FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Forderungen des Verdi-Vorsitzenden Frank Bsirske nach einer schnellen Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns stoßen auch im Gewerkschaftslager auf Widerspruch. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, tritt stattdessen dafür ein, den geplanten Mindestlohn erst 2017 zu erhöhen. Bereits der geplante Mindestlohn von 8,50 Euro bedeute 'für viele Beschäftigte, die heute deutlich schlechter bezahlt sind, dass ihr Verdienst spürbar steigt', sagte Vassiliadis der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'. 'Einen solchen Sprung in der Bezahlung muss der Arbeitsmarkt erst einmal verkraften.'
Deshalb sei es klug, zunächst die Wirkungen des Mindestlohns auf den Arbeitsmarkt zu bewerten. 'Auf dieser Grundlage ist eine Anpassung des Mindestlohns ab 2017 möglich und sinnvoll', sagte Vassiliadis. Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, zum 1. Januar 2015 einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro brutto einzuführen; tarifvertraglich vereinbarte Abweichungen sollen aber bis 2017 noch möglich sein. Danach soll die Höhe regelmäßig von einer Kommission überprüft werden.
Bsirske hatte am Wochenende seine Forderung bekräftigt, den Mindestlohn schon unmittelbar nach seinem Inkrafttreten im Jahr 2015 zu erhöhen und dann schnell auf 10 Euro je Stunde steigen zu lassen.b