DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat vor überzogenen Aufsichtsratsvergütungen bei deutschen Großkonzernen gewarnt. DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler sagte der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag, ob Aufsichtsratsvorsitzende höhere sechsstellige Beträge bekommen müssten, sei in seinen Augen zweifelhaft. "Ein Aufsichtsrat ist nicht der bessere Vorstand."
Tüngler reagierte auf einen Bericht des "Handelsblatts", wonach sich die Gesamtvergütung der Aufsichtsräte aller 30 Dax (ETR:DAX)-Konzerne in den vergangenen 10 Jahren um fast 90 Prozent auf 78,4 Millionen Euro erhöht hat. Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers legte im selben Zeitraum nur um 21,2 Prozent zu.
Tüngler räumte ein, dass sich die Aufgaben der Kontrolleure in den vergangenen Jahren deutlich verändert hätten. Der Aufsichtsrat habe heute mehr Pflichten und trage mehr Verantwortung als noch vor zehn Jahren. Ein gewisser Anstieg der Vergütungen sei deshalb durchaus angemessen. Doch sei bei einigen der Schluck aus der Pulle sehr groß ausgefallen. "Alles über 500 000 Euro bei Aufsichtsratsvorsitzenden, da kommen wir in Regionen, die schwer vermittelbar sind - auch bei einem Dax-Tanker", meinte der Aktionärsschützer. Es gelte, auch bei den Aufsichtsratsvergütungen maßzuhalten.
Der bestbezahlte Aufsichtsratsvorsitzende war im vergangenen Jahr laut "Handelsblatt" VW-Patriarch Ferdinand Piech mit einem Salär von knapp 1,2 Millionen Euro. Deutsche Bank (ETR:DBK)-Chefkontrolleur Paul Achleitner und Siemens (ETR:SIE)-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme verdienten demnach jeweils mehr als 600 000 Euro. Auch Henkel (ETR:HEN3)-Chefkontrolleurin Simone Bagel-Trah und BMW (ETR:BMW)-Aufsichtsratschef Joachim Milberg hätten die 500 000-Euro-Marke übersprungen.ha