Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die USA und China liefern sich bei ihrem ersten persönlichen Aufeinandertreffen in diesem Jahr einen Schlagabtausch. Die Bank of Japan fährt ihren hyperaggressiven geldpolitischen Stimulus zurück, während Russland als drittes großes Schwellenland in dieser Woche die Zinssätze anhebt. Die dritte "Covid-19"-Welle in der EU nimmt an Fahrt auf und Paris wird wieder abgeriegelt. Nike (NYSE:NKE) kämpft mit Lieferkettenproblemen. Die wichtigsten Ereignisse an den Finanzmärkten am Freitag, den 19. März, finden Sie hier.
1. USA-China-Gespräche mit schlechtem Start
Die ersten direkten Gespräche zwischen den USA und China seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden, begannen in Alaska mehr schlecht als recht. Die chinesischen Delegierten warfen den USA alles Mögliche vor, von institutionellem Rassismus über Handelszölle bis hin zu Cyberspionage.
US-Außenminister Anthony Biden konterte und beschuldigte China, mit seinem Verhalten gegenüber Hongkong und Taiwan sowie seiner Behandlung der muslimischen Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang die regelbasierte Weltordnung zu untergraben. Eine der ersten Aktionen der Biden-Administration war es, China des Völkermordes in Xinjiang zu beschuldigen.
Ob das Treffen wirklich den Grundstein für einen respektvollen Umgang miteinander gelegt hat, darf mehr als angezweifelt werden. Die Investoren wussten die Situation jedenfalls gut einzuschätzen und schickten die chinesischen Aktienmärkte am Freitag auf Talfahrt. Die A-Aktien in China verloren über 3% und die Indizes CSI 300 und Chinext brachen um jeweils 2,8% ein.
Lesen Sie auch: Jetzt noch Intel-Aktien kaufen oder ist es zu spät?
2. Russland erhöht die Zinsen
Die Bank of Japan signalisierte, dass sie den Glauben an ihre jahrzehntelangen Bemühungen verliert, die Deflation mit Asset-Käufen besiegen zu können. Die Zentralbank gab ihr Versprechen auf, in diesem Jahr Aktien im Wert von 60 Billionen Yen zu erwerben. Man werde andere Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Rentabilität der Banken nicht zu sehr durch die Negativzinspolitik beeinträchtigt wird, so die BoJ.
Die BoJ erklärte außerdem, dass sie den langfristigen Anleiherenditen eine Schwankungsbreite von 25 Basispunkten zugestehen werde, nachdem der Markt zuvor von einem Bereich von 20 Basispunkten ausgegangen war. Dies wurde als eine leichte Straffung der Geldpolitik interpretiert, obwohl Gouverneur Haruhiko Kuroda Andeutungen in diese Richtung dementierte.
Damit war die BoJ die einzige Zentralbank der Industrienationen, die ihre Haltung in einer Woche mit vielen geldpolitischen Sitzungen änderte. Im Gegensatz dazu war die russische Zentralbank die dritte große Zentralbank der Schwellenländer, die in dieser Woche (nach Brasilien und der Türkei) mit einer Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 4,50% für eine Überraschung sorgte.
Lesen Sie auch: Der Coinbase-Börsengang: Ein IPO mit gewaltigen Chancen, aber auch Risiken
3. Wall Street vor Erholung - Nike-Aktie schwächelt
Die US-Börsen dürften am Nachmittag leicht höher eröffnen, aber nur der zyklisch geprägte Dow Jones steuert nach der Korrektur vom Donnerstag auf ein Wochenplus zu.
Gegen 11.30 Uhr stand der Dow Jones Futures gut 25 im Plus, während der S&P 500 Futures um 0,2% stieg und der NASDAQ Futures um 0,5% zulegte.
Der Markt stellt sich auf eine erhöhte Volatilität im Vorfeld des Verfalls der März-Futures und -Optionskontrakte auf die verschiedenen Indizes und Einzelaktien am Ende des Tages ein.
Ebenfalls im Fokus wird später Nike stehen, das als jüngstes Unternehmen vor Lieferkettenproblemen warnte, die sein Geschäft beeinträchtigen, nachdem es die Umsatzerwartungen für die drei Monate bis Februar verfehlt hatte. Schuld daran waren ein weltweiter Mangel an Schiffscontainern und die Überlastung der US-Häfen, so der Sportartikelhersteller. Die Aktie von Nike (NYSE:NKE) fiel im vorbörslichen Handel um 2,8%.
Lesen Sie auch: Wizz Air-Aktie: Ein Kandidat für das Depot?
4. Europas Virus-Fälle schießen hoch
Frankreich hat in acht Regionen - unter anderem in der Umgebung der Metropolen Paris und Nizza - für einen Monat einen strengen Lockdown verhängt, während Deutschland den größten Tagesanstieg an neuen Covid-19-Infektionen seit Januar verzeichnete. Auch in Polen und Ungarn, wo wichtige Fabriken der deutschen Fertigungsindustrie angesiedelt sind, zeigen die Infektionskurven weiterhin alarmierend nach oben.
Die europäischen Regierungen haben derweil den Impfstoff von AstraZeneca (LON:AZN) wieder freigegeben, nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde erneut betont hat, dass sie den Wirkstoff für sicher und effektiv hält.
Die USA teilten indes mit, dass sie 4 Millionen Impf-Dosen von AstraZeneca exportieren werden, die derzeit auf Lager liegen, aber nicht für die Verwendung in den USA vorgesehen sind. Die Impf-Dosen sollen jedoch nicht nach Europa, sondern nach Kanada und Mexiko geliefert werden.
Lesen Sie auch: Glänzende Aussichten für Rohstoffe: Mit diesen ETFs profitieren Sie vom Rohstoffboom
5. Erholung am Ölmarkt nach Ausverkauf am Donnerstag
Nach dem stärksten Tageseinbruch seit Monaten erholten sich die Rohölpreise am Freitag. Grund für den gestrigen Absturz waren Gewinnmitnahmen der Finanzakteure nach einer monatelangen Rallye, die bereits vor einer Woche erschöpft wirkte.
Die neue Corona-Welle, die Europa und Teile Indiens erfasst hat, dämpft offenbar den Optimismus hinsichtlich der Nachfrageentwicklung für den Rest des Jahres, wobei insbesondere die europäische Sommerreisezeit durch eine verzögerte Wiedereröffnung gefährdet ist - mit allen Konsequenzen für die Nachfrage nach Flugzeugtreibstoff und Benzin.
Gegen 11.30 Uhr notierte der Preis für die US-Sorte WTI um 1,6% höher bei 60,98 Dollar pro Barrel, während der Preis für die Nordseesorte Brent um 1,0% auf 63,91 Dollar pro Barrel stieg. Die CFTC-Positionierungsdaten und die Zahl der aktiven Bohrlöcher runden die Woche ab.
Lesen Sie auch: Ölpreis, der US-Dollar und der Druck steigender Inflationsraten