PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkten haben auch am Mittwoch unter Druck gestanden. Vor allem Technologiewerte wurden wieder abgestoßen. Anleger sind vorsichtig vor wichtigen Arbeitsmarktdaten aus den USA und der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed - auch weil der September oftmals ein eher schwacher Börsenmonat ist.
Der EuroStoxx 50 fiel um 1,31 Prozent auf 4848,18 Zähler, konnte sich dabei aber in der Nähe seines 50-Tage-Durchschnitts stabilisieren. Diese Linie ist bei charttechnisch orientierten Anlegern ein beliebter kurz- bis mittelfristiger Indikator.
Außerhalb der Eurozone folgte der britische Leitindex FTSE 100 dem Trend um 0,35 Prozent nach unten auf 8.269,60 Punkte. Der Schweizer Leitindex SMI fiel um 1,39 Prozent auf 12.176,17 Zähler.
Laut dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets geht die "Angst vor der zweiten Welle um", denn Anfang August gab es schon einmal einen ähnlichen Kursrutsch, auf den damals aber eine enorme Gewinnstrecke gefolgt war. Diejenigen, die daran glauben, dass die Bäume in Sachen Künstliche Intelligenz (KI) in den Himmel wachsen, hinterfragten dies langsam - auch in Befürchtung einer stärkeren Regulierung.
Der gesamteuropäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Technology setzte seine Talfahrt daher fort mit einem Abschlag von 3,2 Prozent. Sinnbild der Situation sind die Nvidia-Aktien , die am Vorabend in New York mit einem Kursrutsch um fast zehn Prozent 280 Milliarden US-Dollar an Börsenwert vernichteten.
Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank verwies auf die hohe Gewichtung des Tech-Sektors, die das Gesamtbild an den Aktienmärkten mittlerweile von wenigen Werten abhängig mache. Nach den markanten Gewinnen der letzten Wochen sei ein "Durchatmen der Aktienmärkte" nicht überraschend. Er geht davon aus, dass sie ihren Aufwärtstrend im Fahrwasser erwarteter Zinssenkungen fortsetzen können.
ASML (AS:ASML) als eines der größten europäischen Börsenunternehmen ist mit umgerechnet 326 Milliarden US-Dollar nicht viel mehr wert als das, was Nvidia (NASDAQ:NVDA) am Dienstag an einem Tag einbüßte. Nachdem die Bank UBS (SIX:UBSG) ihre Kaufempfehlung aufgegeben hatte, fielen die Titel des Halbleiterindustrie-Ausrüsters am EuroStoxx-Ende um fast sechs Prozent. Analyst Francois-Xavier Bouvignies traut dem Unternehmen nicht mehr so hohe Ergebnissteigerungen zu, wie in jüngster Zeit gewohnt.
Auch die Luxusgüterwerte Kering (EPA:PRTP) , LVMH (EPA:LVMH) und Richemont (SIX:CFR) hatten mit Verlusten zwischen mehr als zwei und fast sechs Prozent einen schweren Stand. Hier wurde als Belastung zum einen auf erneut enttäuschende Konjunkturdaten aus China verwiesen - einem für Luxusgüter besonders wichtigen Markt.
Zum anderen hatte die US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS) die Kursziele für die Aktien von LVMH und Richemont gesenkt. Zu dem Schweizer Unternehmen schrieb Analyst Edouard Aubin, dass die schwache chinesische Nachfrage und die Stärke des Schweizer Franken ihn vorsichtiger werden lassen, was die Resultate für das Geschäftsjahr bis März 2025 angehe.
Telekommunikations- und Immobilienwerte aber entwickelten sich robust. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux traut vor allem deutschen Immobilienaktien wieder eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zu, denn deren Bewertung sei im historischen Vergleich weiter attraktiv. Die Experten erwähnten dabei den begonnenen Zinssenkungszyklus der Europäischen Zentralbank als Treiber.