STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - euwax trends am nachmittag
Donnerstag, 26. Juli 2012
\'Verbal-Intervention\' von Mario Draghi bringt Aufwind
GfK: Kauflaune der Deutschen nimmt zu
Ein klares Bekenntnis des Chefs der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zur europäischen Währungsunion hat den Kursen heute Aufwind verliehen. Demnach stehe die EZB innerhalb ihres Mandats bereit, alles zum Erhalt des Euro zu tun. Börsianer spekulieren nun über mögliche Maßnahmen der Notenbanker. Experten zufolge könnte es unter anderem zum baldigen Ankauf spanischer Staatsanleihen kommen, um die Refinanzierungskosten des kriselnden Landes zu senken und die Finanzmärkte zu beruhigen. Außerdem hegt eine Reihe von Marktteilnehmern die Hoffnung, dass die US-Notenbank (Fed) bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche neue Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur beschließen werde und frisches Geld zur Verfügung stellt.
Trotz der zuletzt stark wachsenden Konjunkturskepsis nimmt die Kauflaune der Deutschen zu. Aufgrund des stabilen Arbeitsmarktes und der relativ hohen Lohnabschlüsse sind die Einkommen gestiegen. Nun geben die Verbraucher auch mehr Geld aus. Der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stieg im August um 0,1 auf 5,9 Punkte. Analysten hatten mit 5,8 Zählern gerechnet.
Überraschend gute Daten vom US-Arbeitsmarkt lassen leise auf eine Konjunkturbelebung hoffen. In der vergangenen Woche füllten nur noch 353.000 Amerikaner einen neuen Antrag auf Arbeitslosenhilfe aus. Das sind 35.000 weniger als der Woche zuvor. Damit wurde das erst Anfang des Monats erreichte Vier-Jahres-Tief von 352.000 nur knapp verfehlt.
Die US-Industrie zog im Juni 1,6 Prozent mehr Aufträge für langlebige Güter wie Maschinen und Fahrzeuge an Land. Das sind viermal so viele wie erwartet. Allerdings wurde das Bild ein wenig eingetrübt, weil der kräftige Zuwachs vor allem auf die starke Nachfrage nach Flugzeugen zurückzuführen ist. Ohne den Transportsektor fielen die Bestellungen um 1,1 Prozent und damit so stark wie seit Januar nicht mehr.
Der DAX legte heute kräftig zu und notierte am Nachmittag bei 6.561 Punkten mit 2,4 Prozent im Plus.
Die Mehrheit der kurzfristig orientierten Derivateanleger hatte nach dem schwachen Beginn des DAX am Morgen sofort entschlossen auf steigende Kurse gesetzt. Der Euwax Sentiment Index lag zeitweise bei plus 85 Punkten. Nach dem kräftigen Anstieg kam es dann schnell zu Gewinnmitnahmen bei Long-Zertifikaten und Call-Optionsscheinen auf den DAX. Viele Marktteilnehmer kauften jetzt auch bereits wieder Puts, so dass der Euwax Sentiment Index am Nachmittag im Bereich von minus 70 Punkten lag.
Börse Stuttgart TV
Mittlerweile ist die Berichtssaison in Deutschland in vollem Gange. Zu Beginn der Woche gab es von SAP und Daimler noch gute bis sehr gute Zahlen, doch die Bilanz der konjunktursensiblen Siemens sorgte dann eher für eine negative Überraschung. Was kann man von der Berichtssaison noch erwarten? Wie belastend könnte die Schuldenkrise noch werden? Arne Sand von der Vermögensverwaltung Sand & Schott sprach darüber bei Börse Stuttgart TV.
Interview hier abrufbar:
https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersestuttgarttv/boersestuttgarttv.html?vid=7613
Die Ratingagentur MoodyŽs hat jetzt auch den Ausblick für 17 deutsche Kreditinstitute gesenkt. Betroffen sind Banken, die Staatsgarantien übernommen haben. Dazu zählen die KfW, die Landwirtschaftliche Rentenbank, die Förderbank Bayern sowie die NRW Bank. Auch die Deutsche Bank ist über ihre Tochter Postbank indirekt betroffen. Denn für die Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL), die später in der Postbank aufging, hatte wiederum der Staat bis 1999 Garantien übernommen, für die er laut MoodyŽs immer noch hafte.
Nach den Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi kauften Investoren aber auch wieder vermehrt Bankaktien. So verteuerte sich die Commerzbank-Aktie um 6,5 Prozent auf 1,21 Euro. Die Deutsche Bank kletterte um 4,7 Prozent auf 23,57 Euro.
Jetzt hat auch die Berichtssaison in Deutschland Fahrt aufgenommen. Heute schauen die Börsianer vor allem auf die Zwischenberichte und Bilanzen von BASF, Siemens, MAN und Volkswagen.
BASF konnte des bereinigten Betriebsgewinn im abgelaufenen Quartal um elf Prozent steigern. Der Umsatz legte um sechs Prozent zu. Der Konzern rechne für das zweite Halbjahr zwar nicht mehr mit einer Belebung des Geschäfts, an der eigenen Prognose für das Gesamtjahr halte man aber fest. Dabei soll das Ergebnis aus dem Vorjahr übertroffen werden. Die Aktie notierte am Nachmittag bei 57,60 Euro mit 2,6 Prozent im Plus.
Siemens wurde hingegen von der weltweiten Konjunkturabkühlung stärker erfasst. Der Auftragseingang brach zuletzt um ein Viertel ein. Der Quartalsgewinn blieb hinter den Erwartungen zurück. Deshalb zweifelt Konzernchef Peter Löscher an der eigenen Jahresprognose. Zudem wurde der geplante Börsengang von Osram abgesagt. Die Siemens-Aktie gab gegen den allgemeinen Markttrend um 1,6 Prozent auf 66,23 Euro nach.
Schlimmer erwischte es jedoch MAN. Die Schuldenkrise in Europa und die trüben Aussichten für die Weltkonjunktur ließen den operativen Gewinn im ersten Halbjahr um 38 Prozent auf 471 Millionen Euro einbrechen. Deshalb muss nun auch die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr einkassiert werden. Die Gewinnwarnung sorgte bis zum Nachmittag für einen Kursverlust der MAN-Aktie um 6,3 Prozent auf 73,25 Euro.
Volkswagen konnte hingegen den Gewinn im ersten Halbjahr steigern und bekräftigte deshalb die eigene Jahresprognose. Der Kurs der Vorzugsaktie hatte in den vergangenen Wochen bereits um mehr als zwölf Prozent zugelegt, so dass es heute erstmal zu Gewinnmitnahmen kam. Das Papier notierte am Nachmittag bei 131,95 Euro mit 1,3 Prozent im Minus.
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Quelle: Boerse Stuttgart AG
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