte
Bernanke klar, dass er eine Aussetzung der Regel nicht
unterstützen würde. Auch die Börsenaufsicht SEC hat Kreisen
zufolge keine entsprechenden Pläne.
Im Dax waren die Papiere der Deutschen Bank mit
einem Plus von mehr als zwölf Prozent größter Gewinner.
Commerzbank legten 10,1 Prozent und Postbank
7,3 Prozent zu. Zu den größten Dax-Gewinnern gehörten nach einer
Hochstufung durch die Analysten von Morgan Stanley auch die
Daimler-Papiere mit einem Plus von 7,5 Prozent.
KURSRUTSCH BEI E.ON NACH SCHWACHEM AUSBLICK
Hingegen straften die Anleger E.ON für einen
schwachen Geschäftsausblick ab. Die Aktien rutschten um mehr als
sieben Prozent ab. Der Konzern hatte sein Gewinnziel für 2010
deutlich gesenkt und auch die Erwartungen für das laufende Jahr
gedämpft. Außerdem strich der Versorger seine Investitionen
zusammen. "Unter Berücksichtigung der jüngsten E.ON-Ankündigung
zur Kostenreduzierung um 1,5 Milliarden Euro ist die veränderte
Prognose überraschend und extrem enttäuschend", urteilten die
Nomura-Analysten.
Vorübergehend kursierten zudem Spekulationen, dass E.ON an
einer Übernahme des Solarkonzerns Q-Cells interessiert
sei. Nachdem E.ON erklärt hatte, definitiv kein Interesse an dem
Solarunternehmen zu haben, grenzte die Q-Cells-Aktie ihre
Gewinne von bis zu rund zehn Prozent ein und notierte noch sechs
Prozent höher.
Im SDAX<.SDAXI> schossen trotz eines Gewinnrückgangs und
einer drastischen Kürzung der Dividende die Aktien der
Immobilienfirma DIC Asset 13,5 Prozent nach oben.
"Obwohl wir weiteren Druck auf die Mieten und die Bewertungen
erwarten, wird das Unternehmen weiterhin einen soliden Cashflow
generieren", betonte Analyst Hasim Sengül von der DZ Bank. Die
Aktien der DIC-Asset-Konkurrenten Colonia Real Estate
und Patrizia legten elf beziehungsweise 7,7 Prozent
zu.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kerstin Leitel)