von Robert Zach
Investing.com - Aktuelle Daten deuten nicht auf eine breite Entankerung der mittelfristigen Inflationserwartungen hin, sagte der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, am Dienstag. Die Mehrheit der Messgrößen für die längerfristigen Inflationserwartungen liege bei etwa 2 %, versicherte er.
Gleichwohl konstatierte Lane, dass die Inflationserwartungen der privaten Haushalte für die nächsten drei Jahre über die Zielvorgabe gestiegen seien, "obwohl die Terminstruktur der Erwartungen nach wie vor abwärts geneigt ist". Demgegenüber prophezeien marktbasierte Indikatoren, dass die Inflation "im Laufe des Jahres 2024 auf ein Niveau zurückkehren wird, das mit unserem Ziel vereinbar ist".
Die Inflation in den EU-Staaten stieg im September auf ein neues Rekordniveau von 10,0 %. Schuld daran ist vor allem die Energiekrise, die den gesamten Euroraum fest im Griff hat.
Zur Eindämmung der Inflation hat die EZB ihren Leitzins in diesem Jahr bereits zweimal erhöht - einmal um 50 Basispunkte im Juli und um 75 Basispunkte im September. Die Marktteilnehmer erwarten eine weitere große Zinserhöhung auf der Oktober-Sitzung.
Zuletzt hatte der Gouverneur der französischen Zentralbank, Francois Villeroy de Galhau, Bedenken geäußert, ob die Europäische Zentralbank in der Lage sei, mit dem Zinserhöhungstempo in den Vereinigten Staaten Schritt zu halten.
Wie Villeroy sagte, sei es für eine Prognose noch zu früh, ob die EZB ihren Leitzins auf ihrer Sitzung am 27. Oktober, eine Woche vor der nächsten Sitzung der Federal Reserve, um 50 oder 75 Basispunkte anheben werde. Gleichzeitig sagte Villeroy, dass der Refinanzierungssatz der Bank bis Ende des Jahres auf seinem neutralen Niveau - also "etwas weniger als 2 %" - liegen sollte, was der EZB Spielraum für eine Reduzierung ihrer Bilanz geben würde.