* Arcandor-Aktien stürzen nach Insolvenzantrag ins Bodenlose
* Post-Aktien im Arcandor-Strudel
* Infineon profitiert von positivem TI-Ausblick
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 09. Jun (Reuters) - Der Dax<.GDAXI> hat am
Dienstag die Marke von 5000 Punkten nicht verteidigen können.
Der Leitindex ging 0,1 Prozent niedriger bei 4997 Punkten aus
dem Handel. Für den Traditionskonzern Arcandor war es
ein Schicksalstag: Nach gescheiterten Verhandlungen über
Staatshilfen musste der Konzern den Gang zum Insolvenzrichter
antreten. Bei den im Nebenwerteindex MDax<.GDAXI> gelisteten
Aktien kam es anschließend zum Ausverkauf - sie brachen bei
hohen Umsätzen um 48 Prozent auf 55 Cent ein.
Zu den Favoriten der Anlegern zählten dagegen die defensiven
Titel von E.ON und RWE sowie die Papiere von
Fresenius Medical Care, die 1,4 Prozent zulegten.
Technologiewerte gehörten europaweit zu den größten Gewinnern,
nachdem der US-Chiphersteller Texas Instruments (TI)
seine Prognose angehoben hatte. "Das sehen viele Marktteilnehmer
als positives Signal für den gesamten Aktienmarkt", sagte
Aktienstratege Tobias Basse von der NordLB. Die TI-Aktien
stiegen in New York mehr als fünf Prozent. Der europäische
Technologieindex<.SX8P> gewann 1,8 Prozent, Nokia in
Helsinki 3,7 Prozent. Im TecDax profitierten die Aktien
von Infineon mit einem Plus von 2,9 Prozent.
Am deutschen Aktienmarkt war Arcandor das
Hauptgesprächsthema. Die Aktien könnten nach den Regeln der
Deutschen Börse noch in diesem Monat aus dem
MDax<.MDAXI> fliegen. "Unternehmen, bei denen ein
Insolvenzverfahren eröffnet wird, fallen zum nächsten
Verkettungstermin aus den Auswahlindizes", heißt es in den
Statuten des Börsenbetreibers. Der nächste solche Termin wäre
Freitag, der 19. Juni. Entscheidungen würden am darauffolgenden
Montag wirksam. Daraufhin trieben Spekulationen auf ein
Aufrücken in den MDax die Aktien des nach Expertenmeinung
aussichtsreichsten Kandidaten Deutsche Wohnen um mehr
als 17 Prozent auf 11,30 Euro.
Die Aktien von Deutsche Post gerieten im Strudel
von Arcandor ebenfalls unter Druck. Sie fielen um 1,6 Prozent
auf 10,01 Euro. Ein Zusammenbruch der Karstadt-Mutter würde die
Deutsche Post empfindlich treffen - der Bonner Konzern erledigt
für Arcandor vor allem Dienstleistungen im Logistik- sowie im
Paket- und Briefgeschäft.
Metro-Aktien notierten bei 35,36 Euro und damit 0,2
Prozent im Plus. Der Handelskonzern zeigte sich auch nach dem
Insolvenzantrag von Arcandor bereit, über die Zusammenlegung der
Warenhausketten Kaufhof und Karstadt zu sprechen.
Größter Dax-Gewinner waren mit plus 2,5 Prozent
VW-Aktien. Der hoch verschuldete VW-Großaktionär
Porsche verhandelt über einen Einstieg des Emirat
Katar.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kerstin Leitel)