La Française Group: COP27 - wir möchten glauben: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg"
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La Française Group: COP27 - wir möchten glauben: "Wo ein Wille ist, ist auch
ein Weg"
31.10.2022 / 09:09 CET/CEST
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COP27 - wir möchten glauben: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg"
Von Marie Lassegnore, CFA, Head of Sustainable Investments, La Française AM
Der zum Abschluss der COP26 verabschiedete Klimapakt von Glasgow fordert die
Vertragsparteien auf, "die Ziele für 2030 in ihren nationalen Beiträgen zu
überprüfen und zu verstärken, soweit dies erforderlich ist, um das
Temperaturziel des Pariser Abkommens bis Ende 2022 zu erreichen". Im Vorfeld
der COP27 könnte die multilaterale Zusammenarbeit in einem sehr angespannten
geopolitischen Kontext, der von Nahrungsmittelknappheit, einer Energiekrise,
ungebremster Inflation und einer steigenden Rezessionswahrscheinlichkeit
geprägt ist, schwierig werden. Wo stehen wir eigentlich und was können wir
von der COP27 erwarten?
Trotz des schwierigen Umfelds 2022 gab es ehrgeizigere Zusagen von
Australien (revidiertes Emissionsreduktionsziel von 27 % auf 43 % bis 2030
gegenüber 2005), Indien (erhöhtes Emissionsreduktionsziel von 34 % auf 45 %
bis 2030 gegenüber 2005 und Netto-Null bis 2070) und den USA mit dem
"Inflation Reduction Act", der größten Klimaschutz- und Energieinvestition
der amerikanischen Geschichte (Emissionsreduktionsziel von 50 % bis 2030
gegenüber 2005 und Netto-Null bis 2050).
Einige der auf der COP26 angekündigten sektoralen
Dekarbonisierungsinitiativen haben bereits Fortschritte gemacht:
* Die Industrial Deep Decarbonization Initiative (IDDI), deren Mitglieder
inzwischen 11 % bzw. 5 % des weltweiten Stahl- und Zementverbrauchs
ausmachen
* Die globale Methanverpflichtung, die darauf abzielte, die
Methanemissionen bis 2030 um 30 % zu reduzieren, hat sich zum "Global
Methane Pledge Energy Pathway" weiterentwickelt. Dieser kann nun 59 Mio.
US-Dollar an zweckgebundenen Finanzmitteln und Sachleistungen für die
Umsetzung der Hauptziele bereitstellen: Ausschöpfung des maximalen
Potenzials für eine kosteneffiziente Methanreduzierung im Öl- und
Gassektor und schnellstmögliche Abschaffung des routinemäßigen Abfackeln
bis spätestens 2030.
Nach der chaotischen Handhabung der Energiekrise in Europa im Jahr 2022 ist
die Machbarkeit und Glaubwürdigkeit des "Global Coal to Clean Power
Transition Statement", in dem sich die Industrieländer zum Ausstieg aus der
Kohleverstromung bis 2030 und die Entwicklungsländer bis 2040 verpflichtet
haben, das beherrschende Thema.
Was wäre ein positives Ergebnis der COP27? Fortschritte bei der Erreichung
des 100-Milliarden-US-Dollar-Ziels für die Klimafinanzierung pro Jahr sind
von größter Bedeutung, ebenso wie die Festlegung eines neuen Ziels für die
Zeit nach 2025. 2020 wurden laut den auf der COP26 bekannt gegebenen Zahlen
lediglich 83 Mrd. US-Dollar für die Klimafinanzierung mobilisiert. Dabei
stammen 98 % der Mittel aus dem öffentlichen und nur 2 % aus dem privaten
Sektor, sodass noch reichlich Spielraum für eine Steigerung besteht. Die
"Glasgow Financial Alliance for Net Zero" (GFANZ) wurde mit genau diesem
Ziel gegründet, die Finanzierungslücke bei der Klimafinanzierung zu
schließen. Sie hat mehr als 450 Mitglieder mit einem verwalteten Vermögen
von über 130 Billionen US-Dollar bei ihrer Gründung im Jahr 2021
zusammengebracht. Seitdem gab es zwar viele weitere Zusagen, aber die
ESG-Bashing-Bewegung in den republikanischen US-Bundesstaaten hat in den
letzten Monaten Bedenken über die Positionierung der Banken in Bezug auf den
Klimaschutz geweckt. Marktteilnehmer befürchten, dass die Allianz (ETR:ALVG) zerbrechen
könnte, sollten sich die US-Banken zurückziehen, weil die
Net-Zero-Verpflichtungen Haftungsrisiken mit sich bringen, die heute als zu
hoch angesehen werden könnten.
Diese große Kluft des Markts treibt Finanzakteure in entgegengesetzte
Richtungen und ist kontraproduktiv für die Mobilisierung der
Klimafinanzierung. Tatsächlich lenkt das die Finanzindustrie ab, obwohl es
um eine praktische, eher kurzfristige Herausforderung geht: Wie können die
Ausgaben für ein dringendes langfristiges Problem erhöht werden bei
gleichzeitiger Berücksichtigung der drohenden wirtschaftlichen Rezession?
Diese Frage wird von Unternehmen und Regierungen nicht auf die gleiche Weise
beantwortet werden.
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten reagieren die Unternehmen mit einer
Kürzung der Investitionspläne, einem Einstellungsstopp (vielleicht sogar mit
Entlassungen), der Aufrechterhaltung eines reibungslosen Betriebs und der
Maximierung der Effizienz. CEOs haben jedoch ein Mandat, das über den
Rezessionszyklus hinausgeht, und müssen eine Vision von langfristiger,
nachhaltiger Rentabilität einbringen, die heute ohne Berücksichtigung
sozialer und ökologischer Gesichtspunkte nicht vorstellbar ist. Unsere
Erfahrung bei der Prüfung von Investitionsmöglichkeiten für unsere
Klimaschutzkonzepte zeigt, dass die Fähigkeit eines Vorstandsteams, über
kurzfristige Turbulenzen hinauszublicken und gleichzeitig in das zu
investieren, was das Unternehmen braucht, wenn die Zeiten wieder besser
werden, z. B. Mitarbeiterbindung, Umstrukturierung des Unternehmens,
Umstellung des Produktangebots usw., Ausdruck großer Führungsstärke und
effizienter Unternehmensführung ist.
Andererseits wird von den Regierungen der großen Volkswirtschaften erwartet,
dass sie in schwierigen Zeiten unterstützen: Sie sollen neue Maßnahmen
entwickeln und verabschieden, die eine Krise in eine Chance verwandeln
können. Außerdem dürfen die Regierungen nicht übersehen, was bei einer
kurzfristigen Betrachtung unberücksichtigt bliebe: die soziale
Nachhaltigkeit und die Erfüllung der grundlegenden sozialen Bedürfnisse der
Bürger. Angesichts des zunehmenden Drucks auf die Landwirtschaft, verursacht
durch extreme Wetterereignisse, stehen Anpassungsmaßnahmen ganz oben auf der
gesellschaftlichen Agenda und könnten daher zu mehr finanziellen
Verpflichtungen führen. Die Anpassungsfinanzierung sowie Regelungen über
Verluste und Schäden (für besonders gefährdete Länder) stehen ganz oben auf
der Prioritätenliste der diesjährigen COP.
2022 ereignete sich der zweitschwerste und teuerste Wirbelsturm in den USA.
Hurrikan Ian verursachte Schäden in Höhe von schätzungsweise mehr als 100
Milliarden US-Dollar. Überschwemmungen in Pakistan und Australien,
Dürreperioden von bisher ungekanntem Ausmaß (eine der schlimmsten seit 500
Jahren), Hitzewellen und Waldbrände in der nördlichen Hemisphäre sind
Klimakatastrophen, die künftig 15 bis 30 Mal häufiger auftreten dürften. Die
unmittelbaren Auswirkungen betreffen nicht nur das Bauwesen, sondern auch
die Ernährungssicherheit, d. h. Rückgang der Ernteerträge (30 % weniger
Reisernte in Norditalien im letzten Sommer) und folglich der Rohstoffe.
Längerfristig sind auch Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die
Ökosysteme zu erwarten, die sich noch stärker bemerkbar machen werden.
Die COP27 wird vor einem sehr düsteren wirtschaftlichen und geopolitischen
Hintergrund tagen. Auch wenn die Erwartungen niedrig sind, sollten positive
Überraschungen nicht ausgeschlossen werden. Wir können nur hoffen und uns
dafür einsetzen, dass unsere Politiker über die drohende Rezession und die
geopolitischen Spannungen mit Russland hinausblicken und ehrgeizigere
Klimapläne zum Schutz unserer Welt fördern.
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