Investing.com - Die Anleger warten auf neue Konjunkturdaten, die heute veröffentlicht werden, während die Wall Street damit beschäftigt ist, den unerwartet starken Anstieg der Verbraucherpreisinflation und die mögliche Reaktion der Fed darauf einzuordnen. Ein weiteres Thema ist die erwartete Zinsentscheidung der EZB. Derweil setzt das Management des britischen Chip-Designers Arm den Ausgabepreis für seinen mit Spannung erwarteten Börsengang am oberen Ende der Spanne fest.
1. US-Futures legen zu
Die US-Aktienfutures tendieren heute im vorbörslichen Handel fester. Viele Anleger warten auf neue Konjunkturdaten und überlegen sich, welche Auswirkungen eine unerwartet hohe Inflationsrate auf die Geldpolitik der Fed haben könnte.
Aktuell notiert der Dow Future 0,2 % im Plus, der S&P 500 legt 0,3 % zu und der Nasdaq 100 kletterte 0,4 %.
Die wichtigsten Wall-Street-Indizes zeigten sich gestern weitgehend uneinheitlich. Viele Anleger versuchten abzuschätzen, ob die US-Notenbank nach der Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex für August eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr in Betracht ziehen würde. Das viel beachtete Maß für die Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt hat sich beschleunigt und erreichte aufgrund gestiegener Benzinpreise den höchsten Stand seit 14 Monaten. Allerdings war der Anstieg auf Jahressicht des zugrundeliegenden Preiswachstums der niedrigste seit fast zwei Jahren war.
Laut dem Fed-Funds-Futures-Tool von Investing.com geht der Großteil der Marktteilnehmer nach wie vor davon aus, dass die US-Notenbank die Kreditkosten bei ihrer nächsten Sitzung Ende des Monats in einer Spanne von 5,25 % bis 5,50 % belassen wird. Dennoch gibt es Anzeichen für einen hartnäckigen Inflationsdruck, und die Märkte rechnen mit einer Wahrscheinlichkeit von etwas mehr als 1 zu 3, dass die Fed-Verantwortlichen die Zinsen entweder im November oder im Dezember anheben werden.
2. Weitere Inflationsdaten stehen an
Auch heute wird sich die Fed mit weiteren Daten befassen müssen, wenn um 14:30 Uhr MESZ der US-Erzeugerpreisindex und die Zahlen aus dem Einzelhandel für August vorgestellt werden.
Auf Monatsbasis wird erwartet, dass der Erzeugerpreisindex in den USA, der die Preise misst, die Unternehmen für ihre Waren und Dienstleistungen erhalten, von 0,3 % auf 0,4 % steigt. Auf Jahresbasis rechnen Ökonomen mit einer leichten Beschleunigung der Rate von 0,8 % auf 1,2 %.
Die Einzelhandelsumsätze dürften sich im Monatsvergleich von 0,7 % im Juli auf 0,2 % verlangsamt haben, was ein mögliches Zeichen dafür ist, dass die Verbraucher den Druck der beispiellosen Zinserhöhungskampagne der Fed zu spüren bekommen.
Neben Inflationsdaten stehen auch die Zahlen zu den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung in den USA an. Sie dürften um 9.000 auf 225.000 gestiegen sein. Die Zahl der Erstanträge hat in der am 2. September endenden Woche den niedrigsten Stand seit Februar erreicht, was auf eine anhaltende Anspannung auf dem US-Arbeitsmarkt hindeutet.
Die Eindämmung der Arbeitsnachfrage und damit des Lohnwachstums ist eine zentrale Säule der Bemühungen seitens der Fed, die Inflation in den Griff zu bekommen
3. EZB-Zinsentscheidung
Die Europäische Zentralbank wird im Laufe des Tages ihre Zinsentscheidung bekannt geben.
Trotz neun Zinserhöhungen in Folge durch die EZB zeigen vorläufige Daten, dass die Inflation in der Eurozone mit ihren 20 Ländern inzwischen mehr als doppelt so hoch ist wie das 2-%-Ziel der Zentralbank in Frankfurt.
Die geldpolitische Straffung der EZB in Verbindung mit ähnlichen Maßnahmen von Zentralbanken auf der ganzen Welt sowie die wirtschaftliche Flaute in China haben der Wirtschaft in der Eurozone stark zugesetzt. Das verarbeitende Gewerbe leidet, die Kreditvergabe ist eingebrochen und der Dienstleistungssektor zeigt erste Anzeichen von Anspannung, was zur Sorge beiträgt, dass die Region in eine Rezession abgleiten könnte.
Die Art und Weise, wie die EZB-Vertreter ihre Zinsentscheidung angehen, war Anlass für intensive Diskussionen. Die wirtschaftlichen Befürchtungen haben viele Beobachter zu der Prognose veranlasst, dass die Notenbanker in diesem Monat auf eine Zinserhöhung verzichten werden, obwohl die Argumente für eine weitere Anhebung mehr als deutlich da sind. So hatte unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass die EZB ihre Inflationsprognose für das nächste Jahr auf über 3 % anheben wird.
4. Arm: IPO-Preis am oberen Ende der Bandbreite
Heute fällt der Startschuss für den Handel der Arm-Aktien (NASDAQ:ARM) in New York, nachdem der britische Chip-Designer den Ausgabekurs für seine Papiere bei seinem Börsengang auf 51 Dollar pro Stück festgelegt hat, womit er das obere Ende der angegebenen Spanne erreicht und eine vollständig verwässerte Bewertung von 54,5 Milliarden Dollar erzielt hat.
Der Börsengang ist der größte seit dem Debüt des Elektroautoherstellers Rivian (NASDAQ:RIVN) 2021 mit einem Volumen von rund 12 Milliarden Dollar. Viele Großkunden von Arm haben sich als Ankerinvestoren für den Börsengang bereit erklärt. Dazu gehören Apple (NASDAQ:AAPL), Nvidia (NASDAQ:NVDA) und der Google-Mutterkonzern Alphabet (NASDAQ:GOOGL).
Der Wert des Börsengangs liegt jedoch unter den 64 Milliarden Dollar, die der Arm-Eigentümer SoftBank (TYO:9984) im vergangenen Monat für den Erwerb der restlichen 25 % an dem Unternehmen ausgab. Er liegt allerdings auch über dem 40 Milliarden Dollar schweren Arm-Verkauf von SoftBank an Nvidia, der 2022 aufgrund des Widerstands der Aufsichtsbehörden gescheitert war.
Der Börsengang von Arm wird wahrscheinlich als Indikator für den in letzter Zeit ruhenden Markt für Börsengänge dienen, auf dem es aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit und der hohen Zinssätze relativ still geworden ist.
5. Ölpreise am 10-Monats-Hoch
Die Ölpreise sind im heutigen Handelsverlauf gestiegen. Die Händler konzentrieren sich auf die Prognosen einer Angebotsverknappung für den Rest des Jahres 2023. Sie rechnen mit einer soliden Nachfrage trotz eines Anstiegs der US-Rohöllagerbestände.
Die Internationale Energieagentur hielt in ihrem Monatsbericht von gestern weitgehend an ihren Prognosen für das Nachfragewachstum in diesem und im nächsten Jahr fest. Damit schloss sie sich den Erwartungen der OPEC an, die für dieses Jahr eine weiterhin angespannte Lage auf den Ölmärkten erwartet.
Nachdem Saudi-Arabien und Russland vor Kurzem ihre Förderkürzungen verlängert haben, kletterten beide Öl-Benchmarks gestern auf 10-Monats-Hochs. Die Märkte sahen auch weitgehend über den Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 4 Millionen Barrel in der vergangenen Woche hinweg, der die Erwartungen der Ölmarktbeobachter, die einen Lagerabbau um etwa 2 Millionen Barrel erwartet hatten, enttäuschte.
Aktuell kostet US-Rohöl 0,5 % mehr und notiert bei 88,97 Dollar pro Barrel, der Brent-Kontrakt klettert um 0,5 % auf 92,38 Dollar pro Barrel.