Börsen-Zeitung: Ansteckungsgefahren, Kommentar zur Slowakei von Detlef
Fechtner
Frankfurt (ots) - Spätestens seit den vergangenen Tagen weiß in
Europa fast jeder Fernsehzuschauer, wie die Hauptstadt der Slowakei
heißt. Schließlich hat zuletzt nahezu jeder Bericht über die
Staatsschuldenkrise - und davon gibt es ja in diesen Tagen jede Menge
- mit dem Satz geschlossen: 'Jetzt richten sich alle Blicke aber erst
einmal auf die Entscheidung in Bratislava.'
Die war zwar bis zum Redaktionsschluss dieser Zeitung am
Dienstagabend noch nicht gefallen. Ein Ergebnis allerdings stand
bereits fest: Die Währungsunion, so wie sie und ihre Instrumente zur
Krisenbewältigung aktuell verfasst sind, taumelt von einem Abgrund
zum nächsten. Erst nach und nach verstehen die Mitglieder, was es
heißt, einer Gemeinschaft anzugehören, die sich zur Verteidigung
ihrer selbst auf Einstimmigkeitsregeln festgelegt hat. Alle sind von
allen abhängig - völlig egal, ob sie Schwergewichte oder Zwerge sind.
Nur zur Erinnerung: Europas Regierungschefs mussten einen halben
EU-Gipfel lang den griechischen Oppositionsführer ins Gebet nehmen,
um ihm Zusagen abzuringen, ohne die eine Hilfe für Athen nicht
denkbar gewesen wäre. Die Nea Dimokratia vertritt nicht einmal
zweieinhalb Millionen Wähler. Die Wahren Finnen, die ebenfalls die
Eurozone in Atem hielten, repräsentieren sogar nur 560075 Wähler. Und
gerade einmal 307287 slowakische Wähler haben sich für Sloboda a
Solidarita entschieden - jene Partei, die in den zurückliegenden
Tagen ins Zentrum des Interesses rückte.
Viel war in den Monaten seit Griechenlands finanziellem
Offenbarungseid Anfang 2010 die Rede von der Ansteckungsgefahr. Die
Sorge bezog sich dabei auf das Risiko, dass Investoren auch Spanien
oder Italien das Vertrauen in deren Schuldentragfähigkeit entziehen.
Diese Befürchtung besteht nach wie vor. Aber sie ist nicht mehr
die einzige Ansteckungsgefahr. Immer größer wird gleichzeitig die
Sorge, dass einzelne Regierungen - oder Teile von ihnen -
Entscheidungen blockieren, für die es eine große Mehrheit in der
Eurozone gibt. So warnen Diplomaten bereits davor, dass im Falle
einer Schuldenentlastung Griechenlands, egal ob durch Schnitt oder
freiwillige private Beteiligung, andere Staaten mit hohen
Schuldenbergen ebenfalls auf eine Erleichterung pochen werden - zumal
wenn sie sogar noch mehr eigenes Geld in ihre heimischen Banken
stecken müssen, damit die Institute Abschreibungen beim Euro-Nachbarn
überstehen. Bratislava ist daher wohl nicht die letzte Hauptstadt,
die Eurolands ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Europa fast jeder Fernsehzuschauer, wie die Hauptstadt der Slowakei
heißt. Schließlich hat zuletzt nahezu jeder Bericht über die
Staatsschuldenkrise - und davon gibt es ja in diesen Tagen jede Menge
- mit dem Satz geschlossen: 'Jetzt richten sich alle Blicke aber erst
einmal auf die Entscheidung in Bratislava.'
Die war zwar bis zum Redaktionsschluss dieser Zeitung am
Dienstagabend noch nicht gefallen. Ein Ergebnis allerdings stand
bereits fest: Die Währungsunion, so wie sie und ihre Instrumente zur
Krisenbewältigung aktuell verfasst sind, taumelt von einem Abgrund
zum nächsten. Erst nach und nach verstehen die Mitglieder, was es
heißt, einer Gemeinschaft anzugehören, die sich zur Verteidigung
ihrer selbst auf Einstimmigkeitsregeln festgelegt hat. Alle sind von
allen abhängig - völlig egal, ob sie Schwergewichte oder Zwerge sind.
Nur zur Erinnerung: Europas Regierungschefs mussten einen halben
EU-Gipfel lang den griechischen Oppositionsführer ins Gebet nehmen,
um ihm Zusagen abzuringen, ohne die eine Hilfe für Athen nicht
denkbar gewesen wäre. Die Nea Dimokratia vertritt nicht einmal
zweieinhalb Millionen Wähler. Die Wahren Finnen, die ebenfalls die
Eurozone in Atem hielten, repräsentieren sogar nur 560075 Wähler. Und
gerade einmal 307287 slowakische Wähler haben sich für Sloboda a
Solidarita entschieden - jene Partei, die in den zurückliegenden
Tagen ins Zentrum des Interesses rückte.
Viel war in den Monaten seit Griechenlands finanziellem
Offenbarungseid Anfang 2010 die Rede von der Ansteckungsgefahr. Die
Sorge bezog sich dabei auf das Risiko, dass Investoren auch Spanien
oder Italien das Vertrauen in deren Schuldentragfähigkeit entziehen.
Diese Befürchtung besteht nach wie vor. Aber sie ist nicht mehr
die einzige Ansteckungsgefahr. Immer größer wird gleichzeitig die
Sorge, dass einzelne Regierungen - oder Teile von ihnen -
Entscheidungen blockieren, für die es eine große Mehrheit in der
Eurozone gibt. So warnen Diplomaten bereits davor, dass im Falle
einer Schuldenentlastung Griechenlands, egal ob durch Schnitt oder
freiwillige private Beteiligung, andere Staaten mit hohen
Schuldenbergen ebenfalls auf eine Erleichterung pochen werden - zumal
wenn sie sogar noch mehr eigenes Geld in ihre heimischen Banken
stecken müssen, damit die Institute Abschreibungen beim Euro-Nachbarn
überstehen. Bratislava ist daher wohl nicht die letzte Hauptstadt,
die Eurolands ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht.
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