* Gestiegene Risikovorsorge enttäuscht Deutsche-Bank-Anleger
* Deutsche-Post-Titel profitieren von Kaufempfehlung
(neu: Stratege, Premiere)
Frankfurt, 28. Jul (Reuters) - Herbe Kursverluste bei der
Deutschen Bank haben den Höhenflug des Dax<.GDAXI> am Dienstag
gebremst. Der Leitindex verlor bis zum Nachmittag 0,4 Prozent
auf 5233 Punkte, nachdem er am Montag noch mit 5309 Punkten den
höchsten Stand seit Oktober vorigen Jahres erklommen hatte.
Die Aktien der Deutschen Bank gerieten trotz eines
Milliardengewinns im Quartal schwer unter Druck und waren mit
einem Minus von bis zu 9,1 Prozent auf 47,555 Euro die mit
Abstand größten Dax-Verlierer. "Nach den guten Berichten der
großen US-Banken waren die Zahlen der Deutschen Bank eine kalte
Dusche", sagte ein Börsianer. Investoren seien vor allem durch
die deutlich gestiegene Risikovorsorge und die hohen Kosten des
Frankfurter Geldhauses wachgerüttelt worden und machten nun
Kasse. In den vergangenen drei Wochen hatte die Aktie rund 26
Prozent zugelegt und gehörte damit zu den stärksten Dax-Werten.
Der Dax hatte in der selben Zeit rund 15 Prozent zugelegt.
Aktienstratege Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors
rechnet mit einer Verschnaufpause des Dax in den kommenden
Wochen. "Beim Dax dürften wir ein Sägezahnmuster sehen, denn der
Treiber Unternehmensgewinne fällt mit der auslaufenden
Bilanzsaison langsam weg und die Urlaubssaison wird sich auch
bemerkbar machen." Das Gesamtbild bleibe angesichts der sich
stabilisierenden Konjunkturdaten und stützenden Maßnahmen von
Politik und Notenbanken positiv. Die bislang extrem vorsichtig
agierenden institutionellen Investoren dürften deshalb nach
Ansicht von Naumer allmählich an den Aktienmarkt zurückkehren.
DEUTSCHE POST NACH ANALYSTENKOMMENTAR GEFRAGT
In Rest von Europa stand die zweitgrößte spanische Bank
BBVA im Mittelpunkt. Eine höhere Risikovorsorge für
faule Kredite drückte auch hier den Gewinn im ersten Halbjahr.
Allerdings hatten Analysten Schlimmeres erwartet. An der
Madrider Börse stiegen die Titel um mehr als vier Prozent und
setzten sich damit an die Spitze des Europa-Index
Stoxx50<.STOXX50>. Andere Bankentitel wie BNP Paribas,
Unicredit und UBS notierten schwächer.
Commerzbank-Titel legten 0,7 Prozent zu.
Positive Analystenkommentare sorgten im Dax teils für
kräftige Kursgewinne. Viele Anleger folgten der Kaufempfehlung
von Merrill Lynch und griffen bei Deutsche-Post-Titeln
zu. Diese gehörten mit einem Plus von 2,3 Prozent auf 10,61 Euro
zu den größten Gewinnern im Leitindex. Den Merrill-Experten
zufolge haben die Post-Aktien im Vergleich zur Konkurrenz
Nachholbedarf. Darüber gebe es Anzeichen für eine Stabilisierung
des Logistik-Geschäfts. Außerdem sei die Restrukturierung des
US-Geschäfts auf gutem Weg. Stärkste Dax-Gewinner waren mit
einem Plus von 2,4 Prozent die Aktien von Merck KGAA,
die am Freitag nach einem kräftigen Gewinnrückgang im Quartal
bis zu 16 Prozent verloren hatten.
Spitzenreiter im MDax<.MDAX> waren nach Vorlage der
Zwischenbilanz EADS mit einem Plus von bis zu sechs
Prozent. Auch an der Pariser Börse gehörten die Titel zu
den stärksten Werten. "Das Ergebnis des zweiten Quartals ist
unseres Erachtens solide", stellte DZ-Bank-Analyst Markus
Turnwald fest. Vor allem die Sparte Airbus[ARBU.UL] habe sich
deutlich besser entwickelt.
Dagegen drückten Gerüchte über eine Gewinnwarnung
Premiere 5,7 Prozent ins Minus. Ein Sprecher des
Unternehmens wies die Spekulationen zurück. "Es gibt keine
Gewinnwarnung." Der Bezahlsender will am 13. August
Quartalszahlen vorlegen.
Im TecDax<.TECDAX> gerieten Kontron nach der
Ausgabe neuer Aktien unter Druck. Analyst Adrian Pehl von
Equinet bezeichnete die Kapitalerhöhung als Überraschung nach
den eher schwachen Quartalszahlen vom Vortag. Zudem verwies er
auf den verwässernden Effekt einer solchen Kapitalmaßnahme.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kerstin Leitel)