Investing.com - Der verschärfte Handelskonflikt und die weitere Zuspitzung der geopolitischen Risiken belastet weltweit die Aktienkurse. Geht es nach der jüngsten Umfrage von BofA Merrill Lynch bei internationalen Fondsmanagern, so sollten sich Anleger auf einen stürmischen Sommer einstellen. Denn eine rekordhohe Anzahl von Investoren wettet auf fallende Kurse.
34 Prozent der befragten Fondsmanager haben sich gegen starke Kursrückgänge an den Aktienmärkten in den kommenden drei Monaten abgesichert, wie aus der Befragung hervorging. Damit wetten so viele wie noch nie auf einen Ausverkauf.
Die Fondsmanager blicken mit großer Besorgnis auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die Sorgen sind aber geringer als letzten Sommer. Dennoch wird er als größtes "Tail Risk" – Extremrisiko – genannt. "Die Investoren sind gut abgesichert, aber nicht für ein Scheitern der Handelsgespräche positioniert", sagt Michael Hartnett, verantwortlicher globaler Aktienstratege von BofA Merrill Lynch Global Research.
Die Aktienmärkte standen letzter Woche unter Druck, nachdem die USA den Zollsatz auf einige chinesische Importwaren erhöht hat und gleichzeitig amerikanischen Unternehmen die Nutzung von Telekommunikationstechnik wie z.B. von Huawei (SZ:002502), untersagt hat. China erließ seinerseits Vergeltungsmaßnahmen.
S&P 500, Dow Jones, Nasdaq 100 und Währungen von Schwellenländern gingen im Anschluss in die Knie, während sichere Anlagehäfen wie der japanische Yen, Schweizer Franken und US-amerikanische Anleihen bei den Anlegern gefragt waren.
Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn) schrieb in einem täglichen Marktkommentar, dass Huawei ein wichtiger Käufer von US-Chips sei. "Sollte Peking mit ähnlichen Marktbarrieren für amerikanische Tech-Konzerne reagieren, dürfte sich die negative Entwicklung des SOX fortsetzen: US-Halbleiterproduzenten erwirtschaften zwischen 20 und 70 Prozent ihrer Umsätze in China". Aufgrund dieser Aussichten und "der nicht mehr günstigen Bewertungen" rät er daher zur Vorsicht.
Trotz gemischter Konjunkturdaten aus Asien und Europa sehen die meisten Befragten in den nächsten 12 Monaten kein Abrutschen der Weltwirtschaft in eine Rezession. Einige rechnen für die nächsten 12 Monate aber nur mit einem globalen Wirtschaftswachstum in gedrosseltem Tempo.
Von den 250 befragten Fondsmanager, die insgesamt ein Vermögen von 687 Milliarden Dollar verwalten, erwarten 5 Prozent ein schwächeres globales Wachstum im nächsten Jahr, während 66 Prozent mit keiner Rezession bis zur zweiten Jahreshälfte 2020 oder später rechnen.
Besonders hoch im Kurs standen nach wie vor US-Tech-Aktien, während Fondsmanager weiter auf fallende Kurse bei europäischen Aktien wetteten.