HAMBURG (dpa-AFX) - Der wegen gewerbsmäßiger Untreue angeklagte frühere Chef der Fondsgesellschaft Wölbern Invest, Heinrich Maria Schulte, hat vor dem Hamburger Landgericht die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. "Ich habe mich weder privat bereichern noch Anleger vorsätzlich schädigen wollen", sagte der 60-jährige Medizinprofessor am Dienstag. Den Antrag der Verteidigung vom Montag, die Kammer wegen Befangenheit auszutauschen, wiesen die Richter selbst zurück, da er zu spät gestellt worden sei.
Die Staatsanwaltschaft wirft Schulte vor, als Eigentümer und Chef der Fondsgesellschaft Wölbern Invest in 360 Fällen mehr als 147 Millionen Euro aus dem Vermögen zahlreicher Fonds abgeschöpft und zweckentfremdet zu haben. Im September vergangenen Jahres durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft seine Geschäfts- und Privaträume, beschlagnahmten umfangreiches Material und verhafteten den Mediziner. Er sitzt bis jetzt in Untersuchungshaft.
Schulte beklagte, die Staatsanwaltschaft habe entlastendes Material in der Anklage nicht berücksichtigt. So habe er Teile des entnommenen Geldes auch wieder in die Wölbern-Fonds zurückfließen lassen. Außerdem habe er "Sicherheitsdepots" gebildet. "Die Staatsanwaltschaft stellt mich als Mensch mit niederen Beweggründen dar, der nur aus Habgier gehandelt hat", sagte der Angeklagte und bestritt dies. "Ich bin Sohn einer Arztfamilie in fünfter Generation." Seinen Lebensunterhalt habe er als Leiter eines Medizinzentrums in Hamburg mit 1000 Mitarbeitern verdient.
Schulte erklärte, mehrere Biotechnologiefirmen mit aufgebaut zu haben. Teile des Gewinns, den er dabei erwirtschaftet habe, gab er nach eigenen Angaben als Darlehen an die Wölbern-Gruppe. Als Geschäftsführer der Wölbern-Gruppe habe er kein Gehalt bezogen. "Bei der Führung der Fonds habe ich mich auf die Ratschläge meiner Berater verlassen müssen. Mein Know-how liegt im medizinischen Bereich", sagte Schulte. "Wenn sich herausstellen sollte, dass ich etwas Falsches gemacht haben sollte, dann werde ich auch dafür einstehen. Das habe ich in meinem Leben immer so getan."
Es geht um 35 000 Anleger, die rund 1,1 Milliarden Euro investiert haben. Das Kapital steckt vor allem in geschlossenen Immobilienfonds, in Bürohäusern in den Niederlanden, Deutschland, Österreich und Frankreich. Für insgesamt 23 Immobilien-Fonds hat zum Jahresbeginn die Hamburger Paribus-Gruppe das Management übernommen, für die übrigen Wölbern-Fonds treuhänderisch die Aufsicht. Ein Urteil wird nicht vor dem 26. August erwartet.tb