Investing.com - Die ehemalige Chefin der Federal Reserve Janet Yellen sieht die US-Wirtschaft angesichts des Coronavirus auf eine Rezession zusteuern. Auch Europa dürfte mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen haben. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
"Die Auswirkungen auf das ohnehin schwache Europa könnten erheblich sein, und es ist durchaus möglich, dass (das Coronavirus) die Vereinigten Staaten in eine Rezession stürzt", sagte Yellen am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Michigan. "Wenn es die Vereinigten Staaten nicht mit voller Wucht trifft, ist dieses (Szenario) weniger wahrscheinlich. Wir hatten einen ziemlich soliden Ausblick, bevor dieses Ereignis eingetreten ist - und es besteht ein gewisses Risiko, aber im Grunde denke ich, dass die Aussichten in den USA ziemlich gut sind."
Die Weltwirtschaft war schwach, begann sich aber zu erholen, bevor das Virus ausbrach, erklärte Yellen. Die durch den Ausbruch in China verursachte Stilllegung von Produktionsstätten wird sich zwangsläufig auf die Lieferketten auswirken und zu einem Rückgang der Verbraucherausgaben führen, da die Menschen unter Quarantäne gestellt wurden oder nicht mehr reisen können.
Die Furcht vor den Folgen des Coronavirus hat auch die Finanzmärkte weiter fest im Griff. Angesichts der daraus resultierenden Wachstumssorgen stürzten die Renditen in den USA ab. Die Renditen mit einer Laufzeit von 10 und 30 Jahren erreichten zuletzt neue Rekordtiefs. Das schürt die Erwartung, dass die Federal Reserve die Zinsen eher früher als später absenken wird, um die Wirtschaft zu unterstützen.
"Die Marktteilnehmer werden von der Fed eine gewisse Unterstützung erwarten", glaubt Yellen. "In den meisten entwickelten Ländern sind die Zinssätze aber bereits niedrig - und auch in den Vereinigten Staaten sind sie sehr niedrig, aber höher als in den meisten anderen entwickelten Volkswirtschaften. Die Fed hat einen gewissen Spielraum - aber es ist kein Allheilmittel. Allerdings wird sie die Verbraucherausgaben und die US-Wirtschaft sowie die Finanzmärkte etwas unterstützen. Und wenn es sehr ernst wird, könnte die Fiskalpolitik natürlich auch eine aktivere Rolle spielen."