FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (ETR:DAX) dürfte auch in der neuen Woche keine klare Richtung finden. Hin- und hergerissen zwischen enttäuschenden Unternehmensausblicken und der anhaltenden Attraktivität von Aktien pendelt der Leitindex bereits seit zwei Wochen in einer recht engen Spanne um die Marke von 6600 Punkten. Nach dem Rücksetzer im Januar und der darauffolgenden Erholung Anfang Februar tritt das Börsenbarometer damit auf Jahressicht bislang auf der Stelle. Daran sollte Experten zufolge auch die mit Spannung erwartete Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag kaum etwas ändern. Die gute Konjunkturentwicklung liefere der EZB keinen Grund, die Wirtschaft mittels einer Leitzinssenkung weiter zu stützen und damit den Aktienmarkt anzuschieben, sagte Analyst Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank.
Hellmeyer geht vielmehr davon aus, dass sich die Wachstumskräfte derzeit auch ohne zusätzliche Hilfe von den Währungshütern verstärken. So hatte sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum im Februar überraschend weiter aufgehellt. Hierzulande hatte sich der Höhenflug beim Ifo-Geschäftsklima unerwartet fortgesetzt. Doch die guten Konjunkturdaten dürften erst mittelfristig in steigende Kurse münden, meinte der Experte. Auf kurze Sicht verhinderten markante Widerstände im Bereich zwischen 9700 und 9800 Punkten starke Kursgewinne im Dax. Andererseits dürften Kursverluste weiterhin das Kaufinteresse von Schnäppchenjägern auf sich ziehen und damit den Leitindex wieder stützen.
Unter dem Strich könnte der Dax also in der neuen Woche weiterhin mehr oder weniger auf der Stelle treten. Experte Markus Wallner von der Commerzbank rechnet ebenfalls mit einer Seitwärtsbewegung des Leitindex. Er bleibt weiter skeptisch: Denn anders als in der Vergangenheit hätten die Analysten angesichts deutlich besserer Ifo- Geschäftserwartungen ihre Gewinnerwartungen für die Dax-Unternehmen im Jahr 2014 bisher nicht angehoben, sondern weiter gesenkt. Die konservativen Ausblicke vieler Unternehmen in der laufenden Berichtssaison sprächen dafür, dass der Abwärtstrend bei den Ertragsschätzungen anhalte.
Für Analyst Markus Reinwand von der Helaba ist ebenfalls noch nicht ausgemacht, ob in der neuen Woche die Optimisten oder die Pessimisten das Ruder am Aktienmarkt übernehmen werden. Allerdings werde die Liste der Argumente, die für steigende Kurse sprechen, immer kürzer: 'Die Unternehmensgewinne halten nicht das, was die Frühindikatoren versprechen, Aktien sind inzwischen teuer und die US-Notenbank fährt ihr Kaufprogramm zur Stützung der Konjunktur zurück.' Insofern bliebe eigentlich nur der vielzitierte Anlagenotstand - also der Umstand, dass Alternativen zu Dividendenwerten derzeit wegen der Mini-Zinsen kaum in Betracht kommen. Dass dies aber kein belastbares Kaufargument für Aktien sei, hätten nicht zuletzt die jüngsten, zeitweilig heftigen Kursreaktionen im Zuge der Turbulenzen in den Schwellenländern und der Unruhen in der Ukraine gezeigt.
Deutliche Kursschwankungen könnten in der neuen Woche auch einige bedeutende Konjunkturdaten auslösen. Laut der Commerzbank stehen am Montag der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China und der ISM-Index aus den USA besonders im Blick der Anleger. Zudem wird EZB-Chef Mario Draghi vor einem EU-Parlamentsausschuss sprechen. Analyst Gerhard Schwarz von der Baader Bank erhofft sich davon Hinweise auf mögliche geldpolitische Maßnahmen, die die Europäische Zentralbank am Donnerstag verkünden könnte.
Am Freitag dann folgt aus den USA der wichtige Arbeitsmarktbericht für Februar. Er wird von den Anlegern mit Argusaugen verfolgt, da die US-Notenbank bislang noch ihre Geldpolitik an die Entwicklung des Arbeitsmarktes koppelt. Erste Hinweise auf die dortige Entwicklung könnte die Beschäftigungsumfrage des privaten Dienstleisters ADP liefern, die bereits am Mittwoch veröffentlicht wird.
Hierzulande geht die Berichtssaison in eine neue Runde. So werden am Dienstag der Versorger RWE (ETR:RWE) und der Konsumgüterkonzern Beiersdorf (ETR:BEI) ihre Bücher öffnen. Der Nivea-Konzern dürfte Analysten zufolge 2014 seinen Wachstumskurs fortsetzen.
Zur Wochenmitte folgt dann der Sportartikelhersteller Adidas (ETR:ADS), bevor am Donnerstag die Deutsche Telekom (ETR:DTE) sowie der Pharma- und Chemiekonzern Merck (ETR:MRK) ihre Jahreszahlen präsentieren. Hinzu kommen an diesem Tag aus der zweiten Reihe der Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) (ETR:KCO), das Verlagshaus Axel Springer (ETR:SPR) sowie der TV-Konzern RTL (ETR:RRTL). Am Freitag schließlich legen der Maschinenbauer Gea Group (ETR:G1A), der Flughafenbetreiber Fraport (ETR:FRA) und der Chemiekonzern Evonik (ETR:EVK) ihre Berichte vor.e
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---