FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone dürfte nach Einschätzung von Ökonomen der öffentlichen Banken die Renditen von Bundesanleihen weiter drücken. 'Solange die tatsächlichen Anforderungen für einen Schuldenschnitt für Griechenland und die Ausgestaltung des Rettungsfonds (EFSF) nicht bekannt sind, werden die Zinsen für Bundesanleihen kurzfristig kaum Luft nach oben haben', erklärten die Experten von Mitgliedsbanken des Bundesverbandes Öffentlicher Banken (VÖB) am Dienstag in Frankfurt. Erst wenn sichergestellt sei, dass die geplanten Maßnahmen zu einer Eindämmung der Schuldenkrise führen, könnten die Anleiherenditen im zweiten Halbjahr wieder steigen.
Erschwert werden dürfte der Abbau der Haushaltsdefizite nach Einschätzung der Ökonomen auch durch die sich abschwächende Konjunktur. DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater erwartet im Winter eine 'milde Rezession' in der Eurozone. Die sich stark verschärfenden Kreditbedingungen würden die Konjunktur in den Problemländern der Eurozone belasten. Die schwache Konjunktur in Ländern wie Italien und auch Spanien dürfte auch die deutsche Wirtschaft belasten.
Die meisten der beteiligten Experten erwarten noch eine weitere Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB). Das geringere Wirtschaftswachstum dürfte die Inflation weiter dämpfen. Laut Deka-Chefvolkswirt Kater legt der neue EZB-Präsident Mario Draghi stärker den Fokus auf eine vorausschauende Geldpolitik. Die Zinspolitik könnte flexibler werden und der Leitzins möglicherweise auch unter ein Prozent gesenkt werden, falls die Krise sich weiter zuspitzt.
Entscheidend für die weitere Entwicklung in der Eurozone dürfte nach Einschätzung der Experten vor allem auch die Lage in Italien sein. 'Ohne ein überzeugendes Reform- und Sparprogramm wird Italien, auch wenn die Anleihen teilversichert werden, nicht genügend Käufer finden', sagte Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank. Sollte es jedoch zu durchgreifenden Reformen kommen, dürfte Italien wieder aus der Schusslinie geraten. 'Die Probleme in Italien sind mehr politischer und weniger wirtschaftlicher Natur', sagte de la Rubia. Dann könnte es angesichts der Stärken der italienischen Wirtschaft auch zu einer Rally bei den Staatsanleihen kommen.
Die am Montag angekündigten Sparmaßnahmen von Frankreich lobte Torge Mittendorf, Volkswirt bei der WestLB, als ausgewogen, da sie jeweils zur Hälfte aus Steuererhöhungen und Ausgabekürzungen bestünden. Damit soll der Haushalt in zwei Jahren wieder die Maastricht-Kriterien erfüllen. Bemerkenswert ist laut de la Rubia, dass Präsident Nicolas Sarkozy diese Einsparungen so kurz vor den Wahlen durchführt. 'Dies dürften auch die Ratingagenturen goutieren.' Frankreich dürfte damit sein 'AAA'-Rating behalten. Dies ist vor allem für den Rettungsfonds EFSF besonders wichtig.
Die Schuldenkrise in der Eurozone dürfte nach Einschätzung der Ökonomen noch länger die Märkte bewegen. 'Es gab bisher keine Erfahrungswerte mit einem Währungsraum wie der Eurozone', sagte Kater. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die notwendigen Reformen kommen werden. Die Regierungen hätten erkannt, dass sich Finanzierungsbedingungen für die Länder grundsätzlich verschlechtert hätten.
Folgende Prognosen stellten die Volkswirte*:
- Ulrich Kater, DekaBank: (1,97 / 2,20 / 2,50 )
- Thomas Meißner, DZ Bank: (1,75 / 1,50 / 1,75 )
- Ulf Krauss, Helaba: (1,90 / 2,30 / 2,50)
- Cyrus de la Rubia, HSH Nordbank: (1,70 / 2,10 / 2,80)
- Jens Kramer, NORD/LB: (2,10 / 2,30 / 2,70)
- Torge Middendorf, WestLB AG : (1,80 / 2,00 / 2,40) °
*Die Werte beziehen sich auf die Frage: Wo stehen die Renditen von 10-jährigen
Bundesanleihen in zwei Monate, in sechs Monaten und in zwei Jahren (jeweils in Prozent). /jsl/hbr
Erschwert werden dürfte der Abbau der Haushaltsdefizite nach Einschätzung der Ökonomen auch durch die sich abschwächende Konjunktur. DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater erwartet im Winter eine 'milde Rezession' in der Eurozone. Die sich stark verschärfenden Kreditbedingungen würden die Konjunktur in den Problemländern der Eurozone belasten. Die schwache Konjunktur in Ländern wie Italien und auch Spanien dürfte auch die deutsche Wirtschaft belasten.
Die meisten der beteiligten Experten erwarten noch eine weitere Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB). Das geringere Wirtschaftswachstum dürfte die Inflation weiter dämpfen. Laut Deka-Chefvolkswirt Kater legt der neue EZB-Präsident Mario Draghi stärker den Fokus auf eine vorausschauende Geldpolitik. Die Zinspolitik könnte flexibler werden und der Leitzins möglicherweise auch unter ein Prozent gesenkt werden, falls die Krise sich weiter zuspitzt.
Entscheidend für die weitere Entwicklung in der Eurozone dürfte nach Einschätzung der Experten vor allem auch die Lage in Italien sein. 'Ohne ein überzeugendes Reform- und Sparprogramm wird Italien, auch wenn die Anleihen teilversichert werden, nicht genügend Käufer finden', sagte Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank. Sollte es jedoch zu durchgreifenden Reformen kommen, dürfte Italien wieder aus der Schusslinie geraten. 'Die Probleme in Italien sind mehr politischer und weniger wirtschaftlicher Natur', sagte de la Rubia. Dann könnte es angesichts der Stärken der italienischen Wirtschaft auch zu einer Rally bei den Staatsanleihen kommen.
Die am Montag angekündigten Sparmaßnahmen von Frankreich lobte Torge Mittendorf, Volkswirt bei der WestLB, als ausgewogen, da sie jeweils zur Hälfte aus Steuererhöhungen und Ausgabekürzungen bestünden. Damit soll der Haushalt in zwei Jahren wieder die Maastricht-Kriterien erfüllen. Bemerkenswert ist laut de la Rubia, dass Präsident Nicolas Sarkozy diese Einsparungen so kurz vor den Wahlen durchführt. 'Dies dürften auch die Ratingagenturen goutieren.' Frankreich dürfte damit sein 'AAA'-Rating behalten. Dies ist vor allem für den Rettungsfonds EFSF besonders wichtig.
Die Schuldenkrise in der Eurozone dürfte nach Einschätzung der Ökonomen noch länger die Märkte bewegen. 'Es gab bisher keine Erfahrungswerte mit einem Währungsraum wie der Eurozone', sagte Kater. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die notwendigen Reformen kommen werden. Die Regierungen hätten erkannt, dass sich Finanzierungsbedingungen für die Länder grundsätzlich verschlechtert hätten.
Folgende Prognosen stellten die Volkswirte*:
- Ulrich Kater, DekaBank: (1,97 / 2,20 / 2,50 )
- Thomas Meißner, DZ Bank: (1,75 / 1,50 / 1,75 )
- Ulf Krauss, Helaba: (1,90 / 2,30 / 2,50)
- Cyrus de la Rubia, HSH Nordbank: (1,70 / 2,10 / 2,80)
- Jens Kramer, NORD/LB: (2,10 / 2,30 / 2,70)
- Torge Middendorf, WestLB AG : (1,80 / 2,00 / 2,40) °
*Die Werte beziehen sich auf die Frage: Wo stehen die Renditen von 10-jährigen
Bundesanleihen in zwei Monate, in sechs Monaten und in zwei Jahren (jeweils in Prozent). /jsl/hbr